Moerderische Sehnsucht
Luft.«
» Es ist alles ein und derselbe Fall«, erklärte Eve, während sie in ihren Wagen stieg. » Ein Puzzle mit jeder Menge Teile.«
» Oder ein Oktopus mit jeder Menge Arme«, antwortete Peabody. » Es kommt mir mehr vor wie ein Oktopus.«
» Der Fall ist ein Oktopus?«
» Er hat all diese Tentakeln, all diese Arme, aber nur einen Kopf. Und wenn man den Kopf erwischt, hat man alles andere auch.«
» Okay«, beschloss der Lieutenant. » Das ist gar nicht so schlecht. Der Fall ist also ein Oktopus.«
» Vielleicht erwischen Sie den Kopf nicht gleich, aber wenn Sie eine der Tentakeln packen können…«
» Verstehe, Peabody.« Da sie plötzlich einen riesengroßen Tintenfisch vor ihrem geistigen Auge sah, war sie richtiggehend erleichtert, als das Autotelefon das Signal für einen eingehenden Anruf gab. » Dallas.«
» Also, was ist los?«
» Nadine.« Eve blickte auf den kleinen Monitor und erblickte Nadine Furst, die eine wirklich große Nummer bei den Medien war.
» Pressekonferenz, Sie als Sprecherin der Polizei– ich weiß, dass Sie total begeistert sind.«
» Ich bin die Ermittlungsleiterin.«
» Das habe ich inzwischen mitbekommen.« Nadines hellwache, grüne Katzenaugen sahen sie durchdringend an. » Aber was macht diesen Fall zu etwas derart Besonderem, dass gleich eine Pressekonferenz von Ihrem Vorgesetzten einberufen worden ist? Eine tote Frau im Park, deren Identität noch nicht bekannt gegeben worden ist.«
» Wir werden ihren Namen nachher nennen.«
» Geben Sie mir schon mal einen Hinweis. War sie berühmt?«
» Kein Kommentar.«
» Los, seien Sie ein Kumpel.«
Das Problem war, dass sie wirklich Kumpel waren. Vor allem konnte sie Nadine vertrauen. Und vielleicht könnte Nadine ihr mit ihrem Einfluss durchaus nützlich sein.
» Kommen Sie zur Pressekonferenz.«
» Um die Zeit habe ich schon einen anderen Termin. Also…«
» Sie sollten lieber kommen, denn danach erwarte ich Sie noch in meinem Büro.«
» Wenn Sie mir ein Interview nach der Pressekonferenz gewähren, ist es nichts Besonderes mehr.«
» Sie werden kein Interview mit mir bekommen. Nur Sie und ich. Keine Kamera. Ich bin sicher, dass Sie kommen wollen, Nadine.«
» Ich werde dort sein«, antwortete sie.
» Das war wirklich clever«, meinte Peabody nach Ende des Gesprächs. » Wirklich ungeheuer clever. Sie beziehen sie in den Fall ein und verhandeln ein bisschen mit ihr, damit sie Ihnen ihre Quellen und Kontakte zur Verfügung stellt.«
» Sie wird die Dinge für sich behalten, die sie für sich behalten soll«, stimmte Eve ihr zu. » Und sie ist der perfekte Kanal, falls irgendetwas kontrolliert an die Öffentlichkeit durchsickern soll.« Sie parkte den Wagen und rollte mit den Schultern. » So, und jetzt lassen Sie uns den Dickschädel ein bisschen quälen.«
Dick Berenski hatte nicht nur einen mit öligem, schwarzem Haar bedeckten Eierkopf, sondern auch eine Persönlichkeit, die öliger als eine Büchse voll Sardinen war. Er war aalglatt, schmierig und für Bestechungen nicht nur empfänglich, sondern er erwartete sie regelrecht.
Doch obwohl er all das und dazu auch noch ein fürchterlicher Dickkopf war, leitete er eins der besten Labors von New York und wusste über seinen Job ebenso gut Bescheid wie über die genaue Platzierung der Grübchen in den Po-Backen der Pin-up-Girls, die es jeden Monat auf der Doppelseite in der Mitte seiner Lieblingsmännerzeitschrift gab.
Eve marschierte an den langen weißen Arbeitsplatten, Tischen und durchsichtigen Kabinen vorbei, bis sie Berenksi auf einem Hocker an einem der Tische herumrutschen sah, wo er seine dünnen Spinnenfinger über die Tasten des Computers huschen ließ.
Es war wirklich erstaunlich, wie viele Dinge er auf einmal machen konnte, dachte sie.
» Wo ist mein Bericht?«, fragte sie ihn ohne Einleitung.
Er machte sich nicht einmal die Mühe aufzusehen. » Lassen Sie mich in Ruhe, Dallas. Wollen Sie ein schnelles oder ein richtiges Ergebnis haben?«
» Schnell und richtig. Und vermasseln Sie die Sache ja nicht. Dick…«
» Ich habe gesagt, Sie sollen mich in Ruhe lassen.«
Sie kniff die Augen zusammen, denn als er sich zu ihr umdrehte, lag ein Ausdruck des Zorns in seinem Gesicht. Das hatte sie bei ihm noch nie erlebt.
» Sie glauben, ich würde es vermasseln?«, schnauzte er. » Sie glauben, ich würde Murks machen?«
» Wäre nicht das erste Mal.«
» Das hier ist auch nicht das erste Mal, nicht wahr?«
Sie durchforstete ihre Erinnerung. »
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