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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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jede Bewegung sofort zu unterbinden:
    »Mein Herr Abt, Vater Prior… ich muß Euch um Verzeihung bitten, weil ich vor Eurem Tor zwei Wächter postiert habe -
    außerhalb Eurer Mauern, aber ich bitte dennoch um Nachsicht.
    Niemand darf diesen Ort verlassen, bis ich meine Absicht bekanntgemacht habe. Entschuldigt, daß ich gerade in einem solchen Augenblick gekommen bin, doch es ließ sich nicht ändern. Ich stehe hier im Namen des königlichen Gesetzes und weil ich einen Mörder verfolge. Ich bin hier, um jemand in Haft zu nehmen, der des Mordes an Vater Ailnoth verdächtigt wird.«
     
    12
     
    Viel gab es nicht zu finden, aber es war genug. Cadfael stand am Rande des hohen Ufers, unter dem sich Ailnoths Leiche verfangen hatte, festgehalten vom leichten, schrägen Druck des Wassers aus dem Mühlkanal. Dem Stumpf der gefällten Weide, die höchstens hüfthoch war, standen die grünen Rutenhaare zu Berge. Am Rand der kahlen, toten Schnittfläche, die mit der Zeit ausgetrocknet und rissig geworden und von der Axt vernarbt war, hingen einige abgebrochene Zweige. Und ein fingerlanger schwarzer Fetzen flatterte im Wind; ein Ende klemmte im zackigen Rand des toten Holzes. Ein fingerlanges, ausgefranstes Stück einer wollenen Borte, gerade lang genug, um den geöffneten Ring um eine schwarze Mütze zu schließen.
    Frost und Tauwetter waren gekommen und gegangen, hatten verändert und verhüllt, befeuchtet und geweißt, was sonst noch hier hätte gefunden werden können: ein Blutfleck vielleicht, einige winzige Fetzen abgeschürfter Haut. Nichts außer einem flatternden, schwarzen Fetzen, der festgehalten und losgerissen worden war, als die Mütze davonflog und von der Strömung ins Schilf getragen wurde.
    Cadfael eilte mit dem unendlich kleinen Wollstück in der Hand zurück. Mitten auf dem großen Hof hörte er laute, protestierende Stimmen und aufgeregt redende Menschen. Er ging langsamer, denn nun brauchte er sich nicht mehr zu beeilen. Die Falle war zugeschnappt und mußte festhalten, was sie gefangen hatte. Es war zu spät, um noch etwas zu verhindern, aber er konnte wenigstens den größten Schaden vermeiden helfen, und wenn es gar nicht erst dazu kam, war es um so besser. Was er zu sagen und zu zeigen hatte, sollte ausreichen.
     
    Ninian erreichte den offenen Weg und die Brücke über den Meole-Bach. Er glühte, nachdem er den größten Teil des Weges gerannt war. Ihm fiel gerade noch ein, langsamer zu gehen, bevor er die Hauptstraße nahe der Brücke nach Shrewsbury erreichte. Er zog sich die Kapuze von Sweyns Umhang übers Gesicht. An der Abzweigung zur Vorstadt hielt er etwas erschrocken inne, bis er erkannte, daß er Glück hatte.
    Er faßte sich ein Herz und ging weiter, denn immer noch eilten viele Leute aus der Stadt zur Abtei, so daß es ihm sehr leicht fiel, sich unter sie zu mischen und in der Menge zu verschwinden. Er ließ sich mit dem Strom treiben, spitzte die Ohren, um jedes in seiner Nähe gesprochene Wort aufzuschnappen, und vernahm mit einiger Aufregung, daß immer wieder sein eigener Name genannt wurde. Das war also die Verhaftung, die man erwartete, wenn es auch kaum das war, was Hugh Beringar beabsichtigte, denn er hatte vor einigen Tagen die Fährte verloren und konnte nicht hoffen, sie heute wieder aufzunehmen. Doch andere sprachen von der Frau, der Dienerin des Priesters, ohne überhaupt den Namen zu kennen, mit dem sie gerufen wurde. Wieder andere nannten spekulierend zwei oder drei weitere Namen, die Ninian unbekannt waren, die aber offenbar Menschen gehörten, die unter Ailnoths maßloser Strenge gelitten hatten.
    Anscheinend war er gerade rechtzeitig gekommen, um sich den Nachzüglern aus der Stadt anzuschließen, jenen, die den Klatsch als letzte gehört hatten, denn die Vorstadt in der Nähe des Torhauses der Abtei war bereits überfüllt. Als Ninian das Torhaus erreichte, kamen die Mönche gerade aus der Nordtür der Kirche, und hinter ihnen der Sarg, der von den Brüdern in einer feierlichen, schweigenden Prozession begleitet wurde.
    Dies war die einzige Gefahr, die er vermeiden mußte; wenigstens, bis er wußte, ob er sich dem Schlimmsten stellen und sich selbst ausliefern mußte. Dies waren die Männer, die ihn jederzeit erkennen konnten, wenn sie einen unbehinderten Blick auf sein Gesicht warfen, und die ihn vielleicht sogar an seinem Gang und seinem Körperbau wiedererkannten. Er zog sich hastig zurück, verschwand hinter den neugierigen Schaulustigen auf der anderen Straßenseite

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