Moerderische Sehnsucht
bin rund um die Uhr erreichbar und erwarte, umgehend darüber informiert zu werden, falls es irgendwelche neuen Informationen gibt. Nächstes Briefing um null achthundert. Das ist alles.«
Sie nahm ihr Headset ab. » Peabody.«
» Ja, Madam.«
» Schreiben Sie noch das Protokoll, machen Sie Kopien, und dann fahren Sie nach Hause und hauen sich aufs Ohr. Feeney, kannst du noch die bisherigen Ergebnisse der Arbeit deiner Leute durchgehen und für mich zusammenfassen?«
» Kein Problem.«
»Roarke , schreib einen Bericht über das, was du bisher herausgefunden hast, und schick davon Kopien an meinen Computer hier und in meinem Arbeitszimmer zuhause. Wenn du damit fertig bist, erwarte ich dich in meinem Büro.«
Eve marschierte aus dem Raum und rief von unterwegs bei Dr. Mira an. » Stellen Sie mich durch«, wies sie Miras überfürsorgliche Sekretärin an. » Erzählen Sie mir nicht, sie hätte keine Zeit.«
» Sofort.«
» Eve.« Das Gesicht der Psychologin tauchte auf dem Bildschirm auf, sie stellte mit besorgter Miene fest: » Sie wirken erschöpft.«
» Ich warte gerade auf die dritte Lunge. Wir müssen uns zusammensetzen.«
» Ja, ich weiß. Ich werde mir Zeit für das Gespräch mit Ihnen nehmen, wann immer es Ihnen passt.«
» Am liebsten würde ich sagen, jetzt sofort, aber ich brauche erst wieder ein bisschen Energie, bevor ich mich mit der Psyche dieses Typen auseinandersetzen kann. Außerdem gibt es neue Informationen, die für das Profil eventuell bedeutsam sind. Peabody schickt Ihnen gleich den Bericht.«
» Dann sehen wir uns also morgen.«
» Nach dem Acht-Uhr-Briefing.«
» Ich werde zu Ihnen kommen. Legen Sie sich ein wenig hin.«
» Ich muss gucken, wann ich das dazwischenschieben kann.«
Sie ging in ihr Büro, bestellte sich die nächste Tasse Kaffee und überlegte, ob sie dazu eine der zulässigen Energiepillen einwerfen sollte. Aber die machten sie immer fürchterlich nervös.
Deshalb trank sie einfach ihren Kaffee und blickte dabei aus dem schmalen Fenster des Büros auf einen schmalen Streifen ihrer Stadt. Die Flieger mit den Pendlern flitzten kreuz und quer über den Himmel und durchteilten mit ihren starken Scheinwerfern die zunehmende Dunkelheit.
Zeit, nach Hause zu fahren, etwas zu essen, die Füße hochzulegen und ein bisschen fernzusehen.
Unten auf der Straße herrschte das übliche Gedränge, und die Leute dachten wahrscheinlich genau dasselbe wie diejenigen, die über ihren Köpfen in Richtung ihrer Häuser tuckerten.
Irgendwo dort draußen war ein Mann, der an seinem Job wirklich Spaß hatte. Und der ganz bestimmt nicht dachte, dass es Zeit für eine Pause war.
Aß er zwischendurch zu Abend? überlegte sie. Nahm er eine leckere, herzhafte Mahlzeit ein und wandte sich dann angenehm gesättigt wieder seiner Arbeit zu? Wann hatte er mit Gia Rossi angefangen? Seit wann tickte die Uhr?
Sie war seit siebenundvierzig Stunden verschwunden, dachte Eve. Aber die Uhr fing erst zu laufen an, wenn er sein Werk begann. Und er fing mit Nummer zwei nicht eher an, als bis Nummer eins erledigt war.
Sie hörte nicht, als Roarke den Raum betrat, denn er hatte das Talent, sich völlig lautlos zu bewegen. Doch sie spürte ihn. » Vielleicht haben wir ja Glück und er fängt erst morgen mit ihr an«, überlegte sie. » Dieses Mal haben wir noch eine andere Spur, vielleicht haben wir also Glück.«
» Du weißt, dass sie nicht mehr zu retten ist.«
Eve drehte sich zu ihm um. Er sah wütend aus, was vielleicht das Beste war, und ein wenig erschöpft, was es nur sehr selten bei ihm gab. » Das werde ich erst sicher wissen, wenn ich über ihrer Leiche stehe. So gehe ich mit diesen Dingen um. Lass uns nach Hause fahren. Wir können auch von dort aus mit der Arbeit weitermachen«, schlug sie vor.
Er machte die Tür hinter sich zu. » Ich habe Nachforschungen angestellt. Sie arbeitet seit beinahe vier Jahren für mich. Ihre Eltern sind geschieden. Sie hat einen jüngeren Bruder, einen Halbbruder und eine Stiefschwester. Sie war auf dem College in Baltimore, wo ihre Mutter und der jüngere Bruder noch immer leben. Die Bewertungen ihrer Vorgesetzten waren immer hervorragend, weshalb sie erst vor drei Wochen eine Gehaltserhöhung bekommen hat.«
» Du weißt, dass es nicht deine Schuld ist«, meinte sie.
» Schuld?« Er war an vielen Dingen schuld, das wusste und das akzeptierte er. Aber an dieser Sache nicht. » Nein. Aber vielleicht bin ich der Grund, dass genau diese Frauen genau jetzt
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