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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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war. Ihre Beobachter sollten glauben, sie hätte sie noch nicht bemerkt und sei noch so geschwächt, dass sie sich kaum aufrecht halten konnte. Da ihre Bewacher nicht besonders erfahren zu sein schienen, konnte Lily darauf hoffen, dass die Männer, ohne es zu merken, nachlässig würden, weil ihr Zielobjekt kaum eine Herausforderung darstellte.
    Als ihr Handy aufgeladen war, ging sie damit ins Bad und drehte den Wasserhahn auf, um ihre Stimme zu übertönen, falls ein Parabolmikrofon auf ihre Wohnung gerichtet war.
    Natürlich war das eher unwahrscheinlich, aber in ihrem Gewerbe hatte eine paranoide Grundhaltung schon vielen das Leben gerettet. Sie buchte einen Flug erster Klasse nach London, beendete das Gespräch, rief dann wieder an und buchte unter einem anderen Namen einen weiteren Flug, dreißig Minuten nach ihrer Landung, von London nach Paris, wo absolut niemand sie vermuten würde. Danach würde sie weitersehen, aber sie hoffte, sich durch dieses kleine Manöver etwas Zeit erkauft zu haben.

    Langley, Virginia
    Früh am nächsten Morgen blickte eine Junioranalystin namens Susie
    Pollard
    staunend
    auf
    die
    Meldung
    des
    Gesichtserkennungsprogramms, die gerade auf ihrem Computerbildschirm erschienen war. Sie druckte den Bericht aus und suchte dann ihren Weg durch das Labyrinth von Stellwänden, bis sie schließlich ihren Kopf in ein winziges Kabuff steckte. »Das sollten wir uns vielleicht näher ansehen«, sagte sie und überreichte den Bericht an eine Senioranalystin namens Wilona Jackson.
    Wilona setzte ihre Lesebrille auf und überflog das Dokument. »Stimmt«, sagte sie. »Guter Fang, Susie. Ich gebe das sofort nach oben weiter.« Sie erhob sich, eine knapp einen Meter achtzig große Schwarze mit einer an ihrem Mann und fünf
    halbstarken
    Söhnen
    gestählten
    Haltung,
    die

    unmissverständlich klar machte, dass mit ihr nicht zu spaßen war. Ohne den Beistand einer weiteren Frau im Haushalt, erklärte Wilona gern, durfte sie die Zügel keine Sekunde lang schleifen lassen. Diese Haltung übertrug sich auch auf ihre Arbeit, wo sie keinerlei Unfug duldete. Alles, was von ihr nach oben weitergegeben wurde, wurde postwendend geprüft und begutachtet, sonst gab es Ärger.
    Bis zum Mittag hatte Franklin Vinay, der Direktor der Abteilung Auslandseinsätze, den Bericht gelesen. Salvatore Nervi, der Kopf der Nervi‐Familie – er weigerte sich, diese Organisation als Unternehmen zu bezeichnen, obwohl mehrere Unternehmen darin verstrickt waren –, war an einem unbekannten Leiden verschieden. Das genaue Todesdatum war nicht bekannt, weil die beiden Söhne ihren Vater in ihrer italienischen Heimat beerdigt hatten, ehe sie die Meldung herausgegeben hatten. Zum letzten Mal hatte man ihn vier Tage vor der Bekanntgabe seines Todes in einem Pariser Restaurant gesehen. Da war er allem Anschein noch bei bester Gesundheit gewesen, das unbekannte Leiden musste ihn demnach erstaunlich schnell dahingerafft haben. Natürlich kam so was immer wieder vor; jeden Tag wurden scheinbar kerngesunde Menschen von einem Herzinfarkt oder Schlaganfall gefällt.
    Was alle Alarmglocken zum Schrillen brachte, war die Meldung des Gesichtserkennungsprogramms, das ohne den Hauch eines Zweifels gemeldet hatte, dass Nervis letzte Flamme niemand anderes war als eine der fähigsten Agentinnen der CIA, die Nervi undercover begleitet hatte.
    Liliane Mansfield hatte ihr weizenblondes Haar dunkel getönt und dunkle Kontaktlinsen eingesetzt, um ihre unverkennbaren blassblauen Augen zu verbergen, aber es bestand nicht der geringste Zweifel, dass sie es war.
    Noch panischer schrillten die Alarmglocken, weil vor wenigen Monaten zwei ihrer engsten Freunde sowie ihre Adoptivtochter auf Nervis Befehl hin ermordet worden waren.
    Alles deutete darauf hin, dass Lily aus dem lenkenden Geschirr ausgebrochen war und die Angelegenheit selbst in die Hand genommen hatte.
    Sie hatte wissen müssen, dass die CIA diese Liquidierung nicht gutheißen würde. Salvatore Nervi war ein extrem abstoßendes Exemplar der menschlichen Gattung und hatte den Tod durchaus verdient, aber er war schlau genug gewesen, alle Seiten gegeneinander auszuspielen und sich allseits unentbehrlich zu machen, um sich gegen ein solches Vorkommnis abzusichern. Zu diesem Zweck hatte er extrem nützliche Informationen weitergeleitet, und zwar schon seit Jahren. Diese Informationspipeline war nun versiegt, möglicherweise unwiderruflich; im besten Fall würden sie mehrere Jahre brauchen, um eine

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