Moerderische Idylle
sehr schwer verdauliche Tatsache. Dass seine Finger im polizeilichen Register nicht vertreten waren. Wenn er der war, für den sie ihn mit Fug und Recht doch halten konnten, hätten sie dort nämlich auftauchen müssen, und wenn er nun die Ausnahme war, die jede Regel bestätigte, dann hatte es an die dreißig Jahre gedauert, bis er in Enokssons Leben als Polizist aufgetaucht war.
»Du glaubst nicht, dass er uns in die Irre führen will«, überlegte Olsson. »Ich meine, abgesehen davon, dass uns offenbar diese verdammten Abdrücke fehlen, stimmt es doch sonst fast bis aufs i-Tüpfelchen mit diesem Profil überein.«
Was redet der denn da, dachte Enoksson verwundert.
»Natürlich sind die Finger des Täters alles«, sagte Enoksson. »Was bringt es aber, eine falsche Spur zu legen? Abgesehen davon, dass weder ich noch irgendwer sonst begreifen kann, wie er das rein praktisch geschafft haben soll. Alles andere, was zu dem Profil der Stockholmer Kollegen passt, scheint ihm doch ganz vertraut zu sein.«
»Es kann einfach sein, dass er diese Kleinigkeit anderswo gelernt hat. Dass er noch nicht lange hier ist und wir ihn deshalb noch nicht im Register haben«, schlug Olsson vor. »Ungefähr wie unser Vergewaltiger«, fügte er hinzu.
»Kann schon sein«, sagte Enoksson und sah skeptisch aus. »Warum Linda auch immer eine solche Gestalt mitten in der Nacht eingelassen haben sollte.«
»Wenn sie das denn getan hat«, wandte Olsson ein und wirkte plötzlich ziemlich zufrieden mit sich. »Wir dürfen nicht vergessen, dass wir ganz einfach nicht wissen, wie er in die Wohnung gelangt ist.«
»Ich hab mir da etwas überlegt«, sagte Lewin zögernd und mit schwermütiger Miene.
»Jaa«, fragte Olsson und beugte sich vor.
»Ach nein«, sagte Lewin. »Vergiss es«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich komm noch darauf zurück. War nur so ein vager Gedanke.«
Die Vernehmung des Autobesitzers und aller anderen, die möglicherweise weiterhelfen konnten, hatte leider auch nur Fragezeichen und neue Unklarheiten hinterlassen. Der pensionierte Flugkapitän, dem das Auto gehörte - Bengt Borg, siebenundsechzig, noch ein Bengt in der Personenliste der Lindaermittlung -, hatte den Wagen nicht mehr benutzt, seit er ihn ungefähr zwei Jahre zuvor vom Land in die Stadt geholt hatte. Er hatte noch ein weiteres und vor allem neueres Auto, mit dem er nun durch die Gegend fuhr. Nach seiner Pensionierung war er mit seiner Frau in ihr Sommerhaus außerhalb von Växjö gezogen, und zu keiner Jahreszeit verbrachten sie viel Zeit in ihrer Wohnung in der Stadt. Der alte Saab war auf dem zur Wohnung gehörigen Parkplatz stehen geblieben, und das mehr oder weniger seit zwei Jahren eben.
Eine seiner erwachsenen Töchter hatte ihn früher benutzt, aber auch sie hatte jetzt seit einigen Jahren einen eigenen Wagen. Die Tochter war übrigens fünfunddreißig Jahre alt, arbeitete beim Bodenpersonal auf dem Flugplatz von Växjö und hatte selber eine Tochter, die inzwischen sieben war und im Herbst in die Schule kommen würde. Overall und Kindersitz aus dem Kofferraum gehörten ihr, und der Großvater des Kindes wagte die Vermutung, dass sie einen Hinweis darauf liefern könnten, wann die Mutter das gestohlene Auto zuletzt benutzt hatte. Der Kindersitz war von der kleinsten Größe, und das Etikett behauptete, dass der rosa Overall für Kinder unter drei Jahren bestimmt war. Vier Jahre zurück in der Zeit, das stimmte durchaus mit seinen eigenen Erinnerungen überein.
Das Sicherste wäre es natürlich, die Tochter zu fragen. Das Problem war, dass sie, ihr Mann und die siebenjährige Enkelin nach Australien gereist waren, um zwei Monate lang diesen spannenden Erdteil zu erforschen. Der Papa Flugkapitän hielt das für keine dumme Idee, da Australien doch auf der südlichen Halbkugel lag, und der kühle Winter, der um diese Jahreszeit dort herrschte, war seiner eigenen Erfahrung nach der fast tropischen Hitze, die ihn und die anderen Smäländer seit zwei Monaten so quälte, doch vorzuziehen.
»Aber wenn es sehr wichtig für Sie ist, kann ich versuchen, sie zu erreichen«, schlug Papa Flugkapitän hilfsbereit vor. »Auf jeden Fall kommt sie in einer Woche nach Hause. Meine Enkelin fängt ja im Herbst mit der Schule an.«
Kriminalinspektor Salomonson bedankte sich für das Angebot, glaubte aber, die Angelegenheit werde sich auch so klären lassen.
»Sie wissen nicht, ob irgendwer den Wagen geliehen haben könnte?«, fragte Salomonson.
Das
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