Moerderische Idylle
sagte Knutsson.
»Das nun wirklich nicht«, stimmte Bäckström zu. Was hat ein anständiger Mensch von seiner eigenen DANN schon zu befürchten, dachte er.
Die zweite Kategorie war der ersten entgegengesetzt, denn alle, die darin auftauchten, waren in den polizeilichen Registern ausgiebig vertreten. Knutsson und die anderen Kollegen hatten mit Hilfe ihrer Computer an die hundert Frauenmisshandler, Straßenboxer, Vergewaltiger und andere Irre mit wechselndem Repertoire und Bezug zu Växjö und Umgebung aufgewirbelt. Dann hatten sie die gestrichen, die bereits im Knast saßen oder aus anderen Gründen nicht in Frage kamen. Blieben siebzig Personen, die jetzt auf eine zeitaufwändigere manuelle Untersuchung warteten. Etwa ein Dutzend von ihnen war besonders interessant, weil sie wegen schwerer Sexualvergehen in der Sankt-Sigfrids-Klinik behandelt worden waren oder noch behandelt wurden.
»Speicheln. Sollen allesamt das Wattestäbchen in den Mund stecken und dem Onkel von der Polizei helfen.« Bäckström nickte zufrieden. Endlich nimmt die Sache Form an, dachte er.
»Sicher, sicher«, seufzte Knutsson, der plötzlich nicht mehr so zufrieden aussah. Hoffentlich haben wir die meisten von denen schon, dachte er.
Blieben die Nachbarn und Anwohner der Gegend. Insgesamt an die tausend Personen, von denen knapp die Hälfte sich entweder bei der Polizei gemeldet hatte oder zum Zeitpunkt der Befragung zu Hause gewesen war. Aber da Sommer und Urlaubszeit war und die Gegend vor allem von älteren oder Personen mittleren Alters aus der Mittelklasse bewohnt wurde, war die hohe Abwesenheitsquote nicht weiter aufsehenerregend.
»Egal, ob sie den ganzen Sommer auf ihren Landsitzen herumgebrütet und rein gar nichts beizutragen haben, will ich doch, dass sie vernommen und abgehakt werden«, sagte Bäckström.
»So weit wären wir einer Meinung«, sagte Knutsson. »Aber ich gehe davon aus, dass du nicht verlangst, die auch noch speicheln zu lassen.«
»Fragen kostet nichts«, sagte Bäckström und schüttelte sich. »Wie viele sind übrigens im Sich hängen geblieben?«
»Ich dachte, das hätte ich eben gesagt«, sagte Knutsson und schaute verstohlen auf seine Liste. »Neunundsiebzig minus siebzig Schurken, bleiben neun in der Nachbarschaftsgruppe.«
»Und was haben die angestellt?«
»Dreimal Alkohol am Steuer. Einer hat außerdem in zwölf Jahren vier Vorstrafen erwirtschaftet. Der Kollege aus Växjö hat ihn als munteren Hirsch bezeichnet, und wenn wir bedenken, dass einer von ihnen fünfzig ist, einer siebenundfünfzig und der muntere Hirsch selbst siebzig, da…« Knutsson seufzte abermals und zuckte vielsagend mit den Schultern. »Dann haben wir einen, der bei der Arbeit die Finger nicht aus der Keksdose lassen konnte. Bewährungsstrafe wegen Unterschlagung. Einer, der vor neun Jahren seine Frau misshandelt hat und bei der Nachbarschaftsbefragung nicht zu Hause war, scheint in seinem Sommerhaus zu sein. Dann haben wir noch einen Steuerhinterzieher und zwei Knaben von sechzehn beziehungsweise achtzehn, die das Übliche gemacht haben, Ladendiebstahl, Graffiti, sie haben mit einem Stein ein Schaufenster eingeworfen und sich mit anderen Rotzgören rumgestritten.« Knutsson seufzte noch einmal.
»Der, der seine Frau vermöbelt hat«, fragte Bäckström neugierig.
»Scheint mit selbiger auf dem Lande zu weilen. Glücklich verheiratet, sagen die Nachbarn, mit denen die Kollegen gesprochen haben«, sagte Knutsson.
»Dann hat er sicher nichts dagegen, freiwillig eine DANN-Probe abzulegen«, sagte Bäckström. Glückliche Menschen haben das selten, dachte er.
»Möglicherweise gibt es einen, auf den ich ein wenig neugierig bin«, sagte Knutsson. »Er heißt Marian Gross und kommt ursprünglich aus Polen. Er ist sechsundvierzig Jahre alt und als Kind mit seinen Eltern hergekommen, politische Flüchtlinge, er hat seit 1975 die schwedische Staatsbürgerschaft. Wurde im Winter wegen Bedrohung, sexueller Nötigung, ja, sexuellen Hausfriedensbruchs, wie es hier heißt, und wegen anderer kleiner Leckerbissen angezeigt. Alleinstehend, keine Kinder, arbeitet hier an der Uni als Bibliothekar«, endete er.
»Warte mal, Knutsson«, sagte Bäckström und hob abwehrend die Hände. »Das ist ein Schwuler, das hörst du doch aus der Beschreibung. Marian. Wer zum Teufel heißt Marian? Bibliothekar, alleinstehend, keine Kinder«, sagte Bäckström und spreizte den kleinen Finger ab. »Da brauchen wir doch bloß mit der kleinen
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