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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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antwortete Bäckström kurz. »Egal, was für ein komischer Typ das am Ende dann ist.«
    Olsson nickte nur.
    »Sag Enoksson, er soll so schnell wie möglich zu mir kommen«, sagte er noch einmal, und seine Stimme klang fast flehend.
     
    Enoksson trug einen weißen Kittel und Plastikhandschuhe, als Bäckström die technische Sektion betrat, doch sowie er Bäckström entdeckte, streifte er die Handschuhe ab und legte sie auf den großen Tisch, während er zugleich seinem Besucher einen Stuhl hinschob.
    »Immer rein in die gute Stube«, sagte Enoksson mit freundlichem Lächeln. »Möchtest du einen Kaffee?«
    »Eben erst getrunken«, sagte Bäckström, »aber trotzdem vielen Dank.«
    »Womit kann ich dir denn behilflich sein?«, fragte Enoksson.
    »Drogen«, sagte Bäckström. Olsson kann so lange schwitzen, dachte er.
     
    Dann erklärte er, worüber er am Vorabend mit den Kollegen gesprochen hatte.
    »Kollege Lewin meint, dass der Täter unter Drogen gestanden haben könnte«, sagte Bäckström. »Wie lässt sich das feststellen?«
    Enoksson sah da immerhin eine Chance. Das auf der Fensterbank gesicherte Blut reichte vermutlich aus, um den Fall zu untersuchen. Wie es sich dagegen mit dem Sperma des Täters verhielt, wusste er, ehrlich gesagt, nicht, wollte sich die Sache aber natürlich ansehen. Auch die gefundenen Haare boten eine gewisse Möglichkeit.
    »Wenn wir die Kopfhaare des Täters gesichert haben, dann könnte das Labor uns mitteilen, ob er zum Beispiel Cannabis konsumiert hat. Zumindest, ob er das eine Zeit lang getan hat.«
    »Aber wenn er nur etwas genommen hat, ehe er über Linda hergefallen ist«, fragte Bäckström.
    »Kaum«, sagte Enoksson und schüttelte den Kopf. »Was ist das für eine Droge, an die du da denkst?«
    »Amphetamin oder so«, sagte Bäckström.
    »Ach so«, sagte Enoksson. »Bei uns haben sich schon mehrere mit diesem Detail beschäftigt«, sagte er dann, ohne sich genauer dazu zu äußern, was er meinte. »Ich verspreche, dass wir die Sache untersuchen. Was Linda selbst angeht, haben wir heute Morgen Nachricht von der Gerichtsmedizin bekommen«, fügte er hinzu und blätterte in einem Papierstapel, der vor ihm auf dem großen Labortisch lag. »Hier haben wir’s«, sagte er und hielt ein Blatt hoch. »Ich höre«, sagte Bäckström.
    »Null Komma zehn Promille im Blut und null Komma zwanzig im Urin, was auf gut Schwedisch vermutlich bedeutet, dass sie bei Verlassen des Lokals beschwipst, bei ihrem Tod aber so ziemlich nüchtern war.«
    »Sonst nichts«, sagte Bäckström. Mit einigem Glück haben die irgendwas zusammen eingeworfen, dachte er voller Hoffnung.
    »Nichts«, sagte Enoksson und schüttelte den Kopf. »Beim sogenannten Arzneimittelscreening war das Ergebnis im Blut negativ, und Cannabis, Amphetamin, Opiate und Kokainmetaboliten waren im Urin nicht nachzuweisen«, las Enoksson vor, während ihm die Brille auf die Nasenspitze rutschte. »Linda war offenbar total clean, wenn ich mich mal ausdrücken darf wie die Kollegen auf Straßenniveau«, fügte er hinzu.
    Man kann nicht alles haben, dachte Bäckström.
    »Noch etwas«, sagte Bäckström. »Wenn du Zeit hast?«
    »Aber sicher«, sagte Enoksson.
    »Wer ist er«, sagte Bäckström. Lass dir jetzt Zeit, dachte er. Olsson sitzt gut, wo er sitzt.
    »Ich dachte, das ist dein Job, Bäckström«, sagte Enoksson ausweichend. »Du denkst an das Schuhregal und den ganzen Kram. Dass es jemand sein muss, den sie gekannt hat?«
    »Genau«, sagte Bäckström.
    »Ich verstehe, woran du denkst«, sagte Enoksson. »Aber er macht doch einen reichlich durchgeknallten Eindruck. Glaubst du wirklich, dass Linda solche Leute gekannt hat?«
    »Du kannst dir die Sache ja mal überlegen«, sagte Bäckström großzügig. Dass die es aber auch nie lernen, dachte er.
    »Jaa«, sagte Enoksson und wirkte plötzlich überaus besorgt. »Das hier ist wirklich eine scheußliche Geschichte. Ich fühle mich total betroffen, und dabei hatte ich doch schon geglaubt, so ungefähr alles erlebt zu haben.«
    »Ja«, sagte Bäckström zufrieden. »Unsere gemeinsame Bekannte Lo hat sicher alle Hände voll zu tun.«
    »Ja, es ist schlimm«, meinte Enoksson. »Ich werde wohl alt, aber wenn man es nicht einmal mehr ertragen kann, sich Bilder vom Tatort anzusehen, dann sollte man ja wohl nicht bei der Technik arbeiten. Dann gibt es keine guten Bilder, und das ist das Einzige, was von einem erwartet wird«, fügte er hinzu.
    »Hab schon verstanden«, sagte Bäckström.

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