Moerderische Sehnsucht
Das hier ist nicht dasselbe, Feeney.« Sie wartete, bis er sie ansah und sie sicher war, dass er verstand. » Uns ist beiden klar, dass das hier etwas anderes ist. Deshalb will ich einfach wissen, wenn dich irgendetwas stört.«
Er blickte auf die uniformierten Beamten und Mitglieder des Teams, die Tische und Geräte in das Zimmer trugen, und bedeutete Eve, ihm in eine Ecke des Raums zu folgen, wo niemand ihre Unterhaltung mitbekam.
» Natürlich stört mich dieser Fall, aber nicht so, wie du denkst. Es macht mir einfach zu schaffen, dass wir diesen Typen damals nicht erwischt haben, dass er uns, während ich die Ermittlungen geleitet habe, durch die Lappen gegangen ist.«
» Ich habe damals mit dir zusammengearbeitet und außerdem hatten wir noch ein ganzes Team von Leuten, die der Sache nachgegangen sind. Wir alle haben damals versagt.«
Er sah sie aus seinen traurigen Hundeaugen an. » Du weißt, dass das nicht stimmt. Du weißt, was für ein Gefühl das für mich ist.«
Natürlich wusste sie, was er empfand. Schließlich hatte sie von ihm gelernt, dass man als Ermittlungsleiter die Verantwortung für jeden Fehlschlag übernahm. » Ja.« Sie raufte sich das Haar. » Ich weiß.«
» Dieses Mal bist du der Chef. Du wirst einiges wegstecken müssen, denn wir beide wissen, dass ein weiterer Name und ein weiteres Gesicht auf der Tafel auftauchen werden, bevor wir diesen Kerl erwischen. Damit wirst du leben; dir wird nichts anderes übrig bleiben, als damit zu leben. Das macht mir zu schaffen«, wiederholte er. » Aber es würde mir noch mehr zu schaffen machen, wenn jemand anderes als du die Leitung der Ermittlungen übernommen hätte. Klar?«
» Klar.«
» Dann fange ich jetzt mit der Überprüfung der vermisst gemeldeten Personen an.« Er wies mit dem Kopf in Roarkes Richtung. » Und unser ziviler Berater wäre sicher hervorragend geeignet, um die Suche nach dem Schlupfwinkel des Bastards anzugehen.«
» Das glaube ich auch. Warum sagst du ihm nicht einfach, was er machen soll? Ich fahre noch mal im Labor vorbei und besteche oder bedrohe den Dickschädel, damit er uns endlich die Berichte schickt.« Sie blickte dorthin, wo Roarke bereits zusammen mit McNab vor den Computern saß. » Ich muss nur noch kurz mit dem Zivilisten reden.«
Damit ging sie zu ihm und tippte ihm auf die Schulter. Er hatte sich das Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden, wie er es so häufig tat, wenn er am Computer saß, und trug immer noch den Pulli und die Jeans, die er– wirklich erst heute Morgen?– angezogen hatte, als er mit ihr zusammen zum Fundort der Leiche gefahren war.
Er sah eher wie ein Mitglied ihres Teams als wie der Kaiser der Geschäftswelt aus.
» Hättest du eine Minute Zeit?«
» Was kann ich für dich tun, Lieutenant?«
» Feeney hat Arbeit für dich. Er wird dir sagen, worum es geht. Ich fahre mit Peabody ins Labor. Ich wollte nur… hör zu, kauf nicht irgendwelches Zeug.«
Er zog amüsiert die Brauen hoch. » Wie zum Beispiel?«
» Elektronische Geräte, neue Möbel, Essen vom Partyservice, Tänzerinnen. Was auch immer«, meinte sie und winkte ab. » Du bist nämlich nicht hier, um die Polizei mit irgendwelchen Sachen zu versorgen.«
» Und was ist, wenn ich Hunger kriege oder tanzen möchte?«
» Dann musst du das Verlangen einfach unterdrücken.« Sie pikste ihm zärtlich und gleichzeitig warnend in die Brust. » Und erwarte nicht, dass ich dich zum Abschied oder wenn wir uns wiedersehen küsse, solange wir im Dienst sind. Das sähe einfach zu…«
» …verheiratet aus?« Er grinste, als er ihre steinerne Miene sah. » Also gut, Lieutenant, ich werde mir die größte Mühe geben, all meine Gelüste zu unterdrücken.«
Haha, dachte sie, wusste aber, dass sie sich damit zufriedengeben musste, und wandte sich deshalb zum Gehen. » Peabody«, rief sie ihrer Partnerin zu. » Sie kommen mit mir.«
Auf dem Weg nach draußen trat Peabody noch schnell vor den Getränkeautomaten und holte zwei Dosen Pepsi– für sich selbst Diät und für Eve normal. » Schließlich sollte der Koffeinpegel nicht absinken. So was habe ich noch nie erlebt– ich meine, dass man einen Fall reinkriegt und schon ein paar Stunden später eine Sonderermittlungsgruppe, ein Besprechungszimmer und eine anfeuernde Rede vom Chief bekommt.«
» Das liegt an dem Fall.«
» An diesem und den Fällen von vor neun Jahren sowie an den Morden, die er zwischendurch anderswo begangen hat. Das sind jede Menge Bälle auf einmal in der
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