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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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diesem heimlichen und kaum in Worten ausgedrückten Verständnis gekommen? fragte Cadfael sich, als er zur Vesper ging. Eine Art schweigender Übereinkunft war erreicht worden, ohne ein Wort des Zweifels, des Mißtrauens oder Vertrauens. Aber die Veränderung in ihrer Beziehung war geschehen, und sie war ein Faktor, mit dem man rechnen mußte.
     
    Hugh war in ungewohntem Prunk nach Süden gen
    Canterbury geritten, gut eskortiert und in seine feinsten Gewänder gekleidet. Er lachte sich selbst aus, aber er wollte nicht auf den würdevollen Auftritt verzichten, der ihm zustand.
    »Wenn ich abgesetzt zurückkomme«, erklärte er, »dann bin ich wenigstens großartig aufgebrochen, und wenn ich als Sheriff zurückkehre, dann habe ich meinem Amt alle Ehre gemacht.«
    Das Weihnachtsfest stand nun vor der Tür, und man mußte noch einige Vorbereitungen für die lange Vigilie und die angemessene Feier der Geburt Christi treffen, so daß Cadfael erst nach der Vesper am Weihnachtsabend die Zeit fand, einen kurzen Besuch in der Stadt zu machen, um wenigstens eine Stunde bei Aline zu sitzen und seinem zwei Jahre alten Patensohn ein Geschenk zu bringen, ein kleines Holzpferd, das Martin Bellecote der Zimmermannsmeister geschnitzt hatte.
    Das Pferdchen trug bunt bemaltes Zaumzeug und Decken, von Cadfael selbst aus Fellresten und Tuch hergestellt, die zu einem Ritter gepaßt hätten.
     
    Zuvor war ein feiner Graupelregen gefallen, doch um diese Abendstunde wurde es sehr kalt. Frost lag in der Luft. Der niedrige, feuchte Himmel war wieder klar und unendlich hoch, und die Sterne brachen winzig, aber strahlend hervor. Am Morgen würden die Straßen trügerisch sein, und die gefrorenen Wagenspuren drohten dem unvorsichtigen Wanderer mit verrenkten Beinen. In der Vorstadt waren noch einige Leute unterwegs; die meisten eilten nach Hause, entweder, um das Feuer anzufachen und sich die Füße zu wärmen, oder um sich auf die lange Nacht in der Kirche vorzubereiten. Als Cadfael die Brücke vor dem Stadttor überquerte, unter welcher der Fluß schweigend strömte, war es gerade noch hell genug, um die Gesichter der Menschen zu erkennen, denen er begegnete. Sie kehrten, mit ihren Einkäufen beladen, eilig nach Hause zurück und tauschten im Gehen Grüße mit ihm aus, denn trotz des trüben Lichts war er durch seine Gestalt und seinen wiegenden Schritt leicht zu erkennen. Die Stimmen klangen nach Frost und hallten wie singendes Glas.
    Und da kam, gerade noch im Schein der Fackeln, die unter dem Stadttor brannten, Ralph Giffard zu Fuß über die Brücke in die Vorstadt. Ohne das schräg einfallende Fackellicht wäre er nicht zu erkennen gewesen, aber auf diese Weise beleuchtet, war er unverwechselbar. Wohin wollte Giffard um diese Abendzeit, noch dazu außerhalb der Stadt? Vielleicht wollte er das Weihnachtsfest in der Kirche vom Heiligen Kreuz statt in seiner Heimatgemeinde St. Chad verbringen. Das war möglich, aber dann war er viel zu früh dran. An diesem Abend würde noch eine ganze Anzahl wohlhabender Stadtleute zur Abtei hinauskommen.
    Cadfael ging zwischen dem Funkeln im himmlischen Dunkel und dem roten, warmen, irdischen Fackelschein die lange Biegung der Wyle zu Hughs Haus hinauf, das dicht an der Kirche St. Marys lag, und schritt durch den Hof zur Haustür.
    Kaum hatte er den Fuß über die Schwelle gesetzt, da stürmte auch schon der Kobold Giles auf ihn los und umarmte heftig seine Schenkel, da er nicht höher hinaufreichen konnte. Es war nicht schwer, ihn loszuwerden. Sobald das kleine, in Tuch gewickelte Päckchen in seiner Sichtweite war, streckte er begierig die Arme danach aus und ließ sich auf die Binsen auf dem Hallenboden plumpsen, um es unter Freudenschreien auszupacken. Aber als die erste Freude vorbei war, vergaß er nicht, noch einmal zu seinem Paten ans Feuer zu stürmen, auf seinen Schoß zu krabbeln und ihm zum Dank einen feuchten, aber leidenschaftlichen Kuß aufzudrücken. Er hatte Hughs selbstbewußte Natur geerbt, aber auch die instinktive Anmut seiner Mutter.
    »Ich kann höchstens eine Stunde bleiben«, erklärte Cadfael, als der Junge wieder hinunterkrabbelte, um sein neues Spielzeug einzuweihen. »Ich muß zur Komplet zurück sein, und kurz danach beginnt schon die Mitternachtsmesse. Wir werden die ganze Nacht bis zur Prim und zur Frühmesse aufbleiben.«
    »Dann ruht Euch wenigstens diese eine Stunde aus und eßt mit mir und bleibt, bis Constance mir diesen kleinen Teufel abnimmt und ins Bett bringt.

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