Mörderischer Auftritt
und geweint hatten.
»Sie wird mit Sicherheit mal Miss America. Denk nur, wie schön sie sein wird mit Haleys rotblonden Haaren und Philips Augen.«
Es war am nächsten Morgen, und meine Nachbarin Mitzi Phizer und ich unternahmen unseren Morgenspaziergang. Mitzi und Arthur leben seit vierzig Jahren im Haus nebenan, aber erst seit Kurzem begleitet mich Mitzi allmorgendlich, wenn ich Woofer Gassi führe. Was mich total begeistert. Sie ist eine gute Gesellschaft und behauptet steif und fest, dreieinhalb Kilo verloren zu haben, obwohl ich nicht glaube, dass das an der Bewegung liegt. Woofer macht an jedem Baum halt, um sein Revier zu markieren, sodass unser Spaziergang uns gerade einmal um drei Blocks führt.
»Nein. Sie wird Präsidentin Joanna Nachman.«
»Sie könnte beides werden. Was ist verkehrt an einer schönen Präsidentin?«
»Da hast du recht.«
Es war ein wundervoller Tag. Es roch nach beginnendem Frühling, nach dieser unverkennbaren Mischung aus Quittenblüten und Forsythien und der die letzten nächtlichen Regentropfen trocknenden Sonne. Ich hatte alle in der Familie angerufen, um ihnen die Neuigkeiten mitzuteilen, und war nur wenig zum Schlafen gekommen, aber ich hätte um die Blocks rennen können, anstatt so zu bummeln. ZumGlück waren Woofer und Mitzi nicht so aufgedreht wie ich, weshalb wir gemütlich dahinschlenderten und den Morgen genossen.
»Mary Alice sagt, sie heiratet im Mai Virgil Stuckey.« Mir war soeben die andere große Neuigkeit wieder eingefallen.
»Glaubst du, sie meint es ernst? Sie ist doch dauernd verlobt. Wo treibt sie nur all diese Männer auf?« Mitzi stieg über eine kleine Pfütze auf dem Bürgersteig. »Dieser Cedric war meines Wissens der Letzte.«
»Kann gut sein. Sie hat schon schrecklich viele Pläne gemacht, zum Beispiel, welche Farbe die Mädchen und ich tragen sollen und wohin ihre Hochzeitsreise geht.«
»Wirklich?« Mitzi schmunzelte. »Und, welche Farbe?«
»Violett und Sonnenblumengelb.«
Mitzi biss sich auf die Lippen, aber dann kapitulierte sie und lachte schallend.
»Bist du das Violett?«, fragte sie, griff nach einem Papiertaschentuch und schnäuzte sich. Mitzi kommen beim Lachen immer die Tränen.
»Ich bin das Violett«, kicherte ich. Mitzis Lachen war ansteckend. »Wir machen auch irgendetwas auf mein Haar, damit es nicht so ausgewaschen aussieht.«
»Nein, sag das nicht.« Mitzi suchte nach einem weiteren Papiertaschentuch.
»Und kannst du dir die schwangere Haley in Sonnenblumengelb vorstellen? Schwesterherz sagt, sie würde darin sicher aussehen, als stünde sie in voller Blüte.«
»O Gott.«
Woofer blickte uns geduldig an. Wir hatten unseren Verstand verloren, aber das war okay.
»Das macht sie doch nicht wirklich, heiraten«, sagte Mitzi, als wir uns beruhigt hatten und unseren Spaziergangfortsetzten. »Das ist doch nur wieder eine ihrer Kapriolen, glaubst du nicht?«
»Vielleicht. Heute Abend gehen wir mit Virgil und ihr zu dem Vulcanus-Benefizkonzert. Anscheinend ist Virgil junior ein Elvis-Imitator und tritt dort auf.«
Das Papiertaschentuch kam wieder zum Einsatz. Woofer gab auf und setzte sich. Das nannten wir Bewegung?
»Ich habe die Werbung dafür im Fernsehen gesehen«, sagte Mitzi. »Eine ganze Reihe von Elvis-Imitatoren, Beine schwingend wie die Rockettes.«
»Ja, und Virgil junior ist einer von ihnen.«
»Arthur und ich sollten auch dorthin gehen. Ob es wohl ausverkauft ist? Wir haben ein bisschen Geld für die Restaurierung gespendet, aber das Vergnügungsprogramm ist bisher an uns vorbeigegangen.«
»Ruf an und finde es heraus. Du kannst mit uns kommen.«
Wir setzten uns wieder in Bewegung – zwei grauhaarige Damen und ein grauhaariger Hund. Das war in Ordnung so.
»Habe ich dir eigentlich jemals erzählt, dass ich mit Elvis mal einen schmutzigen Boogie getanzt habe?«
»Du hast was?«
»Einen schmutzigen Boogie mit Elvis getanzt. Zumindest haben es meine Schwestern so bezeichnet.«
»Du machst Witze. Du hast tatsächlich mit Elvis getanzt? Und nein, das hast du mir nie erzählt.«
»Es war irgendwie peinlich.«
»Wir wären sicher alle peinlich berührt.«
Mitzi zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich. Jedenfalls war es auf der Party einer Studentinnenverbindung. Du weißt ja, ich bin in Memphis aufs College gegangen.«
Ich nickte.
»Irgendwie wurde Elvis dazu eingeladen. Und er kam zumir herüber und forderte mich zum Tanz auf. Er war der wildeste Tänzer, den du je gesehen hast. Tatsächlich hat er, denke
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