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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Kumpels«, fügte er hinzu. »Jetzt haben wir doch was zu beißen, und wenn im Königreich Schweden jemals ein Autodiebstahl genauer untersucht wurde, dann verspreche ich, das Handtuch zu werfen.« Aber davon könnt ihr wirklich nur träumen, ihr Pappnasen, dachte er.
     
    55
     
    Im Zimmer des Bezirkspolizeichefs ein Stockwerk höher hatte man keine Ahnung von der Begeisterung, die in den Räumlichkeiten der Ermittlertruppe eine Treppe tiefer ausgebrochen war. Im Gegenteil, der Bezirkspolizeichef machte sich echte Sorgen, und wie so oft teilte er sie mit seinem Mitarbeiter Kommissar Olsson, denn der war getreu und klug zugleich.
    Schon am frühen Morgen hatte seine Sekretärin ihn in seinem Sommerhaus angerufen, obwohl er doch Urlaub hatte, und das alles nur, um ihm von den Briefen von JK und JO zu berichten. Solche Dinge waren ihm bisher total erspart geblieben, obwohl er nun schon fast fünfundzwanzig Jahre bei der Polizei war und mit den Jahren immer mehr Mitarbeiter bekommen hatte, die er im Zaum halten musste. Da ihm keine Wahl blieb, hatte er sich mehr oder weniger sofort ins Auto gesetzt und die an die hundert Kilometer lange Fahrt zur Wache nach Växjö hinter sich gebracht. Zuerst allerdings hatte er noch nach seiner geliebten Gattin gesehen. Wie immer lag sie unten am Steg und sonnte sich, und wie immer winkte sie nur abwehrend, als er sie an den Schutzfaktor erinnern wollte.
    Schon im Wagen hatte er seinen treuen Knappen Olsson angerufen, und im Hinblick auf den leicht brisanten Charakter der Angelegenheit hatte er sorgfältig betont, dass sie das erst unter vier Augen diskutieren und die Kollegen von der Zentralen Kriminalpolizei durchaus noch nicht informiert werden müssten.
    »Da bin ich ganz deiner Meinung, Chef«, sagte Olsson und versprach, sofort mit Bäckström zu sprechen, damit der in Olssons Abwesenheit die Morgenbesprechung leite. Olsson wollte Bäckström gegenüber jedoch nicht ins Detail gehen.
     
    Nachdem sie die neue Lage in aller Ruhe bei einer Tasse Kaffee besprochen hatten, zeigte sich, dass sie noch in vielen anderen Punkten einer Ansicht waren. Der Zeitungsartikel war, genau wie immer, einseitig und gewaltig übertrieben, allerdings hatte Olsson tatsächlich mehrmals versucht, die Kollegen von der Zentralen Kriminalpolizei zur Mäßigung zu bewegen.
    »Ich betrachte das teilweise als eine Folge der Tatsache, dass sie eine ganz andere Polizeikultur haben als wir hier unten«, meinte Olsson. »Um die Kosten müssen die sich offenbar nie Sorgen machen. Die können einfach hupen und losdüsen, wenn ich das mal so sagen darf«, fügte er hinzu.
    Was die Antwort an (O und JK anging, so versprach er außerdem, sehr bald mit allerlei Präzisierungen und Vervollständigungen herauszurücken, darüber brauche sein Chef sich also keine Sorgen zu machen.
    »Schlimmstenfalls lese ich denen das Gesetz vor«, sagte Olsson und setzte sich gerade.
    Olsson ist ein Fels, dachte der Bezirkspolizeichef, und wenn es irgend möglich wäre, hätte er ihn auch gebeten, den soeben ernannten Chef der Zentralen Kriminalpolizei anzurufen. Das war ein Gespräch, das er wohl mehr oder weniger sofort hinter sich bringen musste und vor dem ihm schon seit dem frühesten Morgen grauste. Wie wird der noch genannt, überlegte er. Der Schlächter aus Ädalen?
    Er selbst war ihm nur einige Male begegnet, aber das war mehr als genug gewesen, um zu verstehen, womit er diesen Spitznamen verdient hatte. Ein großer, grober Norrländer, der nur selten etwas sagte, die Leute aber auf eine Weise ansah, die durchaus nicht zur Gemütsruhe der Betrachteten beitrug. Er war so eine Art primitiver Emporkömmling, ohne Herkunft, Ausbildung oder auch nur einen Anflug von juristischer Schulung, dachte der Bezirkspolizeichef, und ihn durchfuhr ein kalter Schauer.
    Vielleicht rufe ich doch lieber selbst an, dachte der Bezirkspolizeichef, und ohne weiter darüber nachzudenken, gab er die Nummer ein, unter der noch vor einer Woche sein alter Kommilitone zu erreichen gewesen war.
    »Johansson«, antwortete die schroffe Stimme am anderen Ende der Leitung.
     
    Der Zettkazeh Lars Martin Johansson war nicht der Einzige, dessen Telefon heißlief. Ungefähr zu dem Zeitpunkt, zu dem der Bezirkspolizeichef ihn anrief, klingelte der Chef der TP-Gruppe, Kommissar Per Jönsson, seinen Kollegen Bäckström unten in Växjö an, um ihm in Verbindung mit dem DANN-Fund im gestohlenen Wagen, von dem er soeben gehört hatte, seine Dienste anzubieten. Eine

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