Mörderische Verstrickungen
Graupel auf den Dachfenstern verursachte, und auf das Bollern des Ofens.
»War dein Tag gut?«, murmelte ich.
»Mhm.«
Als wir aufwachten, war es neun Uhr, und das Telefon klingelte. Fred griff nach hinten zum Beistelltischchen und nahm ab.
»Hallo?«, bellte er mehr, als dass er fragte.
Er reichte mir das Telefon und setzte sich auf. »Das ist deine Schwester.«
»Hallo«, sagte ich und sah Fred dabei zu, wie er aufstand und in die Küche schlurfte.
»Was ist los?«, fragte Mary Alice. »Streitet ihr?«
»Nein. Wir haben auf dem Sofa geschlafen. Der Jetlag fordert jetzt vielleicht dauerhaften Tribut.«
»Pass auf, schalte Chanel 6 ein. Virgil wird dort in ein paar Minuten über die Morde reden. Er sagt, er wird auch |143| auf CNN zu sehen sein, aber er weiß nicht, wann. Wenn ich es herausbekommen habe, dann rufe ich Haley an und sage ihr, dass sie es sich anschauen soll.«
Ich war noch immer nicht ganz wach. »CNN?«
»Ich denke, weil es so exotisch ist, jemanden mit Schlangen umzubringen.«
»Aber erzähl ihr nicht, dass wir die Leiche in der Kirche gefunden haben. Ich habe es jedenfalls nicht getan. Ich will sie nicht beunruhigen.«
»Ich sage ihr nur, dass sie sich Virgil anschauen soll.«
»Haley wird begeistert sein, dass Alabama wieder einmal die internationalen Nachrichten bestimmt.«
Schwesterherz entging der Sarkasmus komplett.
»Aber sicher. Und ihr schaltet jetzt Channel 6 ein.«
Fred kam zurück ins Wohnzimmer und ging dann weiter in Richtung Bad.
»Sind Richard und Luke bei dir?«, fragte ich Schwesterherz.
Richard ja. Sie wollen Luke noch ein bis zwei Tage im Krankenhaus behalten. Richard ist ein so netter junger Mann, Maus. Und übrigens, er hat diese Nummer in Seattle angerufen und mit den Leuten dort geredet. Sie haben keinen Schimmer, wer, um alles in der Welt, Virginia ist. Mrs Gordon sagte aber, sie hätten eine Tochter, die in Biloxi lebe. Die Welt ist klein, stimmt’s?«
»Dank CNN.«
»Schalte jetzt Channel 6 an. Die Nachrichten kommen gleich.«
Ich griff nach der Fernbedienung.
Als Erstes kam der Wettermann, der sich dafür entschuldigte, dass er mit seiner Vorhersage danebengelegen hatte. Kaltluft war früher als erwartet herangezogen und |144| hatte sich über die warme Golfluft hinweggesetzt. Mit ein paar winterlichen Niederschlägen war zu rechnen, sie würden jedoch nicht liegen bleiben. Keine große Sache. Ich blickte zu den Dachfenstern hoch. Sie waren dick zugefroren. Ich würde die Kerzen herausholen müssen.
Als Nächstes kam die Geschichte mit den Morden. Nebeneinander blitzten Fotos von Monk und Susan Crawford auf dem Bildschirm auf. Eine Aufnahme von Virginias Auto auf einer unbefestigten Straße in der Nähe von Pulaski war zu sehen, während die Reporterin erklärte, dass Holden Crawford, ein Schlangensektenprediger oben vom Chandler Mountain, an einer Vielzahl von Schlangenbissen gestorben war, und zwar nur einen Tag nachdem man die Leiche seiner Schwiegertochter Susan in der Kirche gefunden hatte, in der die Sekte ihre religiösen Rituale praktizierte. Man vermute falsches Spiel.
Ohne Witz.
»Komm her, Fred«, schrie ich. »Ich möchte, dass du dir das ansiehst.«
»Ich bin da«, sagte er. Ich hatte ihn nicht wieder hereinkommen hören.
»Sie zeigen gleich Virgil Stuckey, diesen Kerl, der sich in Schwesterherz verguckt hat.«
So war es. Sheriff Virgil Stuckey aus dem St. Clair County wurde vorgestellt. Er stand ebenfalls an dem Auto, und die Reporterin fragte ihn, ob es richtig sei, dass Holden Crawford über hundert Mal von Schlangen gebissen worden sei. Dann hielt sie ihm das Mikrofon vor die Nase.
»Tut mir leid«, sagte er. »Wir können noch keinerlei Details preisgeben.«
»Aber Holden Crawford war ein bekannter Anhänger der Schlangensekte, richtig?«
|145| »Ja, das war er.«
»Und seine Schwiegertochter ebenfalls?«
»Ja.«
»Danke, Sheriff Stuckey.«
Die Reporterin schwenkte dann zum Chandler Mountain hin und zu einer uralten Frau, die als Tante Beulah Packard vorgestellt wurde und sagte, es sei der Chandler-Mountain-Mahr gewesen, der sie beide auf dem Gewissen habe. Und, du lieber Himmel, man solle den mal nachts heulen hören. Nach Blut, wenn man sie fragen würde.
Sie nahm eine schmale Bierdose in die Hand, die neben ihrem Stuhl stand, und die Kamera bewegte sich eine Sekunde, bevor die Channel- 6-Zuschauerschaft damit beglückt wurde, dass sie ihren Schnupftabak in die Dose spuckte.
»Was, um alles in der Welt, ist das?«,
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