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Mörderischer Stammbaum

Mörderischer Stammbaum

Titel: Mörderischer Stammbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bekannt?“
    „Über die Presse. Es wird in
allen Zeitungen stehen. Zusammen mit der Aufforderung an alle Zahnärzte, einen
eventuellen Patienten zu melden. Da hört nämlich die ärztliche Schweigepflicht
auf — ebenso wie bei Schussverletzungen. Auch die müssen gemeldet werden. Von
den Vollmedizinern, den Ärzten.“
    „Gut, dass ich das weiß“,
witzelte Klößchen. „Wenn ich bei meinem nächsten Bankraub also eine Schrotkugel
in die Hinterbacke kriege, muss ich das selbst auskurieren.“ Niemand lachte.
Aber Glockner sagte: „Apropos Bankraub. Vorhin war wieder einer. Der Kleine —
ich nehme an, von dem habt ihr in der Zeitung gelesen — hat das Bankhaus Cash
& Lappen um 22 000 erleichtert. Trotz der modernen ausgabeverzögernden
Geldtresore ist ihm das gelungen. Es hat nur länger gedauert. Und deshalb hat
er die Tür mit einem Keil blockiert. Der Kleine muss gute Nerven haben. Oder er
ist dumm.“
    Heißes Pflaster — unsere Stadt,
dachte Tim. Irgendeine Katastrophe läuft immer.
    Beim Kommissar drängte jetzt
die Zeit und TKKG zogen ab. Draußen sah der Tag nun echt novemberlich aus und
alle knöpften die Jacken zu oder schlossen das Reißverschlusssystem. Sogar
Handschuhe hätte man/frau schon gebrauchen können und Gaby blies ab und zu
fröstelnd auf ihre Finger.

7. Petras Erpressung
     
    Petra Delius — die 183 cm große
Pädagogin, Tierfreundin und Kämpferin für das Überleben der Tauben — kam am
frühen Nachmittag mit dem Flieger aus Wien zurück.
    Sie war immer noch aufgeregt.
Ihr Herz pumperte. Ihre Entdeckung im Wiener Kriminalmuseum war geradezu
ungeheuerlich. Und Petra hatte längst beschlossen, aus ihrem Wissen eine Waffe
zu machen.
    Trübes Licht. November. Mit dem
Taxi heim ins Apartment. Den Koffer auspacken. Eine Tasse Kaffee. Die Schuhe
wechseln.. Mit ihren Gedanken war Petra bei Kovechluser, bei Bernhard
Kovechluser, dem geldfetten Bauunternehmer, Stadtrat und Befürworter der
Taubenvernichtung. Die Tiermorde und das Fütterungsverbot gingen auf sein
Betreiben zurück.
    15.52 Uhr.
    Petra verließ ihre
Single-Bleibe, holte den Kleinwagen aus der Tiefgarage und hatte wie üblich
Probleme hinter dem Lenkrad. Der Sitz war zwar weit nach hinten geschoben. Aber
für eine so stattliche Körpergröße wäre ein größeres Fahrzeug von Vorteil
gewesen. Doch dazu reichten Petras Mittel nicht. Außerdem verachtete sie
jeglichen Protz: Protzbunker, Protzschlitten, protziges Aufbrezeln, Protztypen
und Angabe.
    Petra fuhr durch die Innenstadt
und dann hinaus zum Nobelvorort Seidenwalde.
    Bernhard Kovechluser residierte
dort in der Seidenwalder Allee. Sein Anwesen war nummeriert mit der 33.
    Petra wußte: Es war nicht
einfach zu Kovechluser vorzudringen, zu ,einer Persönlichkeit des öffentlichen
Lebens’. Aber die junge Frau schaffte es, nachdem sie einem tschechischen
Hausmädchen weisgemacht hatte, sie wäre von der Presse und hätte ein spezielles
Anliegen zum Nutzen des Hausherren.
    Es war allgemein bekannt, dass
Kovechluser seine Baufirma wie auch seine politischen Geschäfte von hier aus
leitete: von seiner Seidenwalder Villa, einem mehrtraktigen Protzbunker der
geldigsten Bauweise.
    Petra wurde in ein Chefbüro
geführt, in dem die Wände nach afrikanischem Edelholz aussahen. Couch und
Sessel — dickpolsterig mit feinstem Leder — waren gemacht zum drauf
rumfaulenzen.
    „Chef kommt gleich“,
zwitscherte das Hausmädchen und verschwand.
    Petra setzte sich in einen der
Sessel.
    Eine andere Tür öffnete sich
und Kovechluser stürmte herein, ein breites Grinsen auf dem noch breiterem
Gesicht. Aber das Grinsen fror ein.
    Er hat mich erkannt, dachte
Petra.
    Wortlos setzte er sich hinter
den Schreibtisch und ragte dort auf wie ein Berg Cornedbeef. Er war 49,
rotgesichtig, massig, aber gorilla-flink. Die wenigen Haare besaßen keine
erkennbare Farbe, die Augen waren eisblau. Er hielt die Lippen geschlossen und
sprach wie üblich durch einen schmalen Spalt als hätte er den Mund voller Suppe
und sei bemüht, nicht zu sprühen.
    „Sie sind nicht von der Presse.
Sie sind diese verrückte Taubentante.“
    „Guten Tag, Herr Kovechluser.“
    „Sie heißen Delius. Richtig?“
    „Petra Delius.“
    „Und was wollen Sie?“
    Petra lächelte kühl. „Eine
delikate Angelegenheit, Herr Kovechluser.“

    „Delikat sind die Ratten der
Lüfte nur, wenn man sie brät.“
    „Eine delikate Angelegenheit,
Herr Kovechluser“, wiederholte Petra. „Über unsere gefiederten Freunde
unterhalten wir

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