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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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konnte, indem sie am Teppich zog. Jetzt zerrte sie den Teppich von der Wand weg und legte sich auf den Bauch, um die Ziegel zu inspizieren. Ihre Ausbesserungsarbeiten waren nicht zu erkennen; immerhin hatte sie den Mörtel mit Schmutz bestrichen, damit er genauso alt aussah wie der übrige Mörtel.
    Auch auf dem Boden lag kein Mörtelstaub, der verraten hätte, dass jemand an den Ziegeln herumgeklopft hatte.
    Sie holte Hammer und Meißel, legte sich wieder auf den Bauch und begann behutsam, den Mörtel um einen der Ziegel zu lösen. Nachdem sie den Stein gelockert hatte, nestelte sie erst ihn und dann einen zweiten und dritten aus der Wand.
    Dann steckte sie die Hand in den ehemaligen Kamin und holte ein ganzes Sortiment von Schachteln und Tüten heraus, wobei jedes Stück sorgfältig in Plastik eingehüllt war, damit es nicht schmutzig wurde.
    Eine kleine Schachtel enthielt ihre gefälschten Papiere: Pässe, Kreditkarten, Führerscheine, Ausweise, je nachdem, für welche Nationalität sie sich entschied. In einer Tüte lagen drei verschiedene Perücken. Es gab verschiedene Outfits, die sie in diesem Versteck aufbewahrte, weil sie so auffällig waren.
    Schuhe hatte sie keine hier drin; die hatte sie einfach in ihren Schrank geworfen, auf einen großen Haufen mit ihren anderen Schuhen. Welcher Mann würde sich schon mit einem Schuhberg beschäftigen? Außerdem hatte sie sich einen Notvorrat an Bargeld in Euro, britischen Pfund und Dollar zurückgelegt.
    In der letzten Schachtel lag ein abhörsicheres Handy. Sie schaltete es ein und prüfte den Ladezustand. LEER. Also holte sie auch das Ladekabel heraus, stöpselte es in die Steckdose und hängte das Telefon an.
    Sie war völlig erschöpft, und ihre Stirn war schweißnass.
    Morgen würde sie noch nicht untertauchen können, erkannte sie; dazu war sie noch zu schwach. Aber spätestens übermorgen musste sie die Fliege machen, sonst würde die Klatsche sie erwischen.
    Bis jetzt hatte sie Glück gehabt. Rodrigo hatte die Nachricht vom Tod seines Vaters mehrere Tage zurückgehalten, wodurch er ihr etwas Zeit erkauft hatte, aber mit jeder verstreichenden Minute wuchs die Gefahr, dass in Langley ein Foto von Denise Morel auftauchte, eingescannt wurde und der Computer daraufhin meldete, dass Denise Morels Gesichtszüge, von Haar‐ und Augenfarbe einmal abgesehen, sich genau mit denen von Liliane Mansfield, Agentin für die US Central Intelligence Agency, deckten. Dann hätte sie nicht nur die Nervis, sondern auch die CIA an den Hacken, und die verfügte über Ressourcen, von denen Rodrigo nur träumen konnte. Aus wenig edlen Gründen hatte die Zentrale in Langley stets ihre schützende Hand über Salvatore gehalten; niemand wäre begeistert darüber, dass Lily ihn abserviert hatte.
    Es stand fünfzig zu fünfzig, wer sich zuerst an ihre Fersen heften würde, Rodrigo oder jemand von der CIA. Gegen Rodrigo hatte sie noch eher eine Chance, denn der würde sie höchstwahrscheinlich unterschätzen. Die CIA würde diesen Fehler bestimmt nicht machen.

    Weil es merkwürdig gewirkt hätte, wenn sie zu lange in ihrer Wohnung geblieben wäre, und weil sie feststellen wollte, ob sie observiert wurde, zog sie sich gegen die Kälte warm an und machte sich auf den Weg zum Supermarkt an der Ecke.
    Einen Beschatter entdeckte sie, als sie aus der Tür kam; er saß zwischen ihrem Haus und der Straßenecke in einem unauffälligen grauen Wagen und hob die Zeitung vors Gesicht, als sie auf den Gehsteig trat. Amateur. Aber wenn vorn einer war, würde hinten ein zweiter sein, das stand so gut wie fest.
    Immerhin war im Treppenhaus niemand postiert, was ihre geplante Flucht deutlich erschwert hätte. So schwach, wie sie war, wollte sie sich nur ungern aus einem Fenster im dritten Stock hangeln müssen.
    Sie trug eine Leinentasche bei sich, in die sie verschiedene Lebensmittel und etwas Obst packte. Ein italienisch aussehender Mann – der nicht weiter auffiel, solange man nicht eigens nach so jemandem Ausschau hielt – schlenderte hinter ihr durch die Gänge, ohne sie je aus den Augen zu verlieren.
    Gut, also waren sie zu dritt. Drei reichten aus, um sie lückenlos zu überwachen, aber es waren nicht so viele, dass sie nicht mit ihnen fertig werden konnte.
    Nachdem sie ihre Einkäufe bezahlt hatte, kehrte sie zu ihrer Wohnung zurück, wobei sie betont schwerfällig und langsam ging. Sie schlurfte mit gesenktem Kopf dahin, ein Bild der Mutlosigkeit, ganz und gar nicht wie jemand, der auf der Hut

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