Mörderischer Auftritt
hinbekommen, eine dieser Hütten benutzen zu dürfen, damit sich die Brautjungfrauen dort zurechtmachen konnten.
Wir hatten allesamt Kleider an, die wir uns selbst ausgesucht hatten. Die einzige Vorschrift war, dass sie bodenlang sein und die Schuhe farblich zum Kleid passen mussten. Wirfanden, dass das in Ordnung war. Schwesterherz hatte uns in einen Hut greifen und die Farbe ziehen lassen. Tammy Sue hatte Gelb gezogen, aber Haley hatte Blau mit ihr getauscht. Virgils andere Tochter Deena hatte die Einladung, eine der Brautjungfern zu sein, abgelehnt, aber ich denke, es hat ihr sehr leidgetan, als sie sah, wie viel Spaß wir hatten.
Haley sah wunderschön aus. Sie war seit sechs Wochen zu Hause und befand sich in dem guten Stadium der Schwangerschaft. Mit Marilyn war das anders. Sie war in Lavendelgrün gekleidet und sagte unaufhörlich: »Ich glaube nicht, dass ich das schaffe.« Aber dank des Tees und der Cracker, die Bonnie Blue ihr pausenlos zureichte, schaffte sie es doch.
Mein Kleid war blassrosa und das von Debbie in einem dunkleren Rosé. Mary Alice hatte natürlich das Rubens-Kleid an, das ein Kunstwerk war.
Bonnie Blue stellte uns in einer Reihe auf, und wir gingen im Gänsemarsch den Pfad hoch zur Kirche, wobei wir gleichzeitig versuchten, unsere Schuhe nicht an dem Pinienstroh zu zerschrammen und mit den Kleidern nicht an den wilden Hortensien hängen zu bleiben, die links und rechts von uns blühten. Ray, der Sohn von Schwesterherz, hatte es von Bora Bora nicht nach Hause geschafft zur Hochzeit, weshalb er Fred gebeten hatte, die Braut dem Bräutigam zuzuführen. Der hatte gesagt: »Mit Freude.«
Die Männer warteten auf uns an der Kirche. Ich fand, dass sie alle gut aussahen. Selbst Buddy in seinem Elvis-Outfit. Ein wenig merkwürdig, aber das war okay. Bonnie Blue schlüpfte in die Kirche, und sogleich hörten wir die ersten Töne von Beethovens Sechster, der »Pastorale«. Es gab kein Klavier in der Kirche, keine Orgel, Gott sei Dank. Aber es gab Elektrizität.
Jemand sagte: »Auf geht’s!«
Die Hochzeitsgesellschaft füllte die Kirche fast komplett. Die Brautführer waren Mary Alice’ Schwiegersöhne Henry und Charles, ihr Neffe (und Haleys Ehemann) Philip und meine Söhne Freddie und Alan. Buddy Stuckey war der Trauzeuge seines Vaters. Larry Ludmiller ging es schon viel besser, aber Tammy Sue hatte entschieden, dass er besser noch nicht so lange stand.
»In jedem Fall zu viele Männer«, grummelte Bonnie Blue. »Da könnt ihr nicht mithalten.«
Wir marschierten den Gang hinunter zum Altar, der mit Frühlingsblumen übersät war. Ich lächelte zu Miss Bessie und Bo Mitchell hinüber, zu Mitzi und Arthur Phizer, Reiher-Luke und Virginia. Fairchild Weatherby, ein Verflossener von Mary Alice, trocknete sich bereits die Augen. Ich blickte mich um. Einige andere Männer taten dies auch.
Und dann trat Schwesterherz vor den Traualtar und heiratete Virgil Stuckey. Die einzige Überraschung war, als der Priester sagte, Virgil junior habe darum gebeten, zu Ehren seines Vaters und dessen Braut ein Lied singen zu dürfen. Das war unmittelbar nachdem Fred dem Bräutigam die Braut übergeben und sich in die vorderste Reihe neben Bonnie Blue gesetzt hatte.
Virgil und Schwesterherz blickten verdutzt drein, aber Buddy trat nach vorn und sang ›Love me Tender‹ so täuschend ähnlich wie Elvis, dass es gespenstisch war. Um die Wahrheit zu sagen, war dies der Höhepunkt der Hochzeit.
Die Fotografen schossen eine Menge Fotos von Schwesterherz und Virgil auf den Stufen der Kirche, und dann kehrten wir nach Birmingham zurück zum Empfang auf dem Rasen vor Schwesterherzens Haus. Die halbe Stadt feierte mit. Ich bin mir sicher, dass sämtlichen Apotheken am nächsten Tag das Aspirin ausgegangen war. Schwesterherz und Virgil zogen sich nicht um. Meine Schwester raffte ihrcremefarbenes Kleid einfach und kletterte in das Wohnmobil. In diesem Moment sah ich die lilafarbenen Stiefel und fing an zu heulen.
»Weine nicht, Liebling«, sagte Fred und legte die Arme um mich. »Sie kommen wahrscheinlich nicht weiter als bis Gardendale.«
Er hatte recht. Sie kamen nur bis vor zur Straße, als Virgil das Wohnmobil anhielt und Schwesterherz heraussprang.
»Maus!«, schrie sie.
»Was?«
»Du und Fred, ihr kommt mit uns.«
»Wir können nicht«, sagte ich, während ich die Auffahrt hinunterrannte.
»Virgil ist damit einverstanden.«
In diesem Moment stieg Virgil aus und verkündete: »Das ist er nicht, zum Teufel.
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