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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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bei der Sache, fest entschlossen, seinen Wert zu beweisen. Dann ist da noch ein armer Kerl namens Centwin, der am Pferdemarkt in der Vorstadt wohnt. Ihr kennt seine Geschichte; ich erfuhr sie erst jetzt von Alan: das Kind, das ungetauft starb, weil Ailnoth seine Gebete nicht unterbrechen wollte. Das liegt allen in der Gemeinde wie ein Stein im Bauch, schlimmer als alles andere.«
     
    »Ihr habt doch nicht einen Verdacht gegen Centwin gefaßt?«
    protestierte Cadfael. »Ein so stiller Mann, der nie jemand belästigt hat.«
    »Noch nie, bis jetzt. Aber die Sache reicht noch tiefer. Und Centwin, so still er ist, geht auch viel tiefer. Er behält alles für sich und brütet allein über seinem Kummer. Ich habe mit ihm gesprochen. Wir haben die Wachen befragt, die am Weihnachtsabend am Stadttor Dienst taten«, erklärte Hugh.
    »Sie sahen Euch hinausgehen, Ihr wißt ja selbst, um welche Zeit, und beobachteten Eure Begegnung mit dem Priester. Und sie sahen Centwin, der kurz nach Euch kam. Er ging nach Hause, sagte er aus, nachdem er einen Freund in der Stadt besucht hatte, dem er eine Kleinigkeit schuldig war. Es ist wahr, der Gerber, dem er das Geld zurückgab, hat es bestätigt. Er wollte, sagte er, alle seine Angelegenheiten und Schulden bereinigt haben, ehe er zur Mitternachtsmesse ging. Er besuchte tatsächlich den Gottesdienst und kehrte vor der Laudes nach Hause zurück. Seht nur, wie der Zeitablauf paßt.
    Einer, der ein paar Minuten nach Euch kam, mag ebenfalls Ailnoth begegnet sein und ihn gesehen haben, wie er von der Hauptstraße auf den Weg zur Mühle abbog. Dort im Dunklen, in der Einsamkeit, glaube ich, könnte doch auch ein nachgiebiger, unterwürfiger Mann mit einer solchen Wunde im Bauch plötzlich eine Gelegenheit gesehen haben, eine ganz andere und viel schlimmere Schuld zu begleichen. Und die Zeit von diesem Augenblick bis zur Mitternachtsmesse reichte aus für zwei Männer, in der Dunkelheit aufeinanderzutreffen, was mit dem Tod des einen endete.«
    »Nein«, sagte Cadfael, »das kann ich nicht glauben!«
    »Weil es die Vergeltung einer Grausamkeit durch eine andere wäre? Aber so etwas kann passieren. Nein, besinnt Euch, Cadfael, weder Ihr noch ich glauben wirklich daran, aber möglich ist es. Es gibt bei weitem zuviele, die noch unter Verdacht stehen oder deren Zeugen man nicht trauen kann, denn allzuviele haßten ihn. Und da wäre auch Ninian Bachiler.
    Wie auch immer die Wahrheit aussieht, Ihr versteht sicher, daß ich nach Kräften versuchen muß, ihn zu finden.«
     
    Er schenkte seinem Freund ein verhaltenes, verstohlenes Lächeln, das mehr sagte als tausend Worte. Es war nicht das erste Mal, daß sie übereingekommen waren, mit achtungsvoller Höflichkeit und ohne viele Worte, daß jeder dem Weg folgen würde, den er für den richtigen hielt, ohne einen Groll gegen den anderen zu hegen, wenn die beiden Fährten sich kreuzten wie Schwerter.
    »Oh, natürlich!« sagte Cadfael. »Das kann ich gut verstehen.«
     
    8
     
    Cadfael war nach der Prim zur Kirche zurückgekehrt, um das Duftöl der Lampe auf St. Winifreds Altar nachzufüllen. Die große Geschicklichkeit, die man finster betrachtet hätte, wäre sie benutzt worden, um Düfte für die Eitelkeit der Frauen zu erzeugen, wurde zulässig und sogar lobenswert, wenn sie als Akt der Anbetung gelten konnte, und Cadfael erfreute sich daran, alle möglichen duftenden Kräuter und Blumen in vielen verschiedenen Kombinationen zu benutzen. Er verband die Gerüche von Rosen und Lilien, von Veilchen und Klee mit dem reichen Aroma von Gartenraute, Salbei und Wermut. Er stellte sich gern vor, daß die Heilige erfreut war, wenn ihr auf diese Weise gehuldigt wurde, denn obwohl eine jungfräuliche Heilige, war sie eine Frau, die in ihrer Jugend schön und begehrenswert gewesen war.
    Cynric der Kirchdiener kam mit einem Reisigbesen aus der Nordhalle herüber, nachdem er den über Nacht gefallenen feinen Schnee von Terrasse und Stufen gefegt hatte. Er öffnete das große Gebetbuch auf dem Lesepult, richtete die Kerzen auf dem Gemeindealtar für die Messe und steckte zwei frische Kerzen in die Spieße der Wandhalter auf beiden Seiten.
    Cadfael wünschte ihm einen guten Tag, als er ins Kirchenschiff kam, und bekam die übliche stille und kurze Antwort.
    »Der Frost läßt einfach nicht nach«, sagte Cadfael. »Wir können auch heute nicht den Boden für Ailnoth aufbrechen.«
    Denn es war Cynric, der im grünen Friedhof östlich der Kirche, wo Priester und Äbte

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