Moerderische Sehnsucht
eigene Show hatte, deren Einschaltquoten offenbar sämtliche bisherigen Rekorde brachen, sondern dass sie wirklich, wie sie selbst behauptete, eine begnadete Reporterin war.
» Mit wem haben Sie während der Pressekonferenz gesprochen?«, herrschte sie sie trotzdem an.
» Was glauben Sie?«, gab Nadine vollkommen ungerührt zurück.
Eve drehte sich zu ihr um und hielt ihr ihre Kaffeetasse hin. » Mit Ihren Leuten, die recherchieren, damit sie Ihnen die Einzelheiten des Falls von vor neun Jahren raussuchen.«
Lächelnd nippte Nadine an ihrem Kaffee. » Sie sind heute ganz schön auf Zack.«
» Wir haben damals ein paar Einzelheiten durchsickern lassen.«
» Ein paar«, stimmte Nadine ihr zu, wobei ihr Lächeln schwand. » Ein paar Details darüber, wie die Opfer gefoltert worden sind. Ich nehme an, es gab noch sehr viel mehr und vor allem noch viel Schlimmeres, was nicht durchgesickert ist.«
» Es gab mehr und es gab Schlimmeres.«
» Sie haben den Fall damals bearbeitet.«
» Feeney hat die Ermittlungen geleitet. Ich war seine Partnerin.«
» Ich war vor neun Jahren nicht in New York. Ich habe mich damals gerade aus einer zweitklassigen Tochtergesellschaft unserer Senderkette in Süd-Philadelphia herausgeklagt. Aber an den Fall, an die Morde kann ich mich erinnern. Ich habe damals durchgesetzt, dass man mich eine Reihe von Berichten darüber machen lassen hat. Was mir dabei geholfen hat, der Hölle in Süd-Philadelphia zu entfliehen.«
» Die Welt ist eben ein Dorf.«
Nadine nickte und trank den nächsten Schluck Kaffee. » Was wollen Sie von mir?«
» Als große Nummer haben Sie ein eigenes Recherche-Team.« Eve lehnte sich an ihren Schreibtisch an. » Ich will alles, was Sie über die Morde in Erfahrung bringen können. Alle Morde. Hier, in Europa, in Florida und Südamerika.«
Nadine blinzelte verwirrt. » Was? Wo?«
» Ich werde es Ihnen unter dem Siegel der Verschwiegenheit erklären, und dann setzen Sie bitte Ihre Rechercheure auf die Sache an und gehen als ausgezeichneter Spürhund, der Sie sind, der Spur auch selber nach. Er hat bereits die zweite Frau in seiner Gewalt, Nadine.«
» Oh Gott.«
» Wir werden ihr nicht mehr helfen können. Die Chance ist minimal, dass wir ihn schnell genug aufspüren, um sie noch zu retten. Ich muss alles über diese Sache in Erfahrung bringen, was sich in Erfahrung bringen lässt. Vielleicht können wir dann die Frau retten, die er als nächstes Opfer auserkoren hat.«
» Lassen Sie mich nachdenken.« Nadine schloss die Augen, lehnte sich zurück und trank den nächsten Schluck Kaffee. » Ich habe zwei wirklich intelligente Leute, die ich dazu zwingen oder durch Bestechung dazu bringen kann, der Sache nachzugehen und mit den Ergebnissen ihrer Recherche nicht hausieren zu gehen. Auch ich bin alles andere als dumm, also wären wir bereits zu dritt.« Nickend setzte sie sich wieder auf. » Sie wissen, dass ich das tue, weil ich glaube, dass ein Leben mehr wert ist als eine Story. Etwas mehr wert«, schränkte sie mit einem ironischen Lächeln ein. » Und ich tue es, weil wir beide befreundet sind und sicher davon ausgehen können, dass wir einander gegenüber immer völlig ehrlich sind. Ich verlange keine Bezahlung für diesen Freundschaftsdienst.«
» Ich weiß. Genau, wie Sie wissen, dass es sich trotzdem für Sie lohnen wird.«
Nadine zog eine Braue hoch. » Da ich, wie gesagt, nicht dämlich bin, ist mir das klar. Ich hätte gern ein Exklusivinterview mit der Ermittlungsleiterin.«
» Wenn der Täter hinter Schloss und Riegel sitzt, eher nicht.«
» Abgemacht. Ein Liveauftritt bei Now.«
» Treiben Sie es nicht zu weit.«
Nadine lachte unbekümmert auf. » Von einem von Ihnen ausgewählten Mitglied Ihres Teams, während Auszüge des exklusiven– und habe ich erwähnt, natürlich auch ausführlichen?– Interviews mit Ihnen in der Sendung laufen. Natürlich nähmen wir es vorher auf.«
Eve dachte kurz darüber nach. » Damit kann ich leben.«
» Gut. Dann also zu den Einzelheiten. Ich brauche Einzelheiten.« Nadine zog ihren Rekorder aus der Tasche und sah den Lieutenant fragend an. » Okay?«
» Okay.«
*
Irgendwie war es für ihn beunruhigend, auf einem Polizeirevier zu arbeiten. Eine durchaus interessante Erfahrung, dachte Roarke , zugleich aber äußerst seltsam für jemanden mit seinem… farbenfrohen Hintergrund.
Inzwischen hatte er bereits des Öfteren nicht nur mit seinem speziellen, sondern auch mit anderen Cops zusammengearbeitet und
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