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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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er.
    »Constantiavägen. An der nächsten Kreuzung rechts.«
    Das einstöckige Haus aus rotem Backstein schien in den Dreißigerjahren erbaut worden zu sein. Im Garten standen mehrere knorrige Apfelbäume, deren Zweige sich unter der Last ihrer Früchte nach unten bogen. Unzählige Äpfel lagen bereits auf der Erde, offenbar schaffte es der Eigentümer nicht, mit der Ernte nachzukommen. Eine aus Ziegelsteinen gemauerte Terrasse schloss sich an eine Treppe an, die zur Eingangstür hinaufführte.
    Thomas klingelte. Ein Schloss wurde entriegelt, und dann stand eine Frau in den Fünfzigern vor ihnen. Sie trug einen rosafarbenen Strickpullover und Perlenohrringe.
    »Zu wem möchten Sie?«, fragte sie, als sie Thomas und Margit auf dem Treppenabsatz sah.
    Thomas sagte ihr, wer sie waren und was ihr Anliegen war.
    »Kommen Sie herein. Mein Mann ist im Wohnzimmer.«
    Sie folgten der Frau in einen großen Raum mit einem breiten offenen Kamin, gemauert aus den gleichen Backsteinen wie das Haus. Durch eine Bogenöffnung sah man in ein schönes Esszimmer, in dem ein großer Kristallkronleuchter über dem Esstisch hing. An der gegenüberliegenden Wand stand eine mit goldenen Schmuckleisten verzierte Anrichte, und darauf war eine Reihe von Familienfotos aufgebaut. Auf einem war ein Jüngling mit Studentenmütze zu sehen, auf einem anderen ein junger Mann in Uniform neben einem älteren, ebenfalls uniformierten Mann. Ein drittes Foto zeigte einen Mann und eine Frau, die im Stil der Fünfzigerjahre gekleidet waren.
    Ein Mann mit Lesebrille saß in einem Plüschsessel, als sie das Zimmer betraten. Im Hintergrund spielte leise klassische Musik, Thomas erkannte das Stück, konnte es jedoch nicht gleich einordnen. Eine Klaviersonate, aber welche?
    Der Mann blickte Thomas und Margit neugierig entgegen.
    »Thomas Andreasson, Polizei Nacka.« Er zeigte seinen Dienstausweis. »Wir haben einige Fragen zu einem jungen Mann, von dem wir annehmen, dass Sie ihn vor einigen Tagen getroffen haben.«
    Robert Cronwall setzte seine Lesebrille ab und erhob sich. Sein Haar war silbergrau, aber er schien gut in Form zu sein. Thomas vermutete, dass die Golfausrüstung, die er in der Diele gesehen hatte, ihren Teil dazu beitrug.
    »Bitte nehmen Sie Platz.«
    Cronwall deutete einladend aufs Sofa.
    »Vielen Dank«, erwiderte Thomas und setzte sich neben Margit.
    Das Sofa war weich, er sank tief in die Polster ein.
    »Was, sagten Sie doch gleich, war Ihr Anliegen?«
    Margit beugte sich vor.
    »Wir würden gern wissen, ob Sie sich mit einem jungen Mann namens Marcus Nielsen getroffen haben.«
    Auf Robert Cronwalls Gesicht erschien ein fragender Ausdruck.
    »Marcus Nielsen?«, widerholte er gedehnt. »Ich kenne niemanden, der so heißt.«
    Thomas zog ein Foto aus der Innentasche seines Jacketts und hielt es ihm hin.
    »Student, zweiundzwanzig, aus Jarlaberg.«
    »Worum geht es?«, fragte Robert Cronwall, während er das Foto betrachtete.
    »Marcus Nielsen ist tot«, sagte Margit. »Wir untersuchen den Fall.«
    »Ach herrjeh.« Die Reaktion kam spontan. »Was ist passiert?«
    »Er hat sich vor einer Woche das Leben genommen«, erwiderte Thomas.
    Robert Cronwall blickte betroffen von Thomas zu Margit.
    »Wir haben Ihren Namen in seinem Telefonverzeichnis gefunden, deshalb würden wir gern wissen, ob Sie sich getroffen und worüber Sie gesprochen haben«, fuhr Thomas fort. »Er studierte Psychologie an der Universität Stockholm.«
    »Ich verstehe.« Robert Cronwalls Gesicht hellte sich auf. »Vor einiger Zeit hat mich ein junger Mann angerufen, der Psychologie studiert, könnte er das gewesen sein?«
    »Das ist durchaus möglich«, sagte Thomas.
    »Dann ist es in der Tat so, dass wir uns unterhalten haben.«
    »Wann haben Sie sich getroffen?«, fragte Margit.
    »Wir haben nur miteinander telefoniert, wir haben uns nicht getroffen. Deshalb sagt mir auch das Foto nichts. Tja, wann mag das gewesen sein?« Robert Cronwall überlegte einen Moment. »Vor etwa einer Woche. Ich weiß es nicht mehr ganz genau.«
    »Worum ging es?«, fragte Margit.
    »Er wollte mich interviewen.«
    »Worüber?«
    »Über meine Zeit an der Marineschule, ich war ja Kadett dort.« Cronwall nickte zu dem Foto auf der Anrichte. »Er schrieb an einer Hausarbeit für die Universität und wollte wissen, wie ich die Zeit dort erlebt habe, aber ich schlug ihm vor, sich stattdessen an das Marinekommando zu wenden.«
    »Warum das?«, fragte Margit.
    »Ich fand nicht, dass ich viel zu erzählen hatte.

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