Moerderische Sehnsucht
Stunde fängt jetzt an.«
Roarke wartete, bis die Tür des Fahrstuhls wieder zugegangen war. » Du könntest selbst ein bisschen Schlaf gebrauchen.«
» Noch dringender brauche ich eine Tasse Kaffee.«
» Und etwas zu essen.«
Sie sah aus zusammengekniffenen Augen zu ihm auf. » Wenn du anfängst, mir mit Schlafen und Essen in den Ohren zu liegen, schmeiße ich dich aus meinem Team.«
» Wenn ich dir damit nicht in den Ohren liegen würde, würdest du weder genügend Schlaf bekommen noch genügend essen. Was hat der AutoChef in deinem Büro zu bieten?«
» Kaffee«, antwortete sie und empfand eine geradezu schmerzliche Sehnsucht nach dem aufputschenden Getränk.
» Wir treffen uns gleich dort.« Als er auf dem Absatz kehrtmachte und davonmarschierte, sah sie ihm stirnrunzelnd hinterher.
Doch zumindest könnte sie in Ruhe ihren vorläufigen Bericht verfassen und die Mitglieder ihres Teams zusammentrommeln, wenn er anderswo beschäftigt war.
Sie ging an den Schreibtischen der anderen vorbei. Der Schichtwechsel stand unmittelbar bevor, weshalb es ruhiger als gewöhnlich war.
In ihrem Büro besorgte sie sich als Erstes ihren Kaffee und trank die erste Hälfte ihrer ersten Tasse noch im Stehen aus.
Damals hatte sie keinen echten Kaffee gehabt, von dem sie in Schwung gehalten worden wäre, erinnerte sie sich. Statt in einem beengten Büro hatte sie an einem winzigen Schreibtisch vor der Tür gehockt. Damals hatte nicht sie, sondern Feeney das Sagen gehabt. Sie wusste, dass ihn das belastete, wusste, dass er sich an all die Schritte, die sie unternommen hatten, all die verworrenen Fäden, die sie nicht hatten entknoten können, all die Sackgassen, in denen das Team damals gelandet war, noch genauestens erinnerte. Genau wie an jede tote Frau.
Aber man war auch verpflichtet, sich an sie zu erinnern. Musste sich daran erinnern, was damals geschehen war, damit es nicht ein zweites Mal geschah.
Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, schickte Mails an Jenkinson und Baxter, bestellte sie zu der Besprechung ein und wies sie an, auch ihre Partner zu verständigen.
Die Fälle dieser Leute wies sie ohne jede Gnade einfach anderen Detectives zu.
Ihr war klar, dass es nicht lange dauern würde, bis deshalb die ersten Beschwerden kommen würden. Was aber nicht zu ändern war.
Dann rief sie die Akten von damals einschließlich Miras damaligem Profil des Täters auf und bestellte Akten anderer, ähnlich gelagerter Fälle, in denen der Täter nicht gefunden worden war.
Sie kontaktierte das Labor, drängte auf Ergebnisse und sprach Laborchef Dick Berenski eine barsche Nachricht auf sein Band.
Mit der zweiten Tasse Kaffee vor sich auf dem Tisch begann sie ihren Bericht.
Während sie die letzten Sätze schrieb, kam Roarke herein, stellte eine Styroporschüssel auf ihren Tisch und drückte ihr einen Plastiklöffel in die Hand. » Iss.«
Vorsichtig klappte Eve den Deckel auf und spähte in das Gefäß. » Verdammt. Wenn du dir schon die Mühe machen musstest, was Essbares zu besorgen, warum dann ausgerechnet Haferschleim?«
» Weil er gut für dich ist.« Seine eigene Schüssel in der Hand nahm er auf dem einzigen Besucherstuhl in ihrer Kemenate Platz. » Ist dir eigentlich klar, dass das Zeug, das es hier in der Kantine gibt, schlicht ungenießbar ist?«
» Die Eier sind gar nicht so schlimm. Wenn man sie möglichst kräftig salzt.«
Roarke legte seinen Kopf ein wenig schräg. » Du kippst an alles Salz, ohne dass es dadurch genießbar wird.«
Weil das Zeug nun einmal da war, löffelte sie es stoisch in sich hinein. Wenigstens würde davon das Loch in ihrem Bauch gefüllt. » Hier in der Kantine gibt es eben das, was Polizisten essen.« Sie aß und runzelte überrascht die Stirn, weil die Pampe nicht so eklig wie erwartet war. » So was essen Cops ganz sicher nicht.«
» Nein. Ich habe es aus dem Feinkostladen an der Ecke.«
Einen Augenblick verzog sie genauso beleidigt das Gesicht wie vorhin ihre Partnerin. » Da gibt es auch Bagels und leckere süße Teilchen.«
» Ja.« Er lächelte sie an. » Nur ist es einfach so, dass die Hafergrütze besser für dich ist.«
Möglich, dachte sie, nur dass sie damit weniger zufrieden war. » Ich will noch etwas sagen, bevor wir nachher richtig anfangen. Falls du irgendwann mal das Gefühl hast, dass du aufhören willst, hörst du einfach auf, okay?«
» Das Gefühl bekomme ich ganz sicher nicht, aber ich habe verstanden.«
Sie aß den nächsten Löffel Haferbrei, drehte sich
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