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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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zu werden, fragte ich im nächsten Telefonat scherzhaft Bahn.
    Ich sei eben eine schillernde Gestalt, scherzte der Zeitungsredakteur aus Düren zurück.
    „Sie sollen ziemlich geschickt beim Lösen kniffliger Fälle sein, habe ich gehört.“
    ,So viel Lob macht verdächtig’, dachte ich für mich. Woher Bahn diese Einschätzung hatte, war mir klar. Der Kommissar mit dem Bernhardinerblick würde ihn über mich aufgeklärt haben.
    Bahn machte sich noch nicht einmal die Mühe, meiner Vermutung zu widersprechen.
    „Ist ja auch egal“, wiegelte er ab, „immerhin geht es um dubiose Vorgänge, da sollte es keine Rolle spielen, von wem ich was über Sie erfahren habe, Herr Grundler.“
    „Welche dubiosen Vorgänge?“ Ich wurde hellhörig. Ich konnte nicht anders. Wenn jemand mit tatsächlichen oder vermeintlichen Geheimnissen ankam, musste ich mich einmischen.
    „Na, das Absaufen in der Rur“, antwortete Bahn schnell. „In Polizeikreisen wird gesagt, Sie hätten mittelbar mit dem Toten zu schaffen gehabt.“
    Ich musste lachen.
    „Mittelbar ist gut. Ich bin zufälligerweise fast über den Begleiter des Ertrunkenen gestolpert. Er ist seitdem ständig unterwegs.“
    Bereitwillig berichtete ich dem Redakteur von meinem Wissen über Münstermann und Schlingenhagen. „Die haben mich seit Paderborn verfolgt und lassen mich jetzt erst in Ruhe“, sagte ich ironisch. Das juristische Hickhack um den Zuhältertypen ließ ich unerwähnt, es brauchte Bahn nicht zu interessieren.
    „Haben Sie denn eine Vermutung, wie der Tote nach Düren gekommen ist und warum?“ Es hatte den Anschein, als stocherte Bahn im Nebel in der Hoffnung, einen Zufallstreffer zu erzielen.
    Ich wisse nicht mehr als er, entgegnete ich. Ich könne nur vermuten, dass Münstermann noch immer mit Schlingenhagen unterwegs war.
    „Das ist aber wirklich nur eine Vermutung“, betonte ich ausdrücklich, „die darauf beruht, dass ich die beiden zuvor in Fröndenberg an der Ruhr gesehen habe.“ In meinem Hinterkopf bastelte ich eine neue Kombination zusammen, über die ich aber noch nicht sprechen wollte. Der Hinweis auf Fröndenberg musste Bahn genügen.
    „Das ist ja toll“, begeisterte sich der Journalist zu meinem Erstaunen. „Vom Urlaub an der Ruhr zum Tod in der Rur“, titelte er. „Da mache ich eine heiße Geschichte draus.“
    „Nur daraus?“ Ich konnte mir den Informationsgehalt dieser Begebenheit nicht vorstellen.
    „Nicht nur daraus“, besänftigte mich Bahn. „Es gibt noch einige weitere Kleinigkeiten, die zwar nicht zur Aufklärung des Todesfalles beitragen werden, die aber Lesestoff bieten können.“
    Was er denn im Angebot habe, fragte ich neugierig.
    „Nichts Besonderes“, wiegelte der Redakteur ab.
    Ein Kollege, der von der Zeitung zum Fernsehen gewechselt sei, hätte einen Film über den Feuerwehreinsatz an der Rur gemacht. „Einige Szenen hat er zwangsläufig herausschneiden müssen, unter anderem diejenigen, bei denen Gaffer dumm herumstehen und die Arbeit der Rettungskräfte behindern.“
    Die Polizei würde zur Zeit prüfen, ob nicht Strafanzeige gegen einige der Sensationstouristen erhoben werden könne. Es sei schon ein Skandal, wie sich mancher Mensch benommen habe, ereiferte sich Bahn.
    „Bei denen hat es den Anschein, als verschaffe ihnen das Absaufen eines armen Schweines perverse Befriedigung. Man sollte sie alle ins Wasser hinterherwerfen.“ Wenn ich wollte, könnte ich mir den Film gerne einmal ansehen, bot er mir an.
    Das sei zwar nett gemeint, aber derzeit nicht machbar, lehnte ich dankend ab. Die Arbeit in der Kanzlei würde mir über den Kopf wachsen, da hätte ich keine Ruhe, um mir einen Film anzusehen.
    Bahn schien meine berufliche Situation nicht sonderlich zu beeindrucken.
    „Wie Sie wollen“, sagte er gelassen. „Sie wissen, dass Sie immer noch eine Hosenreinigung von mir bezahlt bekommen?“
    Ich musste lauthals lachen.
    „Irgendwann denke ich bestimmt daran.“ Mir kam die Szene auf dem Tivoli in Aachen in Erinnerung, als der gehetzte Bahn eine Bratwurst mit Ketchup und Senf auf meine Hose gekippt hatte.
    Ob ich immer noch am Templergraben wohnen würde, fragte der Journalist mich zum Abschluss unseres Telefonats.
    „Ich notiere mir die Adressen aller Menschen, mit denen ich beruflich zu tun habe oder hatte. Und Sie gehören nun einmal dazu nach unserer Geschichte in Düren.“
    Was sollte ich dazu sagen? Es war zumindest ehrenwert von Bahn, überhaupt zu sagen, dass er meine Adresse

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