Moerderische Idylle
schleifen«, fragte Bäckström zwei Stunden später, als er zusammen mit Rogersson zu Lindas Vater fuhr.
»Ich habe angerufen und gefragt, ob wir kommen und mit ihm reden können«, sagte Rogersson.
»Und das war kein Problem?«
»Nein, nicht das geringste«, antwortete Rogersson und schüttelte den Kopf.
Die Vernehmung von Lindas Vater hatte etwas über zwei Stunden gedauert. Sie waren in seinem Arbeitszimmer im Obergeschoss des Gutshauses gewesen. Bäckström hatte meistens geschwiegen und die Fragen Rogersson überlassen. Er hatte sich mit einer Frage hier und dort begnügt. Sie hatten über Lindas Interessen gesprochen, über ihren Bekanntenkreis, ihre Freunde und darüber, ob es etwas oder jemanden gab, von denen ihr Vater meinte, dass sie darüber informiert sein sollten. Zwei Themen waren sie sorgsam aus dem Weg gegangen. Zum einen Lindas eventuellem Tagebuch und ihren persönlichen Aufzeichnungen, zum anderen, wie dem Vater selbst zumute war.
Nach einer Stunde hatte er gefragt, ob er ihnen etwas anbieten könne, Kaffee oder so.
»Wenn ich nicht dienstlich hier wäre, würde ich um ein kaltes Bier bitten«, sagte Bäckström mit bedauerndem Lächeln. »Rogersson ist mit einem Mineralwasser zufrieden, er muss uns ja zurückfahren.«
»Das lässt sich doch arrangieren«, sagte Lindas Vater, stand vom Sofa auf und öffnete einen alten Eckschrank in seinem Arbeitszimmer. »Der Schein trügt eben manchmal«, sagte er, als er Bäckströms verdutztes Gesicht sah.
Im Schrank standen allerlei Flaschen und Gläser unterschiedlicher Größe. Dazu gab es einen kleinen Kühlschrank mit Eis, Mineralwasser, Limonade und Bier.
»Ich wollte selbst ein Bier trinken«, sagte Henning Wallin. »Ich schlage vor, dass die Herren mir Gesellschaft leisten. Schlimmstenfalls müssen Sie zu Fuß gehen. Oder ich lasse Sie von meinem Chauffeur bringen.«
»Klingt gut«, sagte Bäckström. Du wirst diese Sache überleben, dachte er. Obwohl du aussiehst wie ein ausgeschissenes Kerngehäuse. Und obwohl du dir die halbe Visage abgesäbelt hast, als du dich heute Morgen rasieren wolltest.
»Kennen Sie den hier zufällig«, fragte Bäckström und reichte Lindas Vater das Foto von Erik Roland Löfgren. Höchste Zeit, dass wir zur Sache kommen, dachte er.
Der Vater musterte das Foto. Nickte.
»Das ist doch dieser Schulkamerad. Ich glaube, sie nennen ihn Ronaldo.«
»Hat Linda ihn näher gekannt?«, fragte Rogersson.
»Nein, das glaube ich nicht. Das hätte sie mir gesagt. Ich bin ihm nur einmal begegnet.«
Rogersson nickte, damit Lindas Vater weitersprach.
»Er war irgendwann im Frühjahr einmal hier«, sagte Henning Wallin. »Ich weiß noch, dass ich ihn begrüßt habe. Ich war zu einem Essen in der Stadt eingeladen. Aber da ich ja weiß, worauf Sie hinauswollen, bin ich mir ziemlich sicher, dass Linda kein Verhältnis mit ihm hatte. In das andere mische ich mich nicht ein.«
»Sie haben ihn nicht als unangenehm oder bedrohlich empfunden?«, fragte Rogersson.
»Eher war er ein wenig zu liebenswürdig«, antwortete Henning Wallin. »Keiner, den ich gern als Schwiegersohn hätte«, fügte er hinzu, schüttelte plötzlich den Kopf und presste sich Daumen und Zeigefinger auf die Augen.
»Ich will ja nicht nach Ihrem Befinden fragen«, sagte Bäckström. »Ich hatte selber einen… eine Person, die mir sehr nahestand … der dasselbe passiert ist wie Linda. Ich weiß also, wie Ihnen zumute ist.«
»Das haben Sie erlebt?« Lindas Vater schaute Bäckström überrascht an.
»Ja«, sagte Bäckström ernst. »Deshalb rede ich ja nicht die ganze Zeit davon, wie es Ihnen geht. Können wir jetzt weitermachen?«
»Ja«, sagte Henning Wallin. »Unbedingt. Ehe ich es vergesse. Ich hatte angeboten, eine Belohnung auszusetzen. Meinen Sie, das könnte eine Hilfe für Sie sein?«
»Nein«, sagte Bäckström und schüttelte den Kopf.
»Wieso nicht«, fragte Lindas Vater.
»Weil ich weiß, dass wir ihn ohnehin schnappen«, sagte Bäckström und bedachte ihn mit seinem Polizistenblick.
»Gut«, sagte Henning Wallin. »Sollten Sie aber doch noch zu der Meinung gelangen, dass Sie eine Belohnung brauchen könnten, dann rufen Sie mich einfach an.«
»Ich habe hier eine Namensliste von Personen, die Linda gekannt hat«, sagte Rogersson. »Kennen Sie irgendwen davon?«
Henning Wallin überflog die Liste in aller Eile. Er konnte ihnen nichts erzählen, was sie nicht bereits gewusst hätten, und der Einzige, zu dem er einen
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