Moerderische Sehnsucht
auf ihrem Stuhl zu ihm herum und sah ihm ins Gesicht. » Und falls ich das Gefühl habe, dass deine Beteiligung an den Ermittlungen dir auf persönlicher Ebene mehr schadet, als sie mir beruflich hilft, werde ich dich rausschmeißen.«
» Persönlich oder beruflich?«
»Roarke .«
Er stellte seine Schüssel fort, stand auf und bestellte sich eine Tasse Kaffee. Sie könnte versuchen, ihn hinauszuwerfen, dachte er, doch sie wussten beide, dass er sich dadurch nicht davon abbringen lassen würde, weiterhin zu tun, was er für richtig hielt. Das würde ein Problem.
» Unser Privatleben hat bereits des Öfteren all die Beulen und Schrammen überstanden, die es abbekommt, wenn wir zusammenarbeiten oder, korrekter ausgedrückt, wenn ich dir bei deiner Arbeit behilflich bin. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.«
» Dieser Fall liegt anders.«
» Ja, das ist mir klar.« Er drehte sich wieder zu ihr um und sah sie an. » Du konntest ihn beim letzten Mal nicht stoppen.«
» Ich habe ihn damals nicht gestoppt«, verbesserte sie ihn.
» Klar, dass du das so siehst, wodurch die Sache für dich persönlich wird. Egal, wie sehr du dich bemühst, professionelle Distanz zu wahren, ist es eine persönliche Angelegenheit für dich. Das macht es für dich und vielleicht für uns beide schwerer. Aber in den letzten neun Jahren hat sich sehr vieles verändert.«
» Damals hatte ich niemanden, der mich gezwungen hätte, Haferbrei zu essen.«
» Zum Beispiel«, stimmte er ihr lächelnd zu.
» Es ist unwahrscheinlich, dass wir sein zweites Opfer retten werden, Roarke . Wenn nicht ein Wunder geschieht, werden wir sie nicht retten können.«
» Und du hast jetzt schon Angst, dass du auch die nächste Frau nicht retten kannst. Ich weiß, dass dich das belastet, dass das an dir nagt, aber es treibt dich gleichzeitig auch an. Anders als damals hast du inzwischen jemanden, der dich versteht, der dich liebt und der über beachtliche Möglichkeiten verfügt, dir in dieser Sache beizustehen.«
Er trat vor sie und legte eine Hand an ihr Gesicht. » Sein Muster mag sich im Verlauf all dieser Zeit nur unmerklich verändert haben, Eve. Aber d eines ist ein völlig anderes. Ich bin der festen Überzeugung, dass es diesmal für ihn enden wird. Dass du ihn stoppen wirst.«
» Das muss ich auch glauben. Okay, also los.« Sie aß noch einen Löffel Haferschleim. » Peabodys Auszeit ist vorbei. Ich muss noch den Bericht zu Ende schreiben und Kopien für die andern machen. Außerdem habe ich Kopien der alten Berichte und die Akten ähnlicher, ungelöster Mordfälle bestellt. Finde Peabody, sag ihr, dass sie die alten Akten holen soll, und dann könnt ihr schon mal alles für die Besprechung vorbereiten. Ich brauche noch zehn Minuten hier.«
» Okay. Aber wenn ihr im Konferenzraum nur dieselbe widerliche Brühe wie sonst überall hier auf der Wache habt, nehme ich mir vorsorglich noch eine Tasse Kaffee mit.«
Getreu ihrem Wort kam Eve zehn Minuten später in den Besprechungsraum marschiert. Hinter hier schleppten zwei uniformierte Beamte eine zweite Schreibtafel herein, sie selber hatte eine Kiste mit Kopien auf dem Arm.
» Legen Sie den Bericht zu unserem aktuellen Fall zuoberst«, wies sie Peabody an. » Danach kommt die Geschichtsstunde.« Sie zog die Akten aus dem Karton und legte sie auf den Tisch. » Ich habe Fotos vom Fundort und der Leiche dabei. Hängen Sie die an der zweiten Tafel auf.«
» Wird erledigt.«
Eve trat vor die andere weiße Tafel an der Wand und fing an zu schreiben.
Roarke war immer überrascht, wenn er ihre Druckschrift sah. Sie war so präzise und perfekt, während ihre Alltagsklaue nur mit Mühe zu entziffern war. Sie schrieb den Namen des Opfers und den zeitlichen Ablauf, nachdem sie den Klub verlassen hatte und gefoltert worden war, bis zum Auffinden der Leiche auf.
Dann zog sie einen Längsstrich über die gesamte Tafel und schrieb, angefangen mit Corrine Dagby, die entsprechenden Informationen zu den anderen Fällen auf.
Es waren nicht nur irgendwelche Fakten, dachte Roarke . Es war eine Art, der Toten zu gedenken. Noch einmal zu zeigen, dass keine dieser Frauen vergessen worden war. Vor allem schrieb sie diese Namen für sich selber auf, denn jetzt war sie für alle diese Toten da.
Feeney kam herein. » Der Junge wurde freigestellt. Newkirk junior.« Sein Blick fiel auf die Tafel und blieb dort. » Sein alter Herr sucht noch seine eigenen alten Unterlagen raus. Meinte, er würde so viele
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