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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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begreifen, dass die Polizei nicht über den angeblichen Überfall auf ihren Kumpel Micke mit ihr sprechen wollte. Von dem Mord an Linda hatte sie keine Ahnung. Sie kannte Linda nicht. War ihr nie begegnet, hatte kein Wort mit ihr gewechselt, weder in der Mordnacht noch früher.
    Der Reporter, der die beiden Artikel geschrieben hatte, musste das gewusst haben, aber was den ansonsten überaus sanftmütigen Lewin besonders ärgerte, war, dass dieser Reporter die Geschmacklosigkeit besessen hatte, auch ihn in dieses Lügennetz hineinziehen zu wollen. Am Tag, ehe der zweite Artikel erschienen war, hatte er Lewin angerufen, damit der sich zu der scharfen Kritik von Robinson-Micke an der Polizei äußere. Was hatten sie unternommen, um den Bedrohungen, von denen Linda Robinson-Micke erzählt und über die Micke die Växjöer Polizei umgehend informiert hatte, auf die Spur zu kommen?
    Lewin hatte jeden Kommentar verweigert und den Reporter an die Pressesprecherin der Polizei von Växjö verwiesen. Ob der dieser Empfehlung nachgekommen war, blieb im Unklaren. Aus seinem Artikel ging nur hervor, dass die Zeitung sich an den zuständigen Ermittler gewandt hatte, an Kriminalkommissar Jan Lewin von der Zentralen Kriminalpolizei, doch der habe »sich geweigert, sich der schwerwiegenden Kritik zu stellen, die gegen seine und die Arbeit seiner Kollegen laut wurde«.
    Und deshalb hatte Jan Lewin seinen Entschluss gefasst. Er hatte nicht vor, für den Rest seines Lebens jemals wieder eine schwedische Abendzeitung zu lesen.
     
    24
     
    Bei der Morgenbesprechung an diesem Tag konnte Enoksson die ersten konkreten Ermittlungsergebnisse vorweisen.
     
    Mit Hilfe der DANN des Täters hatten sie bereits etwa ein Dutzend Personen abschreiben können. Zuerst genannt, zuerst verbannt war Lindas Verflossener, dem sich jetzt zwei von Lindas Kommilitonen zugesellten, denen sie in der Mordnacht im Lokal begegnet war, dazu ein halbes Dutzend schwerer Sexualverbrecher, deren DANN-Profile bereits bei der Polizei gespeichert waren. Unter ihnen auch Leo Baranski.
    »Man kommt sich vor wie auf einem Kornfeld, wenn man eine richtig scharfe Sense in der Hand hält«, sagte Enoksson zufrieden. »Man macht zwei ordentliche Schnitte, und dann weg mit allem, was dort nichts zu suchen hat.«
    »Okay«, sagte Bäckström. »Ihr habt Enok gehört. Und jetzt schwenken wir die Sense. Speicheln, speicheln, speicheln. Wer ein reines Gewissen hat, hat nichts zu befürchten, und Ehrenmenschen wollen bestimmt der Polizei helfen und speicheln, das kann ja wohl kein Problem sein.«
    »Und wenn irgendwer nicht will«, fragte ein jüngeres lokales Talent unten am Tisch.
    »Dann wird es erst richtig interessant«, sagte Bäckström und lächelte ebenso freundlich wie der große böse Wolf im Märchen von den drei kleinen Schweinchen. Was zum Teufel wird heutzutage nur alles bei der Truppe genommen, dachte er.
     
    Später an diesem Morgen traf der Chef der Zentralen Kriminalpolizei Sten Nylander, der Zettkazeh, in Växjö ein. Nylander kam im Hubschrauber, zusammen mit seinem Stabschef und seinem Stabsadjutanten. Die kleine, etwas einfachere Mannschaft von der Einsatztruppe, die das Praktische übernehmen sollte, war schon vorausgefahren, in zwei der großen amerikanischen Militärjeeps vom Typ Hummer, über die man in der Truppe ebenfalls verfügte.
    Als Nylander auf dem etwa zehn Kilometer von Växjö entfernten Flughafen Smälands Airport landete, war das Empfangskomitee bereits angetreten, und die Nationale Einsatztruppe hatte dafür gesorgt, dass die Umgebung von Unbefugten gesäubert war. Der Bezirkspolizeichef war aus seinem Ferienhaus gekommen und hatte sogar Shorts und Hawaiihemd mit grauem Anzug und Schlips vertauscht, obwohl es fast dreißig Grad waren. Neben ihm stand Kommissar Bengt Olsson in vorschriftsmäßiger Uniform, und beide waren schon jetzt in Schweiß gebadet.
    Nylander selbst dagegen war tadellos gekleidet und wies nicht die geringste Spur von Körperflüssigkeiten auf. Trotz des Wetters war er so ausstaffiert wie eine Woche zuvor bei seiner Unterredung mit Bäckström, dazu trug er eine kess eingekerbte Uniformmütze, die er in dem Moment aufsetzte, in dem er dem Hubschrauber entstieg. Das Ganze wurde vervollständigt durch eine dunkle rahmenlose Sonnenbrille mit reflektierenden Gläsern und eine Reitgerte. Vor allem Letztere erweckte vor Ort ein gewisses Erstaunen, denn niemand hatte von Brandklipparen auch nur die geringste Spur gesehen.
    Zuerst

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