Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
ich.«
    »Ich glaube, ich ahne, wer diese Rechnung unterschrieben hatte«, grunzte Johansson.
    »Die Einsatztruppe brauchte das wohl für irgendeine Übung«, sagte die Finanzfrau. »Die springen doch dauernd von irgendwelchen hohen Punkten und wollten diesmal sicher weicher landen? Aber natürlich, Kommissar Bäckströms Wäschereirechnung aus Växjö ist auch nicht schlecht. Ich habe sogar eine genauere Aufstellung verlangt. Dabei habe ich einen Mann und drei Kinder, die richtige Dreckschweine sind, wenn das hier unter uns bleibt. Aber im Vergleich zu Bäckström sind sie die puren Amateure.«
    »Erzähl«, sagte Johansson lüstern.
     
    Am Tag seiner Ankunft im Hotel in Växjö hatte einer von Kommissar Bäckströms Mitarbeitern in dessen Auftrag Kleidungsstücke zum Waschen abgegeben. Diese Kleidungsstücke waren einige Tage später zurückgebracht worden. Die beiliegende Rechnung war von Bäckström unterschrieben und mit der handschriftlichen Erklärung »dienstlich bedingte Garderobenpflege« versehen worden. Nach der genauen Aufstellung, die die Finanzabteilung als Kopie verlangt hatte - aus irgendeinem Grund hatte sie der ursprünglichen Rechnung nicht beigelegen -, ging es ganz konkret um die Reinigung von »27 Herrenunterhosen mit kurzen Beinen, 2 Herrenunterhosen mit langen Beinen, 31 Herrenunterhemden, 14 Paar Strümpfen, 9 Schlipsen, 4 Pullovern mit langen Ärmeln, 14 Hemden, 3 Hosen mit langen Beinen, 2 Hosen mit kurzen Beinen, 1 Jackett sowie 1 Anzug mit Hose und Weste.«
    »Mit Weste«, sagte Johansson und lächelte so glücklich wie ein kleines Kind. »Steht das da? Mit Weste?«
    »Mit Weste«, bestätigte die Finanzfrau und musterte ihren Chef hingerissen. »Und ich glaube sogar, dass ich den gesehen habe. Das ist so eine braune Geschichte mit Nadelstreifen, und Bäckström ist nicht dafür bekannt, dass er jeden Tag seine Kleidung wechselt, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Phänomenal«, sagte Johansson, und es schien ihm von Herzen zu kommen. »Und jetzt machen wir das so…«
     
    Als er sich mit Bäckströms nächstem Vorgesetzten traf, war Johansson strahlender Laune. Da der Polizeirat keine Ahnung hatte, warum das so war, und da er drei Nächte hintereinander Albträume von Johansson gehabt hatte und da er sich in jeder wachen Minute vor dieser Begegnung gegrault hatte, begriff er sofort, dass es sich hier um eine todesähnliche Erfahrung handelte und er jetzt dran war.
    »Da schaun wir doch mal, sagte die blinde Sara«, sagte Johansson und blätterte mit freundlicher Miene durch einen Papierstapel. »Du möchtest nicht vielleicht eine Tasse Kaffee«, fügte er plötzlich hinzu und nickte seinem Gast fragend zu.
    »Nein danke, nein, ist schon gut so«, beteuerte der Polizeirat. Der Kerl muss doch der pure Sadist sein, dachte er. Ist das eine Sparvariante der Henkersmahlzeit, die er mir da aufdrängen will? Eine Tasse Kaffee und einen Bienenstich?
     
    Johansson hatte drei Fragen. Warum hatte der Kollege just diese sechs Mitarbeiter geschickt? Warum hatte er Bäckström zum Chef ernannt? Und wer von denen hatte mindestens eine lange Hotelnacht mit Pornofilmen verbracht? Was vielleicht die allernachvollziehbarste Unmöglichkeit auf der Liste der Dinge war, die man um keinen Preis machen durfte, wenn man auf Dienstreise war und die Zentrale Kriminalpolizei als Arbeitgeberin für die Kosten aufkommen musste.
     
    Der Rat schilderte die Sache als überaus kompliziert. Erstens hatte er selbst nichts und niemanden nach Växjö geschickt. Wie schon gesagt und bei allem Respekt vor seinem Chef, er war im Urlaub gewesen, und der Entschluss war von Johanssons Vorgänger Nylander gefasst worden. Warum Nylander gerade Bäckström als Chef ausersehen hatte, entzog sich seiner Kenntnis, und was die Pornofilme anging, so wurde die Angelegenheit noch untersucht.
    »Jaja«, fiel Johansson ihm ins Wort. »Aber du musst dir doch trotzdem deine Gedanken gemacht haben? Ich sehe, dass Jan Lewin da unten ist. Warum ist nicht er der Chef? Als ich mit ihm zu tun hatte, war er ein absolut einsatzfähiger Polizist.«
    »Er wollte nicht Chef sein«, sagte der Rat. »Wenn ich das richtig verstanden habe, dann war das so«, fügte er hinzu. »Nylander ließ Bäckström von seiner Sekretärin anrufen. Unklar, warum gerade den. Bäckström bekam den Auftrag und sammelte dann die Kollegen zusammen, die gerade verfügbar waren. Abgesehen von Bäckström, der wirklich ein Sonderfall ist, lässt sich an niemandem etwas

Weitere Kostenlose Bücher