Mörderische Kaiser Route
Merzbrück und bekam schon von weitem mit, dass etwas auf dem kleinen Verkehrslandeplatz nicht stimmte. Eine dicke, schwarze Rauchwolke stieg hinter einem Gebäude links neben der Zufahrtsstraße auf.
Als ich um die Ecke bog und in Richtung Tower fuhr, sah ich das Unglück. Vor einer Halle brannte ein kleines Flugzeug. Mit mehreren Schläuchen spritzte die Feuerwehr Löschwasser in die Flammen. Nahezu tatenlos liefen aufgeregt einige Rettungssanitäter umher, ein Notarzt saß etwas abseits auf einer Bank und zog mit zittrigen Fingern an einer Zigarette. Beckmann stand neben ihm und stierte mit versteinerter Miene auf die brennende Maschine.
Die Rettungskräfte nahmen keinerlei Kenntnis von mir, als ich auf das Gelände kam. Ich war eine Randfigur und spielte in dem hektischen Treiben keine Rolle, solange ich mich unauffällig im Hintergrund hielt und die Arbeiten nicht behinderte.
Erst eine Viertelstunde später waren die Sanitäter so weit, dass sie sich der ausgebrannten Maschine nähern konnten. Mir stockte der Atem, als ich miterleben musste, wie sie aus dem Wrack einen Körper zogen.
,Der ist tot’, schoss es mir durch den Kopf und mit dieser selbstverständlichen Einschätzung lag ich nicht falsch. Der Notarzt brauchte nur wenige Augenblicke, um den Tod des Menschen festzustellen. Offenbar war jemand bei lebendigem Leibe in seinem kleinen Flugzeug verbrannt.
Auf diese Art aus dem Leben zu scheiden, war auch nicht angenehmer als das langsame Ertrinken in einer Staustufe oder mit einer Drahtschlinge um den Hals. Es schien fast unmöglich, sich durch natürliches Ausscheiden in den ewigen Ruhestand zu verabschieden. Aber diese Gedanken machten das arme Schwein nicht wieder lebendig.
Ich schaute mich nach Beckmann um, der fassungslos auf das Wrack starrte. Mir schien es nicht passend, ihn in diesem Moment auf meine Anwesenheit hinzuweisen und an mein Gespräch mit Schauf zu erinnern. Langsam ging ich in Beckmanns Büro und setzte mich auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch. Es gab jetzt Wichtigeres für ihn als meine Wenigkeit.
Durchs Fenster beobachtete ich mehrere Fotografen und Kameraleute, die das zerstörte Flugzeug ablichteten, und mehrere aufdringliche Kerle, die sich um Beckmann drängelten. Ich würde mein Häuschen darauf verwetten, dass es sich bei dieser Meute um Journalisten handelte, konnte aber mangels Häuschen niemandem die Wette anbieten.
Ich spielte schon mit dem Gedanken, in die Kanzlei zurückzufahren, als Beckmann doch noch nach langen Minuten in sein Büro kam.
„Schöne Bescherung“, meinte er zur Begrüßung und betrachtete mich mit müden Augen. „Deine Verabredung kannst du vergessen. Die arme Socke, die mit dir sprechen wollte, liegt schon in der Kiste.“
„Moment mal.“ Hatte ich Beckmann richtig verstanden? „Willst du mir damit sagen, dass der Tote da draußen der Pilot war, der mit mir…?“
„So ist es, Tobias.“ Beckmann schüttelte immer noch erschrocken den Kopf. Er missachtete absichtlich das Telefon, das aufdringlich läutete. „Halt die Klappe!“, schnauzte er. Wahrscheinlich meinte er das Gerät. Ich jedenfalls fühlte mich nicht angesprochen.
„Was ist passiert?“, fragte ich leise und ruhig.
Beckmann schaute mich mit trüben Augen lange an. „Um es mit einem Satz zu sagen: Als Schauf eben seine Maschine starten wollte, ist ihm der Motor um die Ohren geflogen, explodiert.“
„Defekt? Zufall?“
„Das müssen die Experten vom Luftfahrtbundesamt ermitteln. Sie sind unterwegs.“ Beckmann rieb sich lange die
Augen. „Normalerweise würde ich von einem Defekt ausgehen. Aber.“ Er verzog das Gesicht und zuckte hilflos mit den Schultern. „Aber, was?“ Die Bemerkung hatte mich hellhörig werden lassen.
„Es gibt zwei Dinge, die mich nachdenklich stimmen und weswegen ich die Kripo informiert habe.“ Beckmann seufzte und hielt mit beiden Händen eine Tasse mit abgestandenem, kalten Kaffee fest, die er fahrig zum Mund führte. „Welche?“
„Zum einem haben in den letzten Tagen vermehrt irgendwelche Anrufer nach dem Piloten gefragt. Sie wollten unbedingt wissen, ob er heute wieder fliegt.“ Beckmann machte eine Pause und schaute aus dem Fenster. „Zum anderen hat es den Anschein, als habe sich jemand in der Nacht auf dem Gelände herumgetrieben. An einer Stelle ist der Zaun zur Straße aufgeschnitten worden, wie wir eben festgestellt haben.“
„Und daraus schließt du, dass jemand bei dem Defekt an der Maschine nachgeholfen
Weitere Kostenlose Bücher