Moerderische Idylle
geräuschvoll und legte die Füße auf den Schreibtisch. Der Junge wird es unendlich weit bringen, dachte er.
Erik Roland Löfgren war bereits am Freitagabend vernommen worden, also noch am Tag des Mordes. Die Vernehmung hatte per Telefon stattgefunden, und wer ihn auf seinem Mobiltelefon angerufen hatte, war die Polizeiinspektorin Anna Sandberg. Dem Protokoll zufolge hatte die Vernehmung etwas über drei Minuten gedauert. Sie hatte aus drei naheliegenden Fragen bestanden, und das Protokoll fasste sie auf knapp zwei Seiten zusammen.
»Löfgren gibt an, dass er und Linda hier in Växjö zusammen die Polizeihochschule besucht haben, dass sie privat aber nicht näher miteinander bekannt waren. Wenn sie sich außerhalb der Schule begegnet waren, dann im Zusammenhang mit geselligen Aktivitäten, die mit der Schule zu tun hatten, außerdem sind sie einige Male in Restaurants und Vergnügungslokalen in Växjö aufeinandergestoßen…«
»Löfgren gibt weiter an, dass er Linda zwar nicht näher gekannt hat, dass er sie aber für ein fröhliches, sympathisches Mädchen gehalten hat, sportinteressiert und eine von allen in der Klasse geschätzte gute Kameradin. Seines Wissens war sie nicht mit jemandem von der Schule oder unter seinen Bekannten zusammen gewesen. Löfgren meint, dass sie sich vor allem mit ihren Freundinnen getroffen hat…«
»Was den fraglichen Abend im Stadshotell angeht, so gibt Löfgren unter anderem Folgendes zu Protokoll. Er traf gegen zweiundzwanzig Uhr am Donnerstagabend zusammen mit zwei Kameraden von der Polizeihochschule im Lokal ein und verließ es gegen Viertel vor vier am Freitagmorgen. Danach kehrte er zu Fuß nach Hause zurück und ging schlafen, da er versprochen hatte, übers Wochenende seine Eltern in ihrem Sommerhaus auf Öland zu besuchen, und er wollte ausschlafen, um mit dem Auto fahren zu können. Während seines Besuchs im Stadshotell hatte er Linda zwar gesehen, sie hatten jedoch nicht miteinander gesprochen, da beide mit eigenen Bekannten dort gewesen waren. Das Lokal sei sehr voll gewesen, Löfgren will während des Abends aber nichts Besonderes beobachtet haben. Ansonsten kann er nur sagen, wie sehr es ihn schockiert, was seiner Klassenkameradin widerfahren ist.«
»Ja, das ist in Kürze das, was er selbst erzählt«, sagte von Essen und nickte Bäckström zu.
»Und dann gibt es noch einen Zusatz zum Protokoll«, sagte Adolfsson.
»Dazu komme ich noch«, sagte von Essen und nickte gelassen, »dazu komme ich noch. Kollegin Sandberg, von der er vernommen wurde, hat also einen Zusatz zum Protokoll geschrieben. Sie schreibt… ich zitiere: Unterzeichnende befand sich zum aktuellen Zeitpunkt ebenfalls im Stadshotell… was ich natürlich heute um dreizehn Uhr fünfzehn dem Leiter der Voruntersuchung, Kommissar Olsson, mitgeteilt habe… kann aussagen, dass Löfgren sich während des Abends zu mir und meiner Begleitung gesellt hat und dass er sich unmittelbar vor vier Uhr morgens verabschiedet und mitgeteilt hat, er wolle nach Hause und ausschlafen, weil er am nächsten Tag früh aufstehen müsse. Seiner eigenen Aussage nach, weil er übers Wochenende seine Eltern in deren Sommerhaus besuchen wollte. Löfgren ist mir bereits früher begegnet, als ich an der Polizeihochschule eine Vorlesung über Gewalt in der Familie gehalten habe. Im Dienst… Inspektorin Anna Sandberg.«
»Was sagen wir denn dazu?«, fragte Bäckström und schaute die beiden anderen listig an.
»Ja, dass er sie kaum gekannt hat, ist ja wohl leider nicht wahr«, sagte Adolfsson.
»Lieber Bruder«, sagte von Essen und fuhr ihm über den Arm. »Man kann nicht alle gewinnen, und wenn du eine verlierst, bleiben dir immer noch tausende«, fügte er tröstlich hinzu. »Adolf war selber wohl auch ein wenig verschossen in unser Opfer«, sagte von Essen. »Hat einige Male in der Rezeption mit ihr geflirtet.«
»Ach was«, lachte Bäckström. »Dann sollten wir dich vielleicht auch speicheln lassen, Adolf?«
»Diese Kleinigkeit habe ich bereits mit Enoksson erledigt«, sagte Adolfsson und klang ausnahmsweise einmal schroff.
»Wieso denn«, fragte Bäckström neugierig. Wieso denn, dachte er.
»Ich habe sie doch gefunden. Ich war am Tatort und bin da herumgeschlichen. Natürlich hab ich sie nicht besabbert, aber ich musste sie doch anfassen, um festzustellen, ob sie tot ist«, sagte Adolfsson. »Also habe ich Enok vorgeschlagen, dass ich mir ein Wattestäbchen in den Mund stopfe.
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