Mörderische Tage
kann.«
»Und wo ist sie jetzt?«, wollte Hellmer wissen.
»Sie kommt morgen aus Polen zurück, sie ist bei ihrer Familie.«
Hellmer wollte noch etwas fragen, als er Motorengeräusch vernahm.
»Da ist er endlich«, sagte Rahel Holzer lächelnd.
Kurz darauf ging die Tür auf, Holzer kam herein und zog die Stirn in Falten, doch seine Gesichtszüge entspannten sich bereits Sekunden später wieder, und er trat näher.
»Hallo, Schatz«, begrüßte er seine Frau und gab ihr einen Kuss, um sich gleich darauf an Hellmer und Kaufmann zu wenden. »Ich habe mich schon gewundert, wem der Porsche da draußen gehört. Herr Hellmer, Herr Hellmer, Sie als Polizeibeamter und so ein Schlitten? Wenn mir da was zu Ohren kommt«, sagte er lachend. »Ich sehe, meine Frau hat Sie bereits versorgt. Was verschafft mir zu so später Stunde die Ehre?«
»Frau Kaufmann und ich sind auf ein paar Sachen gestoßen, die wir dringend mit Ihnen besprechen möchten, wenn es geht unter sechs Augen.«
»Ich dachte, wir hätten feste Zeiten vereinbart. Hat das nicht bis morgen früh Zeit?«, fragte er mit einem Mal kühl.
»Nein, leider nicht, denn wir fürchten, dann könnte es schon zu spät sein. Es dauert auch nicht lange.«
»Weiß Herr Berger von Ihrem Besuch bei mir?«
»Nein, wir haben es nicht für nötig erachtet, ihn zu informieren. Können wir? Umso schneller sind Sie im Besitz der Informationen und uns wieder los.«
»Schatz, ich gehe mit den Kollegen in die Bibliothek.«
Dort sagte Holzer, nachdem er die Tür zugemacht hatte: »Also, was soll dieser Auftritt? Sie hätten mich genauso gut anrufen können …«
»Hätten wir, wollten wir aber nicht«, entgegnete Kaufmann mit entwaffnendem Lächeln.
»Woher haben Sie überhaupt meine Adresse? Sie ist nirgends verzeichnet, nur in meiner Dienststelle.«
»Da haben wir sie auch her«, antwortete Hellmer. »Und bitte fragen Sie uns nicht, wer sie uns gegeben hat, es ist unwichtig. Wir möchten mit Ihnen kurz über Ihre Ausführungen von heute Vormittag sprechen …«
»Nein, Frank, das stimmt nicht, wir haben es uns doch anders überlegt, du weißt schon, taktisch, analytisch, mathematisch, falls du dich erinnerst.«
»Was faseln Sie da?«, fragte Holzer verärgert. »Sie haben getrunken, das ist die einzige Erklärung für Ihr Verhalten.«
Kaufmann hatte sich an die Tür gestellt, Hellmer stand rechts von ihr etwa einen Meter vom Bücherregal entfernt, während Holzer in der Nähe des Fensters war.
»Wir sind gekommen, um Ihnen mitzuteilen, wer der Täter ist«, sagte Hellmer mit ernster Miene.
»Gratuliere. Da bin ich aber gespannt, wie Sie das auf einmal herausgefunden haben. Lassen Sie hören.«
»Es war eine reine Kopfarbeit, rein analytisch. Unser gesuchter Mann ist ein Einzelkind, aufgewachsen in behüteten, vor allem aber reichen Verhältnissen, die Großeltern sind relativ früh verstorben, ein Großvater starb bei einem Treppensturz. Die Eltern kamen bei einem Bootsunglück ums Leben … Soll ich weitermachen?«
»Nur zu, ich möchte wissen, wie die Geschichte endet«, erwiderte Holzer lächelnd.
»Sie ist bereits beendet. Als Sie uns heute Ihr Täterprofil präsentiert haben, wunderte ich mich bereits, wie Sie in der kurzen Zeit seit gestern Abend so viel herausgefunden haben konnten, wo Ihre Vorgänger doch zum Teil Monate benötigten, um ein wenig aussagekräftiges Profil zu erstellen. Und dann haben Frau Kaufmann und ich unsere Analyse gestartet, und wir sind dabei nach dem Ausschlussprinzip vorgegangen – wer kommt als potenzieller Täter in Frage und wer nicht. Und wir schlossen alle potenziell in Frage kommenden Personen aus und suchten nach jemandem, der es eigentlich unmöglich sein konnte. Und genau den haben wir gefunden.«
»Nur zu, wer ist es?«, fragte Holzer scheinbar gelangweilt.
»Sie wissen es, und wir wissen es.«
»Aha, ich verstehe. Reden wir also nicht um den heißen Brei herum, denn wenn ich Sie recht verstehe, verdächtigen Sie mich. Was, werter Herr Hellmer und werte Frau Kaufmann, bringt Sie auf diesen absurden Gedanken? Ganz abgesehen davon, dass Sie beide mit einem Disziplinarverfahren rechnen müssen, das sich gewaschen hat. Aber bitte, fahren Sie fort, ich bin immer offen für absurde Geschichten.«
Hellmer ging auf das Spiel ein und ließ sich von Holzers Selbstsicherheit nicht beirren.
»Sie sind ein Spieler, wahrscheinlich wurden Sie schon so geboren. Sie haben zeit Ihres Lebens die Menschen manipuliert und in die Irre
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