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Mörderischer Stammbaum

Mörderischer Stammbaum

Titel: Mörderischer Stammbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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in einen Gewissenskonflikt.
    „...sind Tauben meine
gefiederten Freunde“, sagte Gaby gerade. „Andere schimpfen auf sie als Ratten
der Lüfte. Und diese Sicht hat sich offenbar durchgesetzt. Deshalb der
Taubenmord durch Köpfe abschlagen, deshalb das Auslegen von Giftködern, deshalb
das Fütterungsverbot bei Strafe. Himmel, sind wir noch in der Mitte des
Jahrhunderts? Ausrotten, ausrotten, ausrotten. Hat denn niemand dazugelernt?“
    „Angeblich ätzt der Kot“, sagte
Karl mit grimmigem Grinsen. „Das verursacht Gesundheitsgefahren. Jaja. Und
Bauschäden in Millionenhöhe. Jaja.“
    „Blödsinn!“, fauchte Gaby.
„Außerdem lässt sich die Kacke mit Wasser abwaschen. 99 Prozent der
Gebäudeschäden werden durch Autoabgase erzeugt. Will deshalb jemand die Autos
abschaffen? Sollen die Fahrer Giftköder schlucken?“
    „Wenn sie lange genug im Stau
stehen“, grinste Klößchen, „atmen sie Gift wie in ‘ner Gaskammer. Und das
produzieren sie sogar selbst. Ist doch als Strafe super.“

    „Ich bin auch gegen das
Fütterungsverbot“, sagte Glockner. „Allerdings sollte man mit Überlegung
füttern. Das heißt: nicht Unmengen. Denn ein Überangebot an Nahrung führt in
der Natur ja auch immer zu einer Überpopulation, also zu zuviel Nachwuchs, was
dann ein Ungleichgewicht in der Natur herstellt. Wenn man Stadttauben mästet,
brüten sie nicht nur zweimal im Jahr — wie die Natur es vorsieht sondern
ständig. Und für die Jungvögel fehlt’s dann hinten und vorn.“
    „Das will ja auch niemand,
Papi!“ Gabys Stimme kiekste. „Aber zwischen Vergiften und Köpfe abschlagen und
normaler, artgerechter Fütterung ist doch ein Unterschied. Oder sehe ich das zu
eng?“
    Glockner nickte. „Offenbar gibt
es bei uns schon regelrechte Taubenhasser. Und die üben Selbstjustiz. Ich denke
an die Vorkommnisse der letzten Zeit. Da wurden mehrfach alte Frauen, die
Tauben gefüttert hatten, nicht nur angepöbelt und beschimpft, sondern in zwei
Fällen sogar niedergeschlagen.“
    „Siehst du!“, rief Gaby.
    „Ich bin ja deiner Meinung,
Tochter.“
    „Hat man die Täter erwischt?“
    „Leider nicht. Unerkannt
entkommen. Und die Personenbeschreibung ist vage.“
    „Es ist nicht zu fassen!“,
murmelte Tim. „Alte Frauen niederschlagen? Wer macht das? Ich könnte nicht mal
‘ner Hexe eine langen.“
    „Hexen gibt’s nicht“, sagte
Gaby.
    „Da müsstest du mal meine
Großmutter sehen aus väterlicher Linie!“ Klößchen grinste. „Die kennt gegen
jedes Wehwehchen einen Zaubertrank und um Mitternacht reitet sie auf dem Besen
nach Hause.“
    „Mir ist nicht nach Witzen zu
Mute“, sagte Gaby. „Ich will den Tauben helfen.“
    Für einen Moment herrschte
Schweigen.
    Dann sagte Tim: „Das wäre also
Punkt eins auf unserem Programm. Außerdem“, er sah den Kommissar auffordernd
an, „müssen die Patrouillen im Belmorte-Park und in den Grün-Auen verstärkt
werden. Denn der Beißer beißt wieder. Auch wenn ihm jetzt ein Zahn fehlt.“
    Glockner nickte. „Leider
beschränkt sich dieser Unhold nicht auf diese Gegend, Tim. In elf Grün-Gebieten
der Stadt und des Umlandes hat er bis jetzt zugeschlagen. Und es kann morgen
schon ganz woanders sein. Meine Kollegen können nicht überall Streife gehen.
Dazu reicht unser Personal nicht.“
    „Seit zwei Jahren“, sagte Tim,
„sorgt der Typ für Verunsicherung.“
    „Das ist richtig. 26 Fälle sind
bekannt.“
    „Kann man ein Verhaltensmuster
feststellen?“
    „Es sind immer blonde Frauen,
die er sich als Opfer sucht. Sie sind immer zwischen 20 und 40. Er geht brutal
gegen sie vor, ist maskiert, wird als groß und kräftig beschrieben, versucht,
sich an den Frauen zu vergehen — was ihm in acht Fällen gelungen ist. 18 mal
konnten sich die Opfer losreißen oder so laut um Hilfe rufen, dass er von ihnen
abließ. Aber gebissen wurden sie alle. Ein Tick. Er beißt in Arme und
Schultern. Ein regelrecht raubtierhaftes Verhalten.“
    Glockner betrachtete den Zahn,
der vor ihm auf dem ausgebreiteten Papiertaschentuch lag.
    Der Zahn war etwas gelblich
verfärbt und samt Wurzel aus dem Unterkiefer herausgebrochen. Ansonsten sah der
Zahn gesund aus, war jedenfalls nicht vom Zahnarzt plombiert worden.
    „Hilft das was?“, fragte Tim.
    „Der Zahn als solcher nicht.
Aber wenn wir uns an die Zahnärzte wenden, erfahren wir vielleicht, um welchen
Patienten wir uns kümmern müssen. Und dann ist der Zahn natürlich Beweisstück
Nummer eins.“
    „Wie machen Sie das

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