Moerderische Idylle
Aber wer zum Teufel will denn auch bei der Technik arbeiten, dachte er.
»Und es ist nur den wenigsten unter uns vergönnt, bei Unserem Herrn Führung und Trost suchen zu können«, sagte Enoksson und lächelte überaus milde.
»Das hast du also gehört«, sagte Bäckström und grinste. »Danke für den Tipp.«
»Ja, es ist schlimm«, sagte Enoksson und seufzte. »Was ist nur aus dem Beichtgeheimnis geworden? Jegliches Menschenwerk ist Stückwerk. Das ist übrigens kein direktes Zitat aus der Bibel, sondern spielt auf eine Stelle im ersten Brief des Paulus an die Korinther, dreizehntes Kapitel, an, und das weiß im Grunde auch jeder echte Smäländer, aber ist es wirklich nötig, dass wir von der Polizei jegliches Stückwerk der Allgemeinheit vorlegen? Pass jetzt mal auf, dann verstehst du, was ich meine.«
Enoksson erhob sich, ging zu seinem Laptop und tastete so schnell darauf herum wie ein vierzig Jahre jüngerer Computerfreak.
»Das hier ist eine unserer meistgelesenen Netzzeitungen«, sagte Enoksson und zeigte auf den Bildschirm. »Hier kannst du alle Scheußlichkeiten sehen, die nicht einmal unsere Abendzeitungen zu veröffentlichen wagen. Die praktischerweise offenbar demselben Besitzer gehören. Mit Papas Schlips erwürgt«, las Enoksson vor. »Da hast du die Überschrift, und im Artikel findest du wohl so mehr oder weniger alles, worüber wir gestern hier gesprochen haben. Inklusive der Schuhe. Aber das mit dem Schuhregel scheint ihnen entgangen zu sein. Oder sie fanden es nicht interessant genug.« Enoksson seufzte noch einmal und schaltete den Computer aus.
Du bist ein richtiger kleiner Philosoph, du, Enok, dachte Bäckström.
»Aber da ist noch etwas«, sagte Bäckström. »Olsson will mit dir sprechen, glaube ich. Es geht um eine Hausi beim Papa des Opfers.«
Das hier läuft doch wie geschmiert, dachte Bäckström, der sofort zu seinem Kumpel Rogge gegangen war und gesagt hatte, es sei höchste Zeit, Lindas Eltern zu vernehmen, und das solle auf die übliche ausführliche Weise geschehen.
»Da mach ich das wohl besser selbst«, sagte Rogersson.
»Und dann müssen wir uns einen Überblick über ihren Umgangskreis verschaffen. Müssen jeden Arsch auseinandernehmen, dem sie je guten Tag gesagt hat, und ihm Watte in die Fresse stopfen. Dann brauchen wir nicht die ganze Stadt speicheln zu lassen.«
»Mama, Papa, Freunde, Kumpels, Schulkameraden, Bekannte von ihr und ihrer Familie. Ihre Lehrer in der Schule, die Leute, die hier im Haus arbeiten, jeden Arsch, der in der Nacht zum Freitag in dieser Kneipe Hosen getragen hat. Und auch solche, die lieber Kleider anziehen, selbst wenn sie etwas haben, das vorsteht. Du weißt schon, was ich meine«, sagte Bäckström und schnappte nach Luft.
»Ich weiß«, sagte Rogersson. »Aber ihre Mutter können wir uns wohl schenken. Beim Speicheln, meine ich. Und jedenfalls musst du Kollegin Sandberg ein bisschen Verstärkung schicken.«
»Irgendein Vorschlag«, fragte Bäckström mit Chefsstimme.
»Knutsson, Thoren oder beide. Die sind zwar nicht gerade die angehenden Nobelpreisträger, aber sie sind immerhin überaus genau.«
Man nimmt, was man hat, dachte Bäckström. Hat das nicht Jesus gesagt, als er an seine Kumpels Brot und Fische verteilt hat, dachte Bäckström.
»Hast du einen Moment Zeit«, fragte Anna Sandberg eine Viertelstunde später und blickte Bäckström, der hinter Papierstapeln an seinem geliehenen Schreibtisch saß, fragend an.
»Natürlich«, sagte Bäckström großzügig und zeigte auf den einzigen freien Stuhl im Zimmer. Wer sagt schon bei zwei feschen Möpsen nein, dachte er.
»Ich habe gehört, dass ich Verstärkung bekommen soll«, sagte Anna und hörte sich ungefähr so an wie ihr Kollege und Chef Kommissar Olsson.
»Genau«, sagte Bäckström und nickte. Und wenn ich jetzt um ein Lächeln bitten dürfte, dachte er.
»Aber ich soll mich doch weiterhin mit Lindas Person und ihrem Umgangskreis beschäftigen«, sagte Anna jetzt. »Du hast nicht vor, mich auszutauschen, meine ich.« Sie nickte ihm auffordernd zu.
»Natürlich nicht«, sagte Bäckström. »Du kannst Thoren und Knutsson leihen. Nette Jungs. Halte sie kurz, und wenn sie sich danebenbenehmen, sag einfach Bescheid, und ich zieh sie an den Ohren.« Jetzt kommt offenbar auch noch eine Diskussion über Gleichberechtigung, dachte er.
»Dann bin ich zufrieden«, sagte Anna und erhob sich. »Du glaubst nicht, dass sie an einen ganz normalen Verrückten geraten sein
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