Moerderische Idylle
wirklichen Kommentar abgab, war der Nachbar Marian Gross.
»Das ist doch dieser Nachbar«, sagte Henning Wallin. »Von dem hat Linda erzählt, das weiß ich noch. Sie hat ihn als ungewöhnlich widerlichen alten Kerl beschrieben. Er ist offenbar nach meiner Zeit dort eingezogen.«
»Haben Sie auch in dem Haus gewohnt? Wo das alles passiert ist, meine ich«, fragte Rogersson.
»Es hat mir gehört«, sagte Henning Wallin. »Ich habe es Lindas Mutter bei der Scheidung überlassen. Danach hat sie es in Genossenschaftswohnungen umgewandelt. Geld war schon immer ihr großes Interesse.«
»Aber Sie haben niemals selbst dort gewohnt«, beharrte Rogersson.
»Nein. Eine meiner schwedischen Firmen hatte dort eine Zeit lang ein Büro, aber ich habe so gut wie nie einen Fuß in das Gebäude gesetzt. Sie glauben nicht, dass er es gewesen sein kann? Dieser Gross?«
Rogersson zuckte mit den Schultern.
»Wir überprüfen alle, bei denen es einen Grund zur Überprüfung gibt«, sagte er.
»Wir schreiben niemanden ab, solange wir nicht ganz sicher sind«, fügte Bäckström hinzu. »Und wer dann am Ende übrig ist, kommt in den Knast. Lebenslänglich.«
»Wann wird es denn so weit sein«, fragte Henning Wallin.
»Bald«, sagte Bäckström. »Darf ich vielleicht Ihre… Ihre Toilette benutzen, ehe wir gehen? So ein Bier am Nachmittag ist offenbar doch zu viel für einen alten Schutzmann«, log er.
»Sie können mein eigenes Badezimmer nehmen«, sagte Henning Wallin. »Erste Tür links.«
»Ich glaube, wir sind bald so weit«, sagte Rogersson, als Bäckström verschwunden war, um den Druck von seiner Blase zu nehmen. »Sie haben sonst nichts mehr auf dem Herzen? Nichts mehr hinzuzufügen?«
»Schnappt euch den Verrückten, der das getan hat«, sagte Henning Wallin. »Den Rest erledige ich selbst.«
»Wir arbeiten daran«, sagte Rogersson.
»Du bist doch nicht zu blau zum Fahren«, fragte Bäckström eine halbe Stunde später auf der Rückfahrt nach Växjö.
»Nein«, sagte Rogersson. »Dafür ist ein Bier nicht genug. Aber was ganz anderes. Ich wusste gar nicht, dass du eine Tochter hattest, die ermordet wurde?«
»Das habe ich auch nicht behauptet«, erklärte Bäckström. »Ich habe von einer Person gesprochen, die mir sehr nahestand.«
»Wenn du dabei an Egon denkst, dann hab ich ihn jedenfalls nicht umgebracht. Er sah aus, als ob er ertrunken wäre. Außerdem hatte ich ihn für einen Goldfisch gehalten.«
»Ich hatte an Gunilla gedacht«, sagte Bäckström. Garantiert hat der Arsch Egon irgendwas angetan, dachte er. Warum sollte er sonst die ganze Zeit über ihn reden?
»Was für eine verdammte Gunilla?«, fragte Rogersson gereizt.
»Ach, du weißt doch, Gunilla. Vom Gunillamord«, erklärte Bäckström. »Die ist doch erwürgt worden.«
»Aber was zum Teufel… das war doch eine Nutte, Mensch«, sagte Rogersson.
»Aber ein sehr fröhliches und sympathisches Mädel«, sagte Bäckström. »Ich bin ihr ein paarmal auf dem Strich über den Weg gelaufen, als sie noch aktiv und gesu d war. Außerdem hat es doch geklappt. Hast du nicht gemerkt, wie Lindas Papa gleich aufgelebt ist, als ihm aufging, dass er einen Leidensgenossen hat? Haben wir übrigens Beweistüten im Wagen?«
»In dieser Scheißkarre haben wir einfach alles«, sagte Rogersson. »Im Handschuhfach«, fügte er hinzu.
»Hokuspokus«, sagte Bäckström, der bereits eine Plastiktüte gefunden hatte und mit einer gewissen Mühe ein blutiges Papiertaschentuch aus der Tasche zog.
»Deshalb musstest du also aufs Klo«, stellte Rogersson fest.
»Ja. Nicht dass ich Druck auf der Blase gehabt hätte«, sagte Bäckström zufrieden. »Der kleine Paps hatte das hier in seinem Badezimmer in den Papierkorb geworfen.«
»Weißt du was, Bäckström? Du spinnst. Eines Tages wird dich noch der Teufel holen. Und zwar höchstpersönlich.« Rogersson nickte nachdrücklich.
31
Adolfsson und von Essen saßen schon in Bäckströms Zimmer und warteten, als er auf die Wache zurückkehrte. Adolfsson sprang sogar auf, sowie Bäckström das Zimmer betrat. Sein Kumpel begnügte sich mit einem höflichen Rucken von Rumpf und Kopf, um ganz allgemein seine friedlichen Absichten kundzutun.
»Ich hoffe, der Chef entschuldigt, dass wir uns einfach hingesetzt haben«, sagte Adolfsson. »Wir wollten nicht wie die Schaufensterpuppen im Flur rumstehen.«
»Setz dich, Adolf, setz dich, ist schon gut«, sagte Bäckström freundlich und nahm selber Platz, schnaubte
Weitere Kostenlose Bücher