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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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Maus?«
    Die »Maus«-Geschichte hatte ich aufgegeben. Das war mein Spitzname aus Kindertagen, weil ich so klein war und angeblich gefiept haben soll, wenn ich weinte. Ich habe versucht, Mary Alice davon abzubringen, mich so zu nennen, aber das ist verlorene Liebesmühe.
    »Bei Fred ist das nicht so«, sagte ich.
    »Das sieht nur so aus wegen der Fettrolle.«
    Ich biss mir auf die Zähne. »Hüftgold.«
    »Das hättest du gern.«
    Der arme Vulcanus und sein prachtvolles Hinterteil hatten schwere Zeiten durchgemacht. Schon vor Jahren hatte es Befürchtungen gegeben, dass er nicht sicher genug auf seinem Podest stehen, dass er bei einem Sturm umstürzen und Besucher, den Souvenirladen, den Parkplatz und die Twentieth Street, eine der Hauptarterien von Birmingham, mit sich reißen könnte. Die Lösung war, dass man ein Loch in seinen Kopf gebohrt und ihn zur Hälfte mit Beton aufgefüllt hatte. Gewiefte Idee. Regen drang durch das Loch in seinem Kopf. Der Beton dehnte sich bei Hitze aus und zog sich bei Kälte zusammen. Nicht so das Eisen. Vulcanus bekam Risse, der arme Kerl. Man hatte ihn Stück für Stück abbauen undin die Eisenstatuen-Intensivstation bringen müssen, wo man versprach, ihm innerhalb von ein paar Jahren die volle Gesundheit zurückzugeben. Bis es so weit ist, bleibt der Berg dunkel, und wir vermissen ihn. Und das Geld für seine Rückführung muss aufgebracht werden.
    »Was von Haley gehört?« Fred war zurück im Wohnzimmer.
    »Noch nicht.«
    »Wo ist dieses Fernsehding?«
    »Die Fernbedienung? Versuch’s mal auf dem Sofa.«
    Ich rechnete damit, gleich die Stimme von Peter Jennings zu hören. Stattdessen kam Fred zu meiner Überraschung in die Küche und setzte sich an den Tisch.
    »Vielleicht sollten wir sie anrufen.«
    »Es ist zwei Uhr früh in Warschau.«
    »Dann sind sie jedenfalls mit Sicherheit zu Hause.«
    Ich schob die Brötchen in den Ofen und sah ihn an. Er schien es ernst zu meinen.
    »Keine gute Idee«, sagte ich. »Sie sagt es uns schon, wenn sie die Ergebnisse hat.«
    Ich griff in den Kühlschrank. »Reichen dir zwei Eier?«
    »Klar.«
    »Mary Alice und Virgil heiraten im Mai.« Ich nahm eine Schüssel aus dem Schrank und schlug daran die Eier auf.
    »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.«
    »Kann sein, dass es ihr diesmal wirklich ernst ist. Ich soll Trauzeugin sein und ein violettes Kleid tragen. Die Mädchen gehen in Sonnenblumengelb.«
    »Guter Gott.«
    Der Wind war stärker geworden. Er trommelte leicht auf das Dachfenster im Wohnzimmer. Das Telefon klingelte, und Fred ging dran.
    Ich weiß immer, wenn er mit Freddie oder Alan telefoniert,unseren beiden Söhnen, die in Atlanta leben. Er redet dann lauter als normal, mit so einer Weihnachtsmann-Stimme. Ich kann mir genau vorstellen, wie er sie anruft, wenn ich einmal sterbe. »Ho, ho, ho, mein Sohn. Deine Mutter scheint tot in der Küche umgefallen zu sein. Wie geht es denn so bei dir?« Nun ja, vielleicht übertreibe ich ja mit dem »Ho, ho, ho«, aber der Ton stimmt. Und Freddie und Alan sind genauso schlimm. Sie hören sich wie Sportmoderatoren an, wenn sie miteinander reden. Was mich wieder zu dem Punkt zurückbringt, dass ich es wusste, wenn er mit Freddie oder Alan redete.
    »Wir haben nichts gehört, aber wir sind uns sicher, dass alles in Ordnung ist. Absolut. Möchtest du deine Mutter sprechen?«
    Ich wischte mir die Hände an einem Papierhandtuch ab, um das Telefon entgegenzunehmen, aber Fred sagte: »Okay, mein Sohn«, und legte auf.
    »Das war Alan vom Autotelefon aus«, erklärte er. »Wollte sich nur nach Haley erkundigen. Sagt, er ruft dich morgen an.«
    »Okay. Bist du bereit zum Essen?«
    »Lass mich noch mal kurz den Computer checken. Manchmal gibt es Verzögerungen bei der Übertragung aus Übersee.«
    Ich gab gerade das Essen auf die Teller, als er rief: »Wer ist Joanna?«
    »Was?« Ich stellte die Teller ab und ging ins Wohnzimmer. Fred stand auf der Schwelle zur Schlafzimmertür.
    »Wer ist Joanna?«
    »Haben wir eine Nachricht erhalten?«
    »Von Haley. Sie lautet: ›Wir sind alle wohlauf und haben euch lieb. Haley, Philip und Joanna.‹«
    Ich stürzte zum Computer. Da stand es. Joanna.
    »Du Dummkopf«, quiekte ich. »Es ist ein Mädchen. Haley hat es sich am Ende doch sagen lassen.«
    Fred und ich sahen uns an, und dann nahmen wir uns weinend in den Arm. Unsere Tochter bekam eine Tochter. Joanna.
    Wir kamen erst sehr viel später zum Essen. Lange nachdem wir mit Warschau telefoniert und viel gelacht

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