Moerderische Idylle
hatten sie vom Jeep aus das »aktuelle Einsatzmilieu« untersucht, Växjö und Umgebung, wo die Festnahme stattfinden würde. Einerseits, um die Umgebung »zu beschnuppern«, andererseits, um passende Stellen zu finden, wo die Truppen »luftlanden« könnten, schließlich, um den »optimalen Punkt« für die Festnahme des Täters zu ermitteln.
»Aber könnt ihr das wirklich schon im Voraus wissen«, fragte skeptisch der Bezirkspolizeichef, der zwischen einem halben Dutzend schweigender Gestalten auf der Rückbank des Jeeps eingeklemmt war. »Ich meine… wir wissen doch nicht einmal, wer er ist. Noch nicht, meine ich«, fügte er kleinlaut hinzu.
»Die Antwort ist ja«, sagte Nylander von vorn und ohne auch nur den Kopf zu wenden. »Das ist alles nur eine Frage der Planung.«
Zwei Stunden später waren sie so weit. Nylander hatte eine Besprechung im Zimmer des Bezirkspolizeichefs ebenso abgelehnt wie das geplante Mittagessen und andere Formalitäten. Er musste in einer vergleichbaren Angelegenheit nach Göteborg weiterfliegen, und die praktischen Details des Einsatzes in Växjö konnten seine Mitarbeiter ja wohl mit Olsson klären.
»Dagegen möchte ich meine Leute begrüßen«, sagte der Zettkazeh, und eine Viertelstunde später stand er im Raum der Ermittlertruppe.
Was zum Teufel ist denn hier los, dachte Bäckström, als er das Gepolter auf dem Gang hörte und die erste Gestalt in Tarnanzug entdeckte. Haben wir Krieg, oder was?
Nylander war in die Tür getreten und nickte allen zu wie ein Öltanker, der eine Welle durchsticht. Dann nahm er Bäckström beiseite und klopfte ihm sogar auf die Schulter.
»Ich verlasse mich auf dich, Äström«, sagte der Zettkazeh. »Sorg dafür, dass er sofort festgenommen wird.«
»Natürlich, Chef«, sagte Bäckström und nickte seinem eigenen Spiegelbild in der Brille des höchsten Chefs zu. Ich danke ergebenst, Nulli, dachte er.
»Du brauchst keine Hemmungen zu haben, wenn du ihn noch am Wochenende festnehmen willst«, sagte Nylander, als er und der Bezirkspolizeichef wieder auf dem Flugplatz standen. »Die Jungs, die den Job übernehmen, sind schon in der Kaserne«, erklärte er.
»Ich fürchte, es kann noch etwas dauern«, schrie der Bezirkspolizeichef, da der Hubschrauber bereits die Motoren anwärmte und er kaum sein eigenes Wort verstand. Warum sind die denn in der Kaserne, überlegte er. Haben die kein Zuhause?
»Ihr habt doch eine DANN«, sagte Nylander. »Worauf wartet ihr also?«
Der Bezirkspolizeichef begnügte sich mit einem Nicken, weil ja doch niemand hörte, was er sagte, und weil es offenbar auch niemanden interessierte. Was ist denn bloß los, fragte er sich. Hier in Växjö? Bei mir.
Nach dem Mittagessen schaute Bäckström bei Olsson im Büro vorbei, denn es war höchste Zeit, dass jemand dem kleinen Trottel ein wenig Vernunft in den Schädel hämmerte. Die rote Lampe brannte zwar, aber Bäckström war nicht in zaghafter Stimmung, deshalb klopfte er an und ging hinein.
Olsson hatte Gesellschaft von zwei Kollegen von der Nationalen Einsatztruppe, aber trotzdem fühlte er sich mit seinen neuen Bekannten offenbar nicht ganz wohl. Sie trugen Tarnanzüge und ähnelten sich wie ein Ei dem anderen, obwohl einer eine Glatze hatte, während der andere sich damit zu begnügen schien, seine Haare so kurz wie möglich zu scheren. Keiner rührte auch nur eine Flosse, als Bäckström hereinkam.
»Ach, da bist du ja, Bäckström«, sagte Olsson und sprang auf. »Entschuldigt uns einen Moment«, sagte er und zog Bäckström hinaus auf den Gang.
»Was haben die uns denn da geschickt?«, fragte Olsson und schüttelte den Kopf, sowie er die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Was ist bloß los bei der schwedischen Polizei?«
»Hausi«, sagte Bäckström herausfordernd. »Hohe Zeit für eine Hausi bei ihrem kleinen Paps.«
»Natürlich«, sagte Olsson mit müdem Lächeln. »Ich bin nur noch nicht dazu gekommen, das kannst du dir ja denken, aber du könntest Enoksson zu mir schicken, dann wird das sofort erledigt.«
»Und dann will ich Mama und Papa vernehmen«, sagte Bäckström, der nicht vorhatte, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen.
»Natürlich«, sagte Olsson. »Jetzt müssen sie den ersten Schock ja wohl überwunden haben. Damit es einen Sinn hat«, fügte er zur Erklärung hinzu. »Du hast den Gedanken ganz aufgegeben, dass sie an einen wildfremden Verrückten geraten sein kann?«
»Sie ist an einen geraten, den sie gekannt hat«,
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