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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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voll zu tun. Aber ich verstehe schon, was du meinst.«
    »Ich rede morgen mit Olsson darüber«, sagte Bäckström. Dann hat er noch einen halben Tag, um zu verschwinden, dachte er.
     
    Rogersson saß mit Kopfhörern über den Ohren und einem Tonbandgerät vor sich auf dem Tisch hinter der geschlossenen Tür, als Bäckström sein Zimmer betrat.
    »Womit kann ich dem Herrn Kommissar behilflich sein«, fragte Rogersson, nahm die Kopfhörer ab und nickte missmutig, während er zugleich das Tonbandgerät ausschaltete.
    »Du kannst mit mir ins Hotel fahren, mit auf mein Zimmer kommen, einen Bissen essen und ein Bier trinken oder zwei«, sagte Bäckström.
    »Ich glaube, ich hab schon Ausschlag in den Ohren, nachdem ich einen ganzen Nachmittag und einen halben Abend lang lauter sinnlosen Vernehmungen gelauscht habe«, sagte Rogersson. »Bis dann Kollege Bäckström reinkommt und ich nur noch lieblichste Musik höre.«
    »Scheiß da jetzt drauf, wir fahren einfach«, sagte Bäckström. Sentimental wurde der Arsch auch noch. Muss am Schnaps liegen, dachte er.
     
    »Aaah«, sagte Rogersson. Seufzte tief vor Wohlbehagen und strich sich mit der linken Hand ein wenig Schaum aus dem Mundwinkel. »Wer immer das Bier erfunden hat, hätte doch wirklich sämtliche Nobelpreise verdient. Vom Friedenspreis bis zu dem für Literatur. Alle hätte er kriegen müssen.«
    »So siehst du das nicht allein«, sagte Bäckström, »und das Einzige, was besser ist als ein kaltes Bier, ist ein kaltes Gratisbier. Den Preis für Ökonomie hätte er allein schon für das kriegen müssen, was du dir bisher so zusammengesoffen hast, du Geizkragen.«
    Rogersson sagte nichts dazu. Er wechselte plötzlich das Thema.
    »Dieser Polack, den Knutsson uns andrehen wollte«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    »Den wollten wir morgen früh vernehmen und ein bisschen speicheln lassen«, sagte Bäckström. Reden wir lieber über das viele Gratisbier, das du in dich reinkippst, dachte er.
    »Den will ich nicht«, sagte Rogersson. »Der kommt mir total falsch vor.«
    »Was du nicht sagst«, sagte Bäckström. »Was kommt dir denn falsch vor?«
    »Ich habe die Vernehmungsprotokolle gelesen, die vom Zeitungsboten und die vom Polacken. Ich habe sogar mit Kollege Salomonson von hier unten gesprochen, der bei der Sache mit der sexuellen Nötigung ermittelt hat und der übrigens ziemlich normal wirkt«, sagte Rogersson und unterstrich das Gesagte mit einem üppigen Schluck Gratisbier.
     
    Rogersson zufolge gab es drei sachliche Gründe, die absolut dagegen sprachen, dass Linda von ihrem polnischen Nachbarn, Marian Gross, ermordet worden war. Der erste war die Vernehmung des Zeitungsboten, der jeden Morgen um die gleiche Zeit die Zeitung in die Briefschlitze der Leute steckte, die im Haus wohnten und für die Zeitung bezahlten.
    »Das hätte er ja wohl kapieren müssen«, sagte Rogersson. »Dass es die Zeitung war und nicht irgendwer, der nach Hause kam. Er hat doch sogar die gleichen Morgenzeitungen abonniert wie die Mutter des Opfers. Smälandsposten und Svenska Dagbladet.«
    »Er schläft vielleicht sonst, wenn die Zeitung kommt«, wandte Bäckström ein.
     
    Der zweite Grund war die Vernehmung von Gross durch die Polizei, als sie am Freitagnachmittag an seine Tür geklopft hatte und als Gross angegeben hatte, er habe in der vergangenen Woche mit Lindas Mutter gesprochen, und die habe erzählt, dass sie die nächste Zeit auf dem Land verbringe und ihre Tochter die Wohnung nutze.
    »Das spricht doch eher für ihn«, sagte Bäckström. Er hatte ja gewusst, dass es jetzt vorwärts ging.
    »Warum hätte er dann durch das Fenster steigen sollen«, beharrte Rogersson. »Es wäre doch viel einfacher gewesen, ganz normal durch die Tür zu gehen und dann die Treppe oder den Fahrstuhl nach oben in seine eigene Wohnung zu nehmen?«
    »Da stand aber jemand vor der Tür«, hielt Bäckström dagegen.
    »Der Zeitungsbote, ja«, sagte Rogersson dramatisch. »Hätte doch bloß warten müssen, bis der wieder weg war.« Seufz, sagte Bäckström und begnügte sich mit Trinken.
     
    Der dritte Grund hatte mit den körperlichen Fähigkeiten von Gross und der Wahl des Fluchtwegs zu tun, die der Täter getroffen hatte. Der technischen Untersuchung zufolge war die Fensterbank fast vier Meter über der Rasenfläche hinter dem Haus angebracht. Gross war eins siebzig groß und wog an die neunzig Kilo. Dicklich und physisch schlecht in Form.
    »Salomonson beschreibt ihn als kleinen Fettkloß

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