Moerderische Idylle
Interessantes erzählen können«, fragte Bäckström dann und sah Kollege Lewin an. Falls du dich von der kleinen Svanström losreißen konntest, du geiler Arsch, dachte er.
»Wir haben hunderte von Tipps bekommen«, sagte Lewin. »Per Telefon, per Mail und sogar per SMS, und zwar an Leute, die hier bei der Ermittlertruppe mitmachen und den GPs offenbar bekannt sind. Vielleicht kein Wunder, wenn wir bedenken, dass die Kollegen, bei denen diese Tipps eingelaufen sind, sonst bei der Streife oder bei der Droge arbeiten, und alle haben wir sicher unsere eigenen Gewährspersonen, denen wir unsere Telefonnummern gegeben haben. Und wenn irgendwer uns einen Brief geschrieben hat, dann kommt der sicher morgen an. Mit der Post ist es zur Zeit ja so eine Sache.«
»Wir sieht es denn aus«, fragte Bäckström. »Irgendwas Heißes, das wir uns krallen können?«
Leider nicht, meinte Lewin. Das Übliche. Entsetzte Mitbürger, die sich über den gesellschaftlichen Verfall ganz allgemein und über die Verbrechensrate im Besonderen beklagen. Die üblichen Besserwisser, die der Polizei klarmachen wollen, wie sie vorzugehen habe, wenn sie alles richtig machen wolle, und die das sicher aus den vielen Kriminalserien im Fernsehen gelernt haben. Natürlich auch eine gewisse Anzahl von Hellsehern, Wahrsagern, Wahrsagerinnen und Sehern, die ihre Visionen, Gesichte, allgemeinen Erkenntnisse, Gefühle und Vibrationen mit uns teilen wollen.
»Nichts Konkretes, einfach nichts zu beißen«, beharrte Bäckström.
»Einige von denen sind überaus konkret«, sagte Lewin. »Das Problem ist wohl, dass sie das meiste falsch verstanden zu haben scheinen.«
»Komm mal mit einem Beispiel«, sagte Bäckström.
»Sicher.« Lewin schaute in seine Unterlagen. »Wir haben eine alte Schulkameradin von Linda vom Gymnasium. Sie ist hundert Prozent sicher - das sind ihre eigenen Worte -, dass sie an dem Abend in Borgholm unten auf Öland bei einem Konzert mit Linda gesprochen hat. Eine Gruppe namens Gyllene Tider war offenbar auf ihrer Sommertournee dort.«
Borgholm, dachte Bäckström. Das lag doch mindestens hundertfünfzig Kilometer von Växjö entfernt.
»Das Problem ist nur, dass das Konzert am Freitagabend war, und da lag unser Opfer bereits in der Gerichtsmedizin in Lund«, seufzte Lewin. »Diese Zeugin hat also nicht einmal Zeitung gelesen. Ja, und dann haben wir hier noch einen«, fügte Lewin hinzu und blätterte in dem Papierstapel, wo die eingelaufenen Tipps verzeichnet waren. »Eins von Växjös jüngeren lokalen Talenten hat sich bei einem Kollegen von der Ordnung hier in Växjö gemeldet und mitgeteilt, dass er Linda am frühen Freitagmorgen fünfhundert Meter westlich vom Stadshotell gesehen hat. Auf der Norra Esplanade auf der Höhe des Stadthauses, wenn ich das richtig verstanden habe.«
»Und wo ist das Problem?«, fragte Bäckström.
»Das Problem«, erklärte Lewin, »abgesehen von seiner allgemeinen Glaubwürdigkeit, ist wohl, dass das gegen vier Uhr morgens gewesen sein soll, in einer Straße, die in Bezug auf ihren Heimweg in der ganz falschen Richtung liegt, und dass sie angeblich mit einem, und das sind jetzt wirklich nicht meine Worte, sondern die des Zeugen, riesigen Scheißneger zusammen war.«
»Dann glaube ich zu wissen, wer dieser Zeuge ist«, sagte einer der lokalen Kollegen am anderen Ende des Tisches. »Die Welt dieses jungen Mannes ist dicht bevölkert von bösen dunkelhäutigen Personen.«
»Das habe ich schon verstanden, als ich Auszüge aus seinem Vorstrafenregister gelesen habe«, sagte Lewin und lächelte.
»Na gut«, sagte Bäckström. »Fragen? Kommentare? Vorschläge?« Kein Arsch hat irgendwas Gescheites zu sagen, dachte er, als er das allgemeine Kopfschütteln erblickte. »Dann machen wir weiter«, fügte er hinzu und sprang auf. »Worauf wartet ihr noch? Sitzt hier nicht so faul rum. Geht lieber an die Arbeit. Und spätestens zum Mittagessen will ich den Namen des Täters. Bringt mir einen brauchbaren Kerl, dann spendiere ich den Kaffee zum Kuchen.« Frohe Mienen um den Tisch. Die sind wie die Kinder, dachte Bäckström, und er hatte verdammt noch mal nicht vor, sein sauer verdientes Geld für Kuchen aus dem Fenster zu werfen.
Er selbst rüstete sich mit Papier und Stift aus und suchte die Einsamkeit eines leeren Vernehmungsraums, um in aller Ruhe denken zu können. Zuerst schaltete er das rote Lämpchen ein, zog die Tür zu und ließ den dicken Furz fahren, den er während der gesamten
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