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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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keine angenehme Situation«, stimmte Olsson zu und machte Anstalten, sich zu erheben.
    »Eigentlich müsste ich mit der Gewerkschaft reden und Anzeige wegen Falschanzeige erstatten«, sagte Bäckström.
    »Gegen die Geschädigte«, fragte Olsson.
    »Nein, gegen diese Irre im rosa Hemd. Ich glaube nicht, dass ihr überhaupt eine Geschädigte habt«, sagte Bäckström. »Aber du kannst dir die Sache ja noch mal überlegen«, schlug er großzügig vor.
    »Wie meinst du das«, fragte Olsson nervös.
    »Ob wir sie nicht anzeigen sollten«, erklärte Bäckström. »Die im rosa Hemd, meine ich.« Und darauf kannst du jetzt erst mal rumlutschen, dachte er.
    »Das wird wohl nicht nötig sein«, sagte Olsson und erhob sich.
     
    »Was hat Bäckström also gesagt? Hatte er irgendwas zu seiner Verteidigung vorzubringen«, fragte der Bezirkspolizeichef fünf Minuten später.
    »Er schien das alles überhaupt nicht zu begreifen«, sagte Olsson und seufzte. »Er meint, wir sollten Moa Hjärten wegen Falschanzeige anzeigen. Spielt wohl auch mit dem Gedanken, sich an die Gewerkschaft zu wenden…«
    »Aber wird das denn wirklich nötig sein?«, stöhnte der Bezirkspolizeichef. »Hast du übrigens mit der Geschädigten gesprochen?«
    »Nur am Telefon«, sagte Olsson.
    »Und was sagt sie«, fragte der Bezirkspolizeichef.
    »Sie will überhaupt nicht darüber reden, und sie hat auch nicht vor, Anzeige zu erstatten«, sagte Olsson. »Aber ich gehe ja doch davon aus, dass da etwas passiert ist.«
    »Ja sicher«, sagte der Bezirkspolizeichef. »Das ist es in solchen Fällen fast immer, aber es geht eben doch um einen Kollegen, und wenn die Geschädigte sich nicht äußern will, dann weiß ich wirklich nicht, wie wir die Sache in Ordnung bringen sollen. Sag Bescheid, wenn ich mich irre, aber es war doch wohl nicht diese Hjärten, bei der Bäckström sein Glück versucht hat?«
    »Du solltest vielleicht mal mit Bäckströms neuem Chef sprechen«, schlug Olsson vor. »Mit diesem Johansson.«
    »Du meinst Lars Martin Johansson, unseren neuen Zettkazeh«, fragte der Bezirkspolizeichef.
    »Genau«, sagte Olsson. »Der hört früher oder später ja doch davon.«
    »Ich werde es mir überlegen«, sagte der Bezirkspolizeichef. Was ist bloß in Olsson gefahren, dachte der Bezirkspolizeichef. Ich habe mich in dem Mann offenbar durch und durch geirrt, dachte er.
     
    Am Nachmittag, ehe er ins Hotel gehen wollte, rief Lewins Bekannter von der Sicherheitspolizei an, um über den von Lewin angefragten Anruf Bericht zu erstatten.
    »Du hast ganz recht gehabt, Jan«, erklärte der Kollege von der Säpo. »Es ist ein ganz normales Mobiltelefon. Die Nummer läuft über die Gemeinde Växjö, und wenn du mir noch einen Tag gibst, dann finde ich heraus, wer es benutzt. Da haben wir ja die Wahl zwischen etlichen hundert«, erklärte er.
    »Wenn du das machen könntest, wäre ich natürlich dankbar. Falls dir das nicht einen Haufen Probleme bereitet«, sagte Lewin.
     
    Absolut nicht, meinte sein alter Bekannter. Die Säpo hatte nämlich einen ganz hervorragenden und strategisch platzierten Kontakt eben in der Gemeinde Växjö, und der brauchte wirklich nur einen weiteren Tag.
    »Ja, dann ist das abgemacht«, sagte Lewin. »Und mein Dank ist dir gewiss.«
    »Keine Ursache«, sagte sein Bekannter. »Ich verspreche, mich morgen zu melden, und dann kriegst du den Namen dieses kleinen Widerlings, der mitten in der Nacht per Telefon die Leute schikaniert. Außerdem haben wir noch ein paar andere feine Leckerbissen, aber dazu kommen wir, wenn wir das vollständige Bild haben, meine ich.«
    »Ich bin dir wirklich überaus dankbar«, sagte Lewin. Vielleicht, vielleicht auch nicht, dachte er, und aus Gründen, die ihm selber nicht ganz klar waren, verspürte er wieder die alte vertraute Niedergeschlagenheit. Die er immer empfand, wenn er davon überzeugt war, dass er sich etwas zusammenreimte, was dann bald für einen Menschen aus Fleisch und Blut Konsequenzen haben würde.
     
    69
     
    In seinen Träumen war alles noch schlimmer. Da gab es keine Niedergeschlagenheit. Sondern nackte Angst, die seinen Körper pendeln, wirbeln und stürzen ließ, und seine Beine verdrehten die Decke zu einem schweißnassen Seil mitten im Bett. Ganz natürlich war das, preisgegeben, wie er war, ohne die Möglichkeit, sich zu wehren, indem er an etwas anderes dachte wie im wachen Zustand. In dieser Nacht aber war es anders.
     
    Ein anderer Indian Summer vor fast fünfzig Jahren. Jan Lewin

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