Mörderische Verstrickungen
habe Richard gesagt, die beiden könnten, wenn sie Luke rauslassen, zu mir kommen.«
»Nun, ich habe vielleicht eine Spur von Virginia entdeckt.«
Schwesterherz stopfte sich einen ganzen Keks in den Mund und murmelte etwas, das »Hast du da angerufen?« heißen konnte.
Ich nahm den Zettel von der Pinnwand und gab ihn ihr.
»Das ist eine Nummer in Seattle. Ich habe dort angerufen, aber nur einen Anrufbeantworter erreicht, der sagte, es sei der Anschluss der Gordons.«
Schwesterherz studierte kauend die Notiz, schluckte und nahm einen Schluck von der Cola. »Woher hast du das?«
»Von Betsy Mahall. Die junge Frau, die wir gestern an der Kirche oben am Chandler Mountain gesehen haben. Die Schwester der Toten. Ich habe dir doch erzählt, dass ich mich heute mit ihr zum Mittagessen getroffen habe.«
»Das habe ich vergessen. Was hatte sie zu sagen?«
|140| »Sie erzählte mir, wie ihre Schwester zu dem Schlangenkult gekommen war und dass sie sicher sei, dass es Virginia gut gehe. Monk Crawford sei ein liebenswürdiger Mann gewesen.«
»Nun, jetzt ist er jedenfalls tot. Woher hat sie diesen Zettel?«
Sie sagte, er habe neben dem Telefon ihrer Schwester gelegen, und sie dachte, es könne sich dabei um unsere Virginia handeln.«
Ich nahm einen Keks aus der Packung.
»Sie wollte wissen, ob uns an ihrer Schwester eine Kamee aufgefallen sei, eine große mit einer langen goldenen Kette. Ich habe ihr gesagt, dass ich keine gesehen hätte. Und du?«
»Du meinst, in der Kirche? Ich habe nicht darauf geachtet. Warum?«
»Sie ist verschwunden, und sie sagt, ihre Schwester habe sie immer getragen; sie gehörte ihrer Großmutter, und sie wollte sie nun an die kleine Tochter ihrer Schwester weitergeben.« Ich biss in den Keks. »Sie muss jetzt zwei Kinder großziehen.«
»Sprich nicht mit vollem Mund, Maus!«
Ich streckte ihr die Zunge raus.
»Mein Gott, mach das nicht. Mama dreht sich im Grab um.«
Ich schloss meinen Mund und kaute, bevor ich sagte: »Betsy denkt, jemand von der Kirche habe diesen Crawford-Knaben und ihre Schwester getötet. Sie sagt, Monk Crawford sei jahrelang der unangefochtene Anführer des ganzen Haufens gewesen, aber er habe seinen Glauben verloren und nichts mehr mit den Schlangen hatte zu tun haben wollen. Und Frauen spielen nur eine untergeordnete |141| Rolle, weshalb es nicht erwünscht war, dass ihre Schwester seinen Platz einnimmt.«
»Ich bin mir sicher, dass Virgil das aufklärt«, sagte sie selbstgefällig. Oh, der Glaube der Verliebten!
»Nun, ich hoffe, er redet mit Betsy. Ich glaube, sie weiß mehr, als sie mir gesagt hat. Am Telefon hatte sie mir erzählt, sie habe vor etwas Angst, aber im Restaurant tat sie so, als sei sie nur besorgt wegen der verschwundenen Kamee.«
»Wovor sollte sie Angst haben? Sie gehört nicht zu der Schlangensekte.«
»Ich weiß nicht«, bekannte ich. »Vielleicht hat es etwas mit den Kindern zu tun.« Ich schlürfte meine Cola und dachte über die verschiedenen Möglichkeiten nach. »Wenn Monk Crawford dieses Haus gehörte, dann gehörte ihm vielleicht auch die Kirche. Oder jedenfalls das Land, auf dem sie steht. Und die Kinder werden es erben. Und vielleicht will das irgendjemand nicht.«
»Das ergibt keinen Sinn«, sagte Schwesterherz.
Ich musste zugeben, dass sie recht hatte.
Nachdem ich Schwesterherz’ Kleidungsstücke bewundert und mir das Neueste über unsere Freundin Bonnie Blue Butler, die Geschäftsführerin des Big, Bold and Beautiful Shoppe, angehört hatte (sie hatte über Weihnachten einen Mann kennengelernt, einen regelrechten Adonis), schrieb ich die mögliche Telefonnummer von Virginia ab, die Betsy mir gegeben hatte, verabschiedete mich, nahm eine Packung Brunswick Stew für das Abendessen aus dem Gefrierfach und sank unter einer Wolldecke auf dem Sofa zusammen. Das Nächste, an was ich mich erinnere, ist, dass Fred mich durch das Einschalten der Lampe weckte.
|142| »Wie spät ist es?«, fragte ich verwirrt.
»Kurz nach sechs, und draußen graupelt es. Es sind schon überall Unfälle passiert. Deshalb bin ich auch so spät. Unten am Wildwood Shopping Center sind sechs Autos ineinandergefahren.«
Er legte eine kalte Hand auf meinen Arm. Ich zuckte zusammen.
»Ich habe dir doch gesagt, dass es kalt ist.«
»Ich glaub’s dir.«
»Möchtest du mich aufwärmen?«
Ich hob die Wolldecke an; er zog seine Schuhe aus und kroch neben mich.
»Mein Gott, bist du kalt.«
»Mhm.«
Wir lagen da und lauschten dem Geräusch, das der
Weitere Kostenlose Bücher