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Moerderische Schaerennaechte

Moerderische Schaerennaechte

Titel: Moerderische Schaerennaechte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viveca Sten
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und Sorge. Es war ein Wunder, dass sie wieder ein Kind erwarteten. Beim letzten Mal hatten sie eine lange Prozedur von Hormonbehandlungen und Inseminationen über sich ergehen lassen müssen, ehe es so weit war. Als Emily dann im Alter von drei Monaten plötzlich starb, war der Verlust unerträglich gewesen.
    Es gab keine rationale Erklärung dafür, dass sie nun aus eigener Kraft ein Baby gezeugt hatten, aber Thomas empfand ein tiefes, intensives Gefühl der Dankbarkeit darüber, dass es so war.
    Auf der Kommode unter dem Fenster stand ein gerahmtes Foto von Emily. Sie lag nackt und frisch gebadet auf einem rosa Handtuch und lachte in die Kamera. Nur wenige Tage nach diesem Foto war sie gestorben, und für eine sehr lange Zeit hatte Thomas das Foto nicht ansehen können, geschweige denn, es aufstellen. Aber vor einigen Wochen hatte Pernilla es einfach hingestellt, und zu seiner eigenen Überraschung hatte es ihm gefallen, dass es dort stand.
    Jetzt galt sein letzter Blick vor dem Einschlafen seiner Tochter, und zum ersten Mal seit ihrem Tod konnte er sich an das Glück erinnern, das er empfunden hatte, als sie noch lebte.
    Wenn nur jetzt alles gut ging.
    Eine Fehlgeburt würde sie beide todunglücklich machen. Da wäre es besser, wenn Pernilla nie wieder schwanger würde. Das wusste er ganz sicher.
    Er schwang die Beine über die Bettkante und schwankte wie üblich ein wenig, als er aufstand. Es dauerte seine Zeit, bis er sich an das seltsame Gefühl gewöhnt hatte, wenn er den Fuß aufsetzte. Er würde wohl nie ganz begreifen, dass sein Körper nicht mehr unversehrt war.
    Barfuß und im Morgenmantel ging er in die Küche und schaltete die Kaffeemaschine ein. Als das schwarze Gebräu fertig war, goss er sich eine Tasse ein und setzte sich an den Küchentisch. Sofort wanderten seine Gedanken zu Marcus Nielsens Selbstmord.
    Um halb zehn war Besprechung auf der Polizeistation, und ganz oben auf seiner Prioritätenliste stand, mehr über die Personen herauszufinden, mit denen Marcus vor seinem Tod Kontakt aufgenommen hatte. Vielleicht konnten Cronwall oder Kaufman einige der Fragen beantworten, die sich nun vor ihnen auftaten.
    Es war schön draußen, obwohl es erst halb neun war. Nora beschloss, sich noch eine Weile mit ihrem Kaffeebecher in die Sonne zu setzen, ehe es Zeit wurde, den Jungs das Frühstück zu machen.
    Als sie auf die Treppe hinauskam, sah sie, dass Olle Granlund an den Bootsstegen saß. Er hob grüßend die Hand, und sie winkte zurück.
    »Wie fühlst du dich in deinem großen Haus?«, rief er.
    Nora ging zu ihm und setzte sich auf die alte Klönbank aus Treibholz, die schon so lange da stand, wie sie zurückdenken konnte.
    »Langsam gewöhnen wir uns ein, aber Tante Signe ist immer noch in allen Räumen«, sagte sie. »Jedes Mal, wenn ich die Standuhr schlagen höre, rechne ich damit, dass sie aus der Küche kommt.«
    Olle Granlund senkte den Kopf.
    »Signe hat das Haus geliebt, es war ihr der liebste Platz auf Erden«, sagte er. »Es ist schön, dass du nicht viel verändert hast, sondern das Alte bewahrst.«
    Nora drehte den Kaffeebecher in den Händen.
    »Es wäre nicht richtig, wenn ich Signes Möbel weggeben würde. Für mich ist es irgendwie immer noch ihr Haus, auch wenn es sich komisch anhört.«
    »Finde ich gar nicht. Ich kann verstehen, dass du sie vermisst.«
    »Und wie. Ich habe sie wirklich sehr gemocht.«
    »Da bist du nicht die Einzige.«
    Er warf ihr einen so schelmischen Blick zu, dass Nora stutzte.
    »Wie meinst du das?«, fragte sie und knuffte ihn spielerisch in die Seite. »Davon hast du nie etwas gesagt.«
    Olle Granlund blinzelte in die Sonne und sagte, die Lider halb geschlossen:
    »Sie war ja zehn Jahre älter, aber ich muss zugeben, dass ich ein Auge auf sie geworfen hatte, als ich in den Zwanzigern war.«
    Nora lehnte sich an die Wand des Schuppens hinter der Bank.
    »Das höre ich zum ersten Mal. Davon musst du mir mehr erzählen.«
    Olle Granlund schmunzelte, als wäre er wieder ein Jüngling auf Freiersfüßen.
    »Einmal zu Mittsommer habe ich versucht, bei ihr zu landen, als ich Urlaub vom Militär hatte. Das muss im Sommer 1958 gewesen sein. Ich bin von Korsö herübergekommen, in meiner schicken grünen Uniform, und habe versucht, einen möglichst guten Eindruck zu machen.«
    »Hattest du Erfolg?«
    »Kann man nicht gerade sagen.« Olle Granlund grinste. »Ich wollte sie auf einen Kaffee einladen, aber sie hat mich glatt abblitzen lassen. ›Was will ein schneidiger

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