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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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üblichen Morgenkaffee ein Stück Prinzessinnentorte verzehrt. »Ich hatte sogar ein Tablett genommen, damit ich nicht hin und her zu laufen brauchte. Ich muss ja an meinen Stock denken«, erklärte sie.
    Bleibt noch ein Problem, und wie löse ich das, dachte Lewin.
    »Und jetzt möchten Sie sicher wissen, Herr Kommissar, ob ich meine Brille getragen habe«, sagte die Zeugin und musterte ihn über den Brillenrand hinweg.
    »Ja«, sagte Lewin und lächelte freundlich. »Wie halten Sie es mit der Brille, Frau Rudberg?«
    Nichts einfacher als das, meinte die Zeugin. Als Letztes, bevor sie abends ins Bett ging, nahm sie die Brille ab und legte sie griffbereit auf ihren Nachttisch. Als Erstes jeden Morgen und noch ehe sie aus dem Bett aufstand, setzte sie sie wieder auf.
    »Was sollte ich denn ohne Brille auf dem Balkon«, sagte sie. »Das war ja was. Da würde ich wahrscheinlich nicht mal hinfinden«, fügte sie hinzu.
     
    Blieb der Mann, der sich unten auf dem Parkplatz am Auto zu schaffen gemacht hatte. Das läuft ja wie geschmiert, dachte Lewin.
     
    Ziemlich klein, dunkel, schnell und geschmeidig. Durchtrainiert, wie man heute sagte. Sah gut aus, auf die Weise, wie die Burschen in der Jugend der Zeugin gut ausgesehen hatten.
    »Aber damals brauchte man nicht jede Menge Training, um den Körper in Form zu halten«, sagte sie.
     
    Wie alt mochte er gewesen sein, wollte Lewin wissen.
     
    Wie sie selbst, als die Burschen noch so ausgesehen hatten und sie auf diese Art hinter ihnen hergeschaut hatte, und natürlich ein paar Jahre älter als sie damals, weil die Burschen eben immer ein paar Jahre älter gewesen waren, das waren sie wohl noch immer, wenn sie die Sache richtig sah. »Der war so fünfundzwanzig, dreißig, wenn man das so sagen kann«, sagte sie. »Aber natürlich. Heutzutage finde ich, dass fast alle Leute ganz jung aussehen, also kann er auch ein Stück älter gewesen sein«, überlegte sie und seufzte.
    »Und Sie glauben, ihn erkannt zu haben, Frau Rudberg«, sagte Lewin vorsichtig.
    »Ja, aber da hab ich mich total vertan«, antwortete Frau Rudberg und lächelte strahlend.
    »Wie meinen Sie das«, fragte Lewin.
    »Ja, ich muss ihn mit jemandem verwechselt haben«, erklärte sie.
    »Ach, wie meinen…«
    »Ja, ich habe vor kurzem mit unserem Hausmeister gesprochen. Der wollte sich meinen Kühlschrank ansehen, weil der so schrecklich brummt, dass ich nachts kaum schlafen kann, und wir haben über dieses Auto gesprochen, das ja offenbar gestohlen wurde, denn so hieß es doch im Radio, und dann habe ich erwähnt, was ich auch schon der Polizistin gesagt hatte, dass ich nämlich glaubte, der Sohn sei damit aufs Land gefahren.«
    »Jaa«, sagte Lewin und nickte ihr aufmunternd zu. »Aber da hab ich mich offenbar geirrt«, sagte sie noch einmal.
    »Wie meinen Sie das«, fragte Lewin geduldig.
    »Ja, er hat doch keinen Sohn«, antwortete die Zeugin. »Also muss ich mich geirrt haben. Da hab ich die Sense in den Stein gehauen, dass es nur so singt, wie mein alter Vater gesagt hätte.«
    »Es war also jemand anderes, und an den hat er Sie erinnert«, sagte Lewin.
    »Ja, so muss es gewesen sein«, stimmte die Zeugin zu und sah plötzlich sehr alt und müde aus. »Ich meine, wenn er keinen Sohn hat, dann hat er eben keinen Sohn.«
    »Ihr Hausmeister wusste also, dass Ihr Nachbar, der Flugkapitän, dem das Auto gehört, keinen Sohn hat«, sagte Lewin.
    »Wenn jemand so was weiß, dann er«, sagte die Zeugin nachdrücklich. »Er weiß alles über alle hier in der Gegend. Ist doch klar. Zwei Töchter hat dieser Flugkapitän. Das weiß ich sicher, und da sind wir ganz einer Meinung. Aber die hab ich ja nicht gesehen. Ganz so verkalkt bin ich nun doch nicht. Noch nicht.«
    »Ich verstehe schon, dass Sie sich über diese Angelegenheit allerlei Gedanken gemacht haben, Frau Rudberg«, beharrte Lewin. »Und Ihnen fällt sonst niemand ein, der hier wohnt oder den Sie kennen? Oder jemand, den Sie irgendwann gesehen haben und der dem Mann auf dem Parkplatz ähnlich sah?«
    »Nein«, sagte die Zeugin und schüttelte energisch den Kopf. »Ich hab mir das alles genau überlegt, aber der Einzige, der mir einfällt, ist wohl dieser Schauspieler. Der aus >Vom Winde verweht<. Dieser Clark Gable, nur ohne Schnurrbart natürlich.«
    »Clark Gable ohne Schnurrbart«, sagte Lewin und nickte. Das wird ja immer besser.
    »Aber der kann es wohl kaum gewesen sein«, sagte die Zeugin seufzend.
    »Nein«, sagte Lewin. »Das wäre nicht gerade

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