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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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keine davon hätte das nötige Wissen zur Herstellung eines so exotischen Giftes gehabt oder es erwerben können, von dem sündteuren Wein ganz zu schweigen. Er würde jede noch einmal unter die Lupe nehmen, nur um ganz sicherzugehen, aber es war anzunehmen, dass sich keine weitere Spur finden würde. Was war aber mit den Männern in Denises Vergangenheit?
    Er hatte sie danach gefragt, aber sie hatte ihm keine Namen geliefert, sondern nur geantwortet: »Nein, da gibt es niemanden.«
    Bedeutete das, dass sie bis zum heutigen Tag in nonnenhafter Keuschheit gelebt hatte? Das traute er ihr kaum zu, auch wenn sie Salvatores Avancen unmissverständlich abgewiesen hatte. Oder sollte es bedeuten, dass sie früher sehr wohl männliche Freunde gehabt hatte, denen sie aber eine solche Tat nicht zutraute? Es war ihm gleichgültig, was sie dachte; er wollte seine eigenen Schlüsse ziehen.
    Ah, jetzt kam er der Sache näher. Warum wollte sie ihm nichts über ihre Vergangenheit erzählen? Warum war sie eine solche Geheimniskrämerin? Das störte ihn so an ihr; eigentlich hatte sie keinen Grund, ihm nicht den Namen jedes einzelnen Mannes zu verraten, mit dem sie seit ihrer Pubertät zusammen gewesen war. Wollte sie jemanden schützen? Hatte sie am Ende eine Ahnung, wer das Gift in die Flasche gefüllt haben könnte? Gab es jemanden, der, weil er ihre Abneigung gegen Wein kannte, sich nicht hätte träumen lassen, dass sie davon trinken würde?
    Rodrigo hatte sie nicht so gründlich durchleuchten können, wie ihm lieb gewesen wäre; anfangs hatte Salvatore nicht warten wollen, und dann waren ihre Treffen so ereignislos verlaufen – von dem letzten einmal abgesehen –, dass Rodrigo die Sache mehr oder weniger zu den Akten gelegt hatte. Jetzt allerdings würde er alles herausfinden, was es über Denise Morel zu wissen gab; falls sie je auch nur daran gedacht hatte, mit einem Mann zu schlafen, würde er es erfahren. Falls irgendwer in diese Frau verliebt war, würde er ihn aufspüren.
    Er griff zum Telefon und wählte eine Nummer. »Ich möchte, dass Mademoiselle Morel rund um die Uhr überwacht wird.
    Sobald sie einen Fuß vor die Tür setzt, möchte ich es erfahren.
    Wenn sie angerufen wird oder jemanden anruft, möchte ich die Nummer wissen. Haben wir uns verstanden? Gut.«

    In der Abgeschiedenheit des kleinen Bades neben ihrem Gästezimmer hatte Lily verbissen daran gearbeitet, wieder zu Kräften zu kommen. Bei ihrer minutiösen Untersuchung des Raumes hatte sie weder eine Kamera noch ein Mikrofon entdecken können, darum nahm sie an, dass sie dort unbeobachtet war. Anfangs hatte sie nur ein paar zaghafte Stretching‐Übungen durchführen können, aber sie hatte sich keine Ruhe gegönnt und war schon wenig später auf der Stelle gejoggt, obwohl sie sich dabei am Badschrank festhalten musste, um nicht umzukippen. Ein paar Tage später war sie zu Sit‐Ups und Liegestützen übergegangen. Sie zwang sich, so viel wie möglich zu essen, weil das die Erholung beschleunigte.
    Sie wusste, dass es gefährlich war, sich so zu quälen, nachdem ihre Herzklappe beschädigt war, aber sie war bereit, ein kalkuliertes Risiko einzugehen – wie fast immer in ihrem Leben.
    Sobald sie wieder in ihrer Wohnung war, durchsuchte sie die Räume ebenso gründlich wie das Gästebad auf dem Familiensitz der Nervis. Zu ihrer Erleichterung fand sie nichts.
    Offenbar hatte Rodrigo sie nicht in Verdacht, sonst hätte er ihre Wohnung seit dem letzten Sonntag von oben bis unten verwanzt. Nein, sonst hätte er sie einfach umgebracht.
    Das bedeutete allerdings nicht, dass ihr keine Gefahr drohte.
    Sobald er sie nach ihren ehemaligen Liebhabern gefragt hatte, war ihr klar gewesen, dass ihr nur ein paar Tage zur Flucht blieben, weil er von nun an so lange in Denises Vergangenheit wühlen würde, bis er feststellen würde, dass es keine Vergangenheit gab.
    Falls ihre Wohnung durchsucht worden war – und davon musste sie ausgehen –, dann waren Rodrigos Leute äußerst gründlich vorgegangen. Trotzdem hatten sie ihr geheimes Fluchtgepäck nicht gefunden, sonst stünde sie jetzt nicht hier.
    Das alte Gebäude war früher mit Kaminen beheizt worden, die irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine Zentralheizung ersetzt worden waren. Der Kamin in ihrer Wohnung war zugemauert worden, dann hatte man eine Kommode davorgeschoben. Sie hatte einen billigen Vorleger unter die Kommode gelegt, nicht um den Holzboden zu schonen, sondern damit sie die Kommode verrücken

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