Mörderische Kaiser Route
gespeichert hatte. Ich wollte nicht wissen, in wie vielen Karteien Angaben zu meiner Personen lagerten, ohne dass ich jemals davon erfahren würde.
Flugangst
Ob ich nach Merzbrück kommen könnte, fragte mich Josef Schauf. Der aus seinem Kurzurlaub zurückgekehrte Pilot hatte es offenbar eilig und machte es kurz am Telefon. „Beckmann hat mir eben erzählt, ich könnte Probleme mit meiner Beförderungslizenz bekommen, wenn ich mich nicht mit Ihnen unterhalte.“ In einer Stunde könnte er sich mit mir in Beckmanns Büro treffen. Er habe nur noch einen kurzen Kontrollflug zu erledigen.
„Kein Problem“, stimmte ich zu und schüttelte verwundert den Kopf. Was war nur in den Flieger gefahren, dass er von sich aus den Kontakt zu mir suchte?
„Das verrate ich Ihnen, wenn Sie da sind, Herr Grundler. Das lässt sich am Telefon nicht so gut besprechen.“ Eilig verabschiedete sich Schauf mit dem Hinweis, es warte jemand auf ihn.
Die nächste Einladung folgte wenige Minuten später. Der Kommissar aus Paderborn regte ein Treffen an.
„Wegen der interessanten Verbindungen Ihres Herrn Karl Schlingenhagen mit jemandem aus unserer Region“, sagte er geheimnisvoll.
Ein Kollege aus Aachen hätte ihn darüber informiert, dass das Aachen-Paderborner Duo wohl durch die Weltgeschichte kutschiere. Die Beschreibung des Mannes, der angeblich aus Ostwestfalen stammen sollte, sei ja ziemlich deutlich, meinte
Dietrich, um schnell hinzuzufügen: „Sofern wir aus dem Autokennzeichen auf den Wohnort schließen können.“ Auf jeden Fall sei es günstiger, unter vier Augen darüber zu sprechen als am Telefon. „Sie sind herzlich bei uns willkommen, Herr Grundler. Anruf genügt“, bot er mir an.
Ich gab mich zurückhaltend. Ich würde sehen, was sich machen lässt, sagte ich nichts sagend.
Große Lust, über zweihundert Kilometer durch das Land zu fahren, hatte ich offen gestanden nicht. Es war mir zu wenig, nur wegen einer rothaarigen Dicklippe, die vielleicht einmal ins Paderwasser gepinkelt hatte, quer durch NordrheinWestfalen zu reisen.
„Haben Sie denn neue Erkenntnisse bei den Todesfällen Roswitha Thiele und ihrem Bruder?“, fragte ich und stellte dann die für mich wichtigste Frage: „Ist inzwischen die Rolle von Franz Schlingenhagen geklärt?“
„In gewisser Weise schon. Das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt“, antwortete der Kommissar und setzte mit der Standardfrage nach, die stets alle Versäumnisse auf andere abschob. „Wussten Sie das nicht, Herr Grundler?“
Woher sollte ich es wissen, knurrte ich zurück, woraufhin der Kommissar geschickterweise die mangelnde Kommunikation zwischen den Behörden beklagte. Er habe seine Ergebnisse weitergeleitet und sei davon ausgegangen, dass alle Beteiligten informiert seien. Wahrscheinlich habe der Vater des Jungen die Mitteilung noch nicht an uns weitergegeben, vermutete Dietrich. Nicht für den Dienstgebrauch bestimmt seien die Fakten, die er mir nannte, weil sie nicht im Untersuchungsbericht stünden, klärte mich der Kommissar auf.
„Wir haben ermittelt, dass Franz Schlingenhagen eine Art Beichtvater für viele Schülerinnen war. So haben sich auch
Klassenkameradinnen der ermordeten Schülerin bei ihm ausgesprochen und ihn quasi erst darüber aufgeklärt, dass Roswitha schwanger war. Roswitha hat ihren Mitschülerinnen von der Schwangerschaft berichtet, aber nicht über den Vater gesprochen. Dessen Namen muss sie wohl Schlingenhagen verraten haben.
Schlingenhagen wurde in der letzten Zeit in vielen Kneipen und Spielhallen gesehen, wo er offenbar nach einem bestimmten Mann suchte. Wir wissen nur nicht, um wenn es sich dabei handelte.“
„Sie haben auch keine ungefähre Beschreibung?“, hakte ich nach. „Etwa von den Schülerinnen oder den Kneipiers?“
„Wir haben gar nichts außer der Information, dass Franz Schlingenhagen in Paderborn nach einem Mann gesucht hat, der Roswitha geschwängert hat.“
„Merkwürdig“, dachte ich laut. Diese Informationen gaben mir weiteren Stoff für Vermutungen und Kombinationen. „Sie wissen auch nicht, ob Schlingenhagen den Kerl gefunden hat?“ „Nein“, gab der Kommissar erwartungsgemäß zu. „Ich vermute nur, dass deswegen das Mädchen sterben musste, und Franz Schlingenhagen wegen des Todes von Roswitha verdächtigt werden sollte.“ Aber diese Vermutung sei nicht durch Beweise zu erhärten, fügte Dietrich bedauernd hinzu.
Mit Sabines Polo schlängelte ich mich im Kriechgang durch die Stadt nach
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