Mörderischer Auftritt
dunkeläugiges Mädchen. Der reinste Matisse, mit Ausnahme der Tatsache, dass das Mädchen an das Bett gefesselt war und Isolierband über ihrem Mund klebte. Dusk Armstrong, die Augen vor Furcht geweitet.
»Mein Gott«, sagte Schwesterherz.
»Hier.« Mr Taylor reichte ihr eine Rolle Isolierband. »machen Sie Ihre Schwester an diesem Rohr fest.«
Die Dekoration des Raums konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns in den Eingeweiden des Theaters befanden. Mr Taylor war es nicht gelungen, alle Rohre zu verbergen. Er hatte sie allerdings rosa angestrichen. »Da drüben in der Ecke«, sagte er.
Schwesterherz nahm das Band, riss ein Stück davon ab und befestigte damit meine Fußgelenke an einem Rohr.
»Beides, Fuß- und Handgelenke. Und fest.« Und zu mir: »Legen Sie die Arme über Kreuz!«
Schwesterherz machte mich vollends an dem Rohr fest. Dann war sie dran. Mr Taylor befahl ihr, ein Stück zurückzutreten, und fixierte auch sie mit Klebeband an einem Rohr, das parallel zu meinem verlief. Er trennte ein Stück Band ab,um es ihr über den Mund zu kleben, dann änderte er jedoch seine Meinung. »Ich lass euch reden«, sagte er lachend. »Mal sehen, ob ihr zwei Hühner was ausbrüten könnt. Man kann euch nicht hören, müsst ihr wissen.«
Dann ging er hinüber zu Dusk, zog ihr das Band vom Mund, küsste sie und sagte: »Du auch, mein Liebling. Ich vergaß, dass ich dir das drangemacht habe. Aber so eine schreckliche Ausdrucksweise auch für eine Dame!« Er drehte sich um und sah uns an. »Gut. Ich bin in ein paar Minuten wieder da. Der Auszug, Sie wissen ja. Sagen Sie nichts Schlechtes über mich.« Er kletterte die Feuerleiter nach oben, zog sie hinter sich hoch und schloss die Falltür. Wir waren eingesperrt.
Dusk begann zu weinen. »Oh, es tut mir so leid. Wie sind Sie nur hier gelandet?«
»Wir waren auf der Suche nach Larry Ludmillers Brille«, sagte ich. »Ich habe überall im Flur Fell von Maurice gesehen. Sie haben es dort absichtlich verstreut, stimmt’s?«
»Ich habe damit eine Spur hinterlassen. Ich hatte Stücke aus dem Fell gerissen, als Mr Taylor versuchte, mich aus dem Haus zu schleifen.«
Schwesterherz zerrte ohne Wirkung an ihren zusammengeklebten Handgelenken. »Ich war gerade dabei, die Polizei anzurufen, als dieser Irre auftauchte.« Sie unternahm erneut vergebliche Anstrengungen. »Was ist im Übrigen eigentlich los mit ihm?«
»Er ist verrückt. Er sagt, er wolle mich beschützen und dass er mich liebe, seit der Zeit, als ich hierherkam und Dawn beim Miss-Alabama-Schönheitswettbewerb zugesehen habe. O Gott, er hat mir jahrelang nachgestellt, und ich habe es nicht einmal bemerkt.«
»Wusste er denn von Griffin?«, fragte ich.
»Natürlich.« Dusk versuchte sich das Gesicht an ihremArm abzuwischen. Das war nicht einfach, da ihre Arme über dem Kopf zusammengebunden waren. »Er habe ihn umgebracht, um mich zu beschützen, sagt er. Und ich bin so dumm. Ich dachte, Day habe ihn ermordet, um mich zu decken.« Dusk gab ein Geräusch von sich, das halb nach Lachen, halb nach Schluchzen klang. »Und sie dachte, ich sei es gewesen, weil ich so große Angst gehabt hatte, dass ich wegen der Heirat mit ihm ins Gefängnis müsste.«
Ich blickte Mary Alice an, aber die schien in Gedanken versunken. Würde sie mir zutrauen, einen Mord zu begehen? Würde sie jemanden umbringen, um mich zu beschützen? Das würde sie, resümierte ich, wenn die Situation lebensbedrohlich wäre. Aber das mit Griffin Mooncloth war eine Sache, in die Dusk aus Dummheit geraten war. Das war nicht lebensbedrohlich. Dass die Schwestern gegenseitig die falschen Schlüsse aus ihrer Situation gezogen hatten, hatte viele Scherereien verursacht, bis dahin, dass ich verhaftet und Larry Ludmiller fast getötet worden war. Und wer weiß, was noch alles passieren würde. Dabei hatten sie sich, wie mir klar wurde, gegenseitig zu schützen versucht.
Meine Hände begannen einzuschlafen. Ich lehnte den Kopf zurück an das Rohr und holte tief Luft. Selbst die Decke, stellte ich fest, war mit dem burgunderfarbenen Teppich bezogen. Mr Taylor hatte jahrelang an dem Raum hier unten gearbeitet, um einen Ort zu schaffen, an den er seine Geliebte holen konnte. O mein Gott.
»›Das Phantom der Oper‹«, sagte ich zu Schwesterherz.
»Ich weiß. Vielleicht stürzt da oben gerade der Lüster in den Spiegelsaal.«
»Er wird uns hier nicht lebend rauslassen«, sagte ich. »Wir haben seine Pläne vermasselt.«
Schwesterherz schien
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