Mörderische Verstrickungen
fragte Fred.
Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wie viel ich ihm erzählt hatte. Offenkundig nicht allzu viel. Er saß am Küchentisch und sagte: »Was? Was?«, während ich ihm die ganze Geschichte berichtete und dazu Rühreier machte. Den Brunswick Stew packte ich zurück ins Gefrierfach. Ich weiß, dass man Essen eigentlich nicht wieder einfrieren darf, aber wenn ich den Eintopf lange genug in der Mikrowelle erhitzen würde, dürften die Bakterien tot sein. Und es war jetzt zu spät für scharfes Essen.
»Halt dich da raus, Patricia Anne. Das klingt nach seltsamen Leuten.«
Ich reichte ihm ein gebuttertes Toastbrot. »Betsy Mahall, Susans Schwester, ist nicht seltsam. Sie und ihr Mann Terry werden Susans Kinder aufziehen.«
»Nun, das ist gut, dass die Kinder jemanden haben.«
Ich nickte. »Jemand, der sie wirklich will.«
|146| Die Lichter gingen aus, als wir die letzten Bissen unseres Eis zu uns nahmen. Und ich hatte nach meiner Heimkehr nicht nachgeschaut, ob wir eine E-Mail von Haley bekommen hatten. Nach der Erfahrung, die wir mit Stromausfällen hatten, konnte es Tage dauern, bis wir den Computer wieder benutzen konnten.
»Sie ist in zwei Monaten wieder zu Hause«, sagte Fred, der offenkundig meine Gedanken las.
Diesmal hatten wir Schwein. Am nächsten Morgen gingen die Lichter wieder an; der Strom war nur wenige Stunden ausgefallen. Eis überzog jedoch nach wie vor unsere Dachfenster und die Veranda, und ein feiner Nebel hing wie ein Schleier in der Luft, der die Spitzen der Kiefern umhüllte. Ich schlitterte über die Terrasse mit Woofers Frühstück – eine gute Methode, sich die Hüfte zu brechen, aber ich musste nachschauen, ob alles in Ordnung war mit ihm.
Was natürlich der Fall war. Er lag gemütlich und glücklich in seinem Iglu. Das Geld dafür war gut angelegt.
Ich sah mir in einer Wiederholungssendung vom Vorabend noch einmal Virgil Stuckey im Fernsehen an, als Fred, in Arbeitskleidung, ins Wohnzimmer trat.
»Die Straßen sind zu eisig für dich, um rauszugehen«, rief ich, als ich ihn sah. »Warte noch eine Weile. Die Temperaturen sollen heute früh über den Gefrierpunkt klettern.«
»Ich habe Mark angerufen. Er hat Allradantrieb und kommt mich abholen.«
Mark Taylor war ein junger Mitarbeiter von Fred, ein sehr netter Mann, dessen Hobby Autorennen mit alten Autos war, eine Tatsache, die mich an diesem eisigen Morgen nicht beruhigte.
|147| »Es wird nichts passieren.« Er zeigte auf den Fernseher und Virgil Stuckey. »Der Kerl sieht aus wie Willard Scott.«
Ein paar Minuten später beobachtete ich nervös, wie er über die Terrasse rutschte. Der Klang von Marks röhrendem Motor in unserer Einfahrt war nicht sehr tröstlich.
»Ruf mich an, wenn du angekommen bist, und lass Mark nicht so schnell fahren.«
»Mach dir keine Sorgen.«
Ja. Ich schloss die Tür, nahm Muffin hoch und ging in das ehemalige Zimmer der Jungs, wo ich den Computer installiert hatte.
»Vielleicht haben wir ja eine Nachricht von deinem Frauchen«, sagte ich der Katze.
So war es.
E-Mail
Von: Haley
An: Mama und Papa
Betreff: David Anthony
David Anthony ist so ein Schatz. Schade, dass ich nicht da bin. Das Foto ist super, aber ich würde ihn gern im Arm halten. Er sieht Fay und May nicht besonders ähnlich, oder? All das dunkle Haar. Sie hatten nur ein wenig Flaum auf dem Kopf. Und natürlich ist er ein gutes Stück größer, als sie es waren, diese beiden winzigen Gören. Philip sagt, er sehe Onkel Philip gleich, seinem Großvater. Wir haben versucht herauszufinden, in welchem Verwandtschaftsgrad unsere möglichen Kinder zu David Anthony stehen, weil wir ja beide |148| Cousin bzw. Cousine von Debbie sind. Verwirrend, oder? Aber auch nett.
Ich hab euch lieb,
Haley
PS: Sag Tante Schwesterherz, dass ich gerade Virgil Stuckey auf CNN gesehen habe. Er erinnert mich an jemanden, aber ich komme nicht genau drauf, an wen. Schlangensektenmitglieder? Mein Gott!
PPS: Wie geht es Luke?
E-Mail
Von: Mama
An: Haley
Betreff: Bruderherz Lamont
Mein Schatz,
David Anthony heißt jetzt Bruderherz. Wir hätten es wissen müssen.
Liebe Grüße
Mama
P.S. Es ist eisig heute. Nicht wie in Warschau, aber eben so wie in Birmingham. Von der schlimmsten Sorte.
Ich drückte auf Senden, kraulte Muffin zwischen den Ohren und blickte hinaus in den Nebel, in dem Eispartikel hingen. In ein paar Stunden würde Betsy Mahall ihre Schwester Susan begraben. An solch einem
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