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Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten

Titel: Mörderische Landschaften - Kriminelles aus dem Osten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
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Kleidung mit fortgenommen? Was machte es für einen Sinn, ihre Identität verheimlichen zu wollen?
    »Der Zusammenhang mit Milz liegt auf der Hand.«
    »Welcher Zusammenhang denn?«
    »Er wird ganz in der Nähe gesehen und hier liegt eine Frau, die beraubt und erschlagen worden ist.«
    »Erschlagen?«
    »Ja, guggen Se mal.«
    Zwischen den Haaren der Toten war eine tiefe Wunde.
    »Sie kann natürlich auch gestürzt sein. Sich im Fallen an den Steinen verletzt haben. Nicht auszuschließen. Aber wie kommt sie so nackt hierher?«
    Die Augen der Kripo-Leute richteten sich auf Rauchbär, der fragte, ob denn ein natürlicher Tod ganz auszuschließen sei.
    »Een nadürlischer Dod ist ni auszuschließen.«
    Rauchbär hörte nur mit halbem Ohr hin. Sollten sie palavern, wie sie wollten. Ihm klang das alles gleich in den Ohren. Es war ihm egal, wie sie redeten. Aber nicht, was sie redeten: Die Frau hier ein Opfer von Kevin Milz? Nach seiner Flucht hatte der ganz Deutschland unsicher gemacht. Und jetzt sollte er ausgerechnet hier in der Nähe sein? Wo genau war er überhaupt gesehen worden? In Wismar? Aber vielleicht war das ein Irrtum.
    »Erst einmal müssen wir wissen, wer das überhaupt ist. Sie können uns wirklich keine Angaben zu der Frau machen?«
    »Hat man Ihnen auf Ihrer Dienststelle die Fahndungsfotos zugeleitet? Von diesem Milz?« Die Stimme, die das fragte, war ungeduldig.
    »In Mecklenburg kommt zwar alles 50   Jahre später, aber bei dem Foto war das mal nicht so«, brummte Rauchbär.
    »Dieses Foto hier?« Man hielt dem Ortspolizisten ein Bild vors Gesicht.
    Rauchbär nickte. Vielleicht war sie anderswo ins Wasser gegangen, hatte ihre Kleidung, Badetuch, Decke, Handtücher zurückgelassen, war ertrunken und mit der Strömung hier angespült? Es gab auch Baumstämme am Strand, die das Meer von irgendwoher mitgebracht hatte. Rauchbär seufzte vor Anstrengung. »Wenn ich nicht mehr gebraucht werde, ziehe ich mich zurück.«
    »Schönen Urlaub noch«, rief ihm der Berliner hinterher.
    Rauchbär fiel in diesem Augenblick alles Mögliche ein. Mit Urlaub hatte nichts davon zu tun. Die SoKo würde herausfinden, wie die Frau zu Tode gekommen war. Ihn brauchten sie dazu nicht. Oder?
    Zuhause angekommen, ließ Rauchbär sich ein Bad ein und machte sich einen Grog. Auf der Suche nach Musik legte er eine CD nach der anderen beiseite, gelangte zu den Tonbandkassetten, griff eine heraus, legte sie ein und startete den Recorder. Dann zog er sich schnell die kalten und nassen Klamotten vom Leib und ließ sich in die Wanne gleiten.
    »Der Sachse liebt das Reisen   …«, schepperte es aus dem alten Gerät. War das nicht Uwe Steimle, der das Lied sang? Der Kabarettist. Jetzt auch Kripo-Mann im Tatort . Unsinn, das Lied war doch viel älter. Eine Kassette eben, keine CD. »Sing, mei Sachse, sing«, aus DDR-Zeiten war das noch. Aus seiner Kinderzeit. Aus der späten Kindheit. Oder? Kabarett. Die Leipziger Pfeffermühle . Da stand es auf dem Cover. Jürgen Hart. Auch ein Kabarettist. Der musste dem Steimle geähnelt haben.
    Rauchbär räkelte sich im heißen Nass und pustete Schaumblasen hoch. Wann und wo hatte er diese Kassette bekommen? Und an wen oder an was erinnerte ihn die Tote am Strand? Sollte er ins Internet schauen? Vielleicht fand er irgendetwas, das ihm auf die Sprünge half   …
    Mit nassem Hintern und schaumtriefenden Füßen warf er gerade den PC an, als es an der Haustür klingelte. Diese Stimme und die »Sachsen-Hymne«   … Im Bademantel öffnete Rauchbär.
    Aha, der Berliner. Dieser Anders.
    »Ich denke, Sie wissen mehr, als wir anderen auch nur ahnen.«
    »Wieso das denn?« Rauchbär überlegte. »Der Milz ist doch nicht aus Sachsen, oder?«
    »Nein. Aus Sachsen ist der nicht. Aus einer Berliner JVA ausgebrochen.«
    »Und Sie nehmen an, dass sie von dem umgebracht worden ist?«
    »Kein ganz abwegiger Gedanke, nicht wahr? Aber wie kommen Sie eigentlich darauf, unsere Tote stamme aus Sachsen?«
    Hatte er diesen Gedanken tatsächlich preisgegeben? »Weiß ich nicht mehr, aber ich werde mich mal umhören. Es kann sie ja jemand gesehen haben.«
    »Tun Sie das«, erwiderte Anders und reichte ihm seine Karte. »So erreichen Sie mich   – jederzeit.«
    Rauchbär sah dem Kripo-Mann nach. Dieser Musiktitel. Und die Stimme. Er musste beides zusammenbringen. Das lag Jahre zurück. Es musste von Bedeutung sein. Was konnte ihm helfen, die Gedächtnislücken zu füllen?
    Sein Archiv! Er hatte etliche Ausgaben der

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