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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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und glitt in die Mündung der schmalen Gasse, bis die Mönche vorbei waren.
    Hinter ihnen kamen die Würdenträger der Gemeinde, denen es Sitte und Anstand verboten, als erste aus der Kirche zu eilen und sich einen guten Platz im Friedhof zu sichern. Und hinter ihnen strömten die Zaungäste in die Vorstadt, neugierig und munter wie Kinder oder junge Hunde, die hinter einem tanzenden Kreisel herlaufen, wenn auch nicht so offen in ihrem Staunen.
    Der letzte und allein zu sein wäre ebenso schlimm, als würde er sich nach vorn drängen. Ninian glitt rechtzeitig aus seinem Versteck, um sich den hinteren Wachen anzuschließen und wanderte gemächlich am Rand der Menge mit, während der vordere Teil der Prozession über die Hauptstraße der Vorstadt zog, die Ecke am Pferdemarkt umrundete und zum
    Friedhofstor, das weit offen stand, wieder hineinging.
    Es gab anscheinend außer ihm noch einige andere, die alles sehen wollten, was es zu sehen gab, ohne allzusehr aufzufallen, und die sich deshalb vor den Toren etwas außerhalb der Menge hielten, um von draußen hineinzulugen.
    Es mochte daran liegen, daß zwei Männer der Garnison links und rechts neben dem Eingang standen; sie schienen zwar sehr gelassen und störten niemand, der hineinging, aber dennoch wurden sie sehr vorsichtig beäugt.
    Ninian blieb in der weiten Öffnung stehen, nicht ganz drinnen und nicht ganz draußen, und sah nach vorn. Er verrenkte den Hals, um zwischen den vielen Köpfen die ums Grab versammelte Gruppe zu erkennen. Abt und Prior waren überdurchschnittlich groß; er konnte ihre Köpfe deutlich über den anderen erkennen und die Gebete hören, die Prior Robert mit wohlklingender Stimme und laut genug für alle Anwesenden am offenen Grab sprach. Der Prior besaß eine vortreffliche Stimme und liebte es, sie bei äußerst dramatischen Anlässen der Liturgie zu üben.
    Ninian schob sich ein oder zwei Schritte zur Seite und bemerkte Diotas Gesicht, ein blasses Oval unter der schwarzen Haube. Sie stand dicht neben der Bahre, wie es ihr als einziger Angehörigen des priesterlichen Haushalts auch zustand. Eine Schulter war dicht an die ihre gedrückt, und ein Arm unter den ihren geschoben, der nur Sanan gehören konnte, aber so sehr er auch den Kopf hin und her bog, er konnte das geliebte Gesicht nicht sehen, weil sich immer wieder höhere Köpfe dazwischenschoben.
    Die Menschen rührten sich etwas, als die Priester zum Grab kamen und die Menge ihnen folgte. Der Sarg wurde gesenkt, die letzten Abschiedsworte gesprochen. Unter der hohen Mauer des Klosterbezirks fielen die ersten Erdklumpen auf Vater Ailnoths Sarg. Es war beinahe vorbei, und nichts hatte bisher die feierliche Zeremonie gestört. Die Leute begannen sich zu regen, weil sie bemerkten, daß nun alles vorbei war. Ninian wurde ruhiger und begann vorsichtig zu hoffen, doch plötzlich machte sein Herz einen Sprung, als eine neue Stimme, gehoben, damit sie weit zu hören war, am Grab zu sprechen begann:
    »Mein Herr Abt, Vater Prior… ich muß Euch um Verzeihung bitten, weil ich vor Eurem Tor zwei Wächter postiert habe…«
    Das Blut pochte so heftig in Ninians Ohren, daß er die nächsten Worte nicht verstand, aber er wußte, daß die Stimme dem Sheriff gehörte, denn wer sonst besaß selbst hier innerhalb der Enklave diese Autorität? Und das Ende hörte er nur allzu deutlich: »Ich bin hier, um jemand in Haft zu nehmen, der des Mordes an Vater Ailnoth verdächtigt wird.«
    Also war es zum Schlimmsten gekommen, wie die Gerüchte besagt hatten. Die Menschen schwiegen wie vor den Kopf geschlagen, doch dann fuhren Verwirrung und Erregung durch die Menge wie eine Windbö. Die nächsten Worte gingen im Getöse unter. Ninian hielt den Atem an und lauschte angestrengt. Einige, die bei ihm vor dem Tor gestanden hatten, waren hineingelaufen, um diese Sensation ja nicht zu verpassen, und niemand hatte Ohren für die klappernden Hufe, die rasch um die Ecke am Pferdemarkt kamen und sich der Versammlung im Trab näherten. Zwischen den Mauern gab es einen plötzlichen Aufschrei, und ein Gewirr von Rufen und Protesten erhob sich. Die Menschen in den vorderen Reihen wurden mit Fragen bedrängt und gaben wahrscheinlich unzutreffende Antworten zurück. Ninian bereitete sich darauf vor, loszustürmen und sich durch die Menge zu den beiden Frauen zu drängen, die ganz vorne schutzlos und gefangen standen. Denn nun war es vorbei. Seine Freiheit war verwirkt, wenn nicht sogar sein Leben. Er holte tief Luft und legte

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