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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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kann«, fragte sie plötzlich.
    »Was heißt schon glauben«, sagte Bäckström vage und zuckte mit den Schultern. »Noch etwas«, sagte er dann. »Dieser Kalender, den du mir versprochen hast. Den hast du doch nicht vergessen?«
    »Kriegst du sofort«, sagte Anna und ging.
    Verdammt, warum ist die denn jetzt so sauer, dachte Bäckström.
     
    Ein ganz normaler schwarzer Terminkalender, untergebracht in einem vielleicht weniger normalen roten Lederfutteral mit dem Namen der Besitzerin, Linda Wallin, in Goldlettern unten in der rechten Ecke. Geschenk von Papa, dachte Bäckström und blätterte auf der Suche nach eventuellen männlichen Bekannten darin herum.
     
    Eine halbe Stunde später war er fertig. Im Kalender stand alles, was in einem solchen Kalender zu stehen hatte. Kurze Notizen über Besprechungen, Lektionen, Vorlesungen und Übungen in der Schule. Etliche Termine, die sich auf ihren Sommerjob bei der Polizei bezogen, den sie gleich nach dem Mittsommertag angetreten hatte. Wiederholte Besuche bei der Mutter in der Stadt. Stichwörter über eine einwöchige Reise nach Rom zusammen mit einer Freundin und Klassenkameradin, »Kajsa«, Anfang Juni. Nichts sonderlich Privates, einwandfrei nichts Entlarvendes, und der Mann, der häufiger erwähnt wurde als alle anderen zusammen, war ihr Papa, »Papschen« oder einfach »Paps«. Nach dem Besuch in Rom »Papa« genannt, aber schon vierzehn Tage darauf wieder zu Paps geworden. Ansonsten wurden ihre guten Bekannten und vor allem ihre engsten Freundinnen Jenny, Kajsa, Ankan und Lotta erwähnt.
    Die vorletzte Eintragung stammte vom Donnerstag, dem 3. Juli. Eine Woche her also, und Linda hatte notiert, dass sie von 09.00 bis 17.00 arbeiten würde und dass sie und Jenny für diesen Abend offenbar Pläne hatten. »Party?« Die letzten Notizen, die sie, wenn man nach Handschrift und Kugelschreiber ging, offenbar gleichzeitig mit der für den Donnerstag gemacht hatte, nannten ihre Arbeitszeit für Freitag, 13.00 bis 22.00, dazu einen durchgezogenen Strich für Samstag und Sonntag, was bedeutete, dass sie am Wochenende frei gehabt hätte.
    Wenn ihr nichts dazwischengekommen wäre, dachte Bäckström, der plötzlich unerklärlich düsterer Stimmung war. Reiß dich zusammen, Alter, dachte er und richtete sich in seinem Sessel gerade auf.
     
    Im Januar gab es insgesamt vier Erwähnungen einer Person namens »Noppe«, doch da Bäckström schon wusste, dass sich dahinter der Spitzname des Exfreundes verbarg, der mit Hilfe seiner DANN bereits aus der Ermittlung herausgecheckt worden war, interessierte er sich nicht weiter dafür, wieso sich besagter Noppe in einem Maße Lindas Missfallen zugezogen hatte, dass er mit der einzigen negativen Bewertung im ganzen Kalender beehrt worden war: »Noppe war immer schon ein kleiner Scheiß!«, stellte Noppes Exfreundin am Montag, dem 13. Januar, fest.
    Jaja, dachte Bäckström. Und eigentlich hatte er jetzt nur noch eine Frage. Es war nicht gerade aufregend, aber er wollte es doch erledigen, ehe er Feierabend machte und zum Hotel zurückwanderte. Besser, sie kommt zu mir. Wozu ist man schließlich der Chef, dachte er und streckte die Hand nach dem Telefon aus.
     
    »Danke fürs Leihen«, sagte Bäckström freundlich und reichte Kollegin Sandberg den Terminkalender.
    »Hast du etwas Interessantes gefunden«, fragte sie. »Etwas, das ich übersehen habe, meine ich?«
    Was zum Teufel ist denn in sie gefahren? Ist ja immer noch stocksauer, dachte Bäckström.
    »Ich hab da nur noch eine Frage«, sagte Bäckström.
    »Was denn?«, fragte Anna.
    »Samstag, der 17. Mai. Der knurrwegische Nationalfeiertag«, sagte Bäckström und nickte in Richtung des Terminkalenders.
    »Ach«, sagte Anna zögernd und blätterte sich zu der betreffenden Seite vor. »Ronaldo, Ronaldo, Ronaldo, magischer Name«, las Anna.
    »Ronaldo Ausrufezeichen, Ronaldo Ausrufezeichen, Ronaldo Ausrufezeichen, magischer Name Fragezeichen«, korrigierte Bäckström. »Wer ist Ronaldo?«, fragte er.
    »Ach, jetzt verstehe ich«, sagte Anna, und plötzlich lächelte sie. »Das ist sicher dieser Fußballspieler. Der so wahnsinnig gut ist. An dem Tag hatte er wohl irgendein Europacupspiel. Ich bin sicher, dass die Kollegen von der Technik das schon überprüft haben. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann hat er drei Tore geschossen. Ich glaube, ich habe bei der ersten Besprechung schon erwähnt, dass Linda zu den besten Fußballspielerinnen auf der Polizeischule gehörte. Das

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