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Mörderischer Stammbaum

Mörderischer Stammbaum

Titel: Mörderischer Stammbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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nein.“
    „Ich... handele nach bestem
Gewissen.“
    „Das hat Ihr Urgroßvater
wahrscheinlich auch gesagt. Und hat nach seiner Meinung nur ,wertlose* Frauen
umgebracht. Was auch immer das sein mag.“
    Schweigen. Es dauerte an.
Irgendwo im Haus wurde laut eine Tür geschlossen. Komisch!, dachte Petra.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, es wäre außer uns niemand da.
    Kovechluser erhob sich,
stöhnte, blickte zur Armbanduhr, dann zum Fenster hinaus in das schwindende
Tageslicht.
    „Ich werde darüber nachdenken,
Frau Delius. Ich kann Sie ja verstehen. Aber Sie müssen auch meinen Standpunkt
respektieren. Ich werde wirklich mit mir zu Rate gehen. Entweder ich bekenne
mich zu den traurigen Tatsachen — dazu, dass ich so einen Schandfleck in der
Ahnenreihe habe — oder ich füge mich Ihrem Druck, Ihrer Erpressung — ja, das
ist es — und schwenkte ein auf die Linie der bescheuerten Tierschützer. Sie
werden von mir hören.“
    „Wann?“
    „Geben Sie mir drei Tage...
also gut, zwei Tage Zeit.“ Petra nickte.

8. Kein Wort über Friedrich
     
    „Au Backe!“, rief Klößchen in
den Fahrtwind.
    Der Schoko-Freak rollte hinter
Tim mit seinem Bike, gefolgt von Gaby. Karl bildete das Schlusslicht. Und Gaby
hatte Oskar an die Leine genommen.
    TKKG radelten durch die
Seidenwalder Allee, die sich bekanntlich zwei Kilometer hinzieht und von
Luxus-Anwesen gesäumt wird. Wer hier wohnt, den interessieren Mieterhöhungen
nicht, denn er hat die eigenen Vier-Wände und falls er als Vermieter in
Immobilien investiert hat und somit von Mieterhöhungen profitiert, regeln das
seine Hausverwalter.
    „Was ist?“, fragte Tim über die
Schulter. „Ist dein Sattel zu hart?“
    „Nee, ich meine die Backe im
Gesicht.“ Klößchen prustete als hätte er den Mund voller Abwässer.
    „Und was ist da zu hart?“
    „Nichts. Aber mir fällt ein,
dass ich einen Termin verschwitzt habe. Heute Mittag hätte ich hin müssen zum
Zahnarzt. Zu Dr. Fritz-Eugen Bachrippe. Wir sind eben an seinem Haus
vorbeigekommen.“
    „Hast du Schmerzen?“,
erkundigte sich Gaby.
    „Nee, nur Karies.“
    „Schmerzen werden das erst
später.“ Karl lachte. „Kommt nur davon, dass du zuviel Schoko futterst. Die
geht schwer auf den Zahnschmelz. Sieh mich an! Ich esse überhaupt nichts Süßes
und hatte noch nie Karies, diesen Rostfraß an den Beißern.“
    „Aber deine Zähne sind gelb“,
boxte Klößchen zurück. „Weil du Tee trinkst. Das strahlendste Gelb deines
Lebens.“
    „Von diesem Dr. Bachrippe“,
sagte Gaby, „habe ich schon gehört. Er soll Gold unterschlagen haben.“
    „Gold?“, fragte Klößchen.
„Wobei?“
    „Na, bei seiner Arbeit. Er hat
kranke Zähne, die mit Goldkronen überzogen waren, extrahiert — also
rausgezogen, aber nicht den Patienten das Gold überlassen, sondern in die
eigene Schatzkiste gesteckt. Dann hatte er genug zusammen, und daraus hat er
seiner Frau eine schwere Goldkette arbeiten lassen. Aber er hatte Streit mit
dem Goldschmied und der hat’s weitererzählt. Bald hatte Bachrippe dann das
Finanzamt im Nacken — weil er die Goldbereicherung — immerhin war’s ein halbes
Kilo — heimlich gehandelt hat.“
    „Ein halbes Kilo?“, staunte
Karl. „Das ist ja wie bei ‘ner Goldader.“
    „Achtung!“, sagte Tim. „Das
eben war Nummer 29. Das übernächste Grundstück muß es sein.“
    Nummer 33, also. Wo der für das
Tauben-Fütterungsverbot verantwortliche Stadtrat Kovechluser wohnte. Den
wollten TKKG zur Rede stellen, bearbeiten, vom Gegenteil überzeugen. Um den
mörderischen Beschluss rückgängig zu machen, gab es nur einen Weg: sich den
Hauptverantwortlichen zur Brust nehmen.
    Tim war in Kampfstimmung, wozu
er sich selbst meistens sehr leicht überreden kann. Auch Gaby war wild
entschlossen. Kovechluser konnte sich auf was gefasst machen.
    Doch heute sollte er dem
Angriff der Kids noch mal entkommen, denn in diesem Moment kam Petra Delius aus
dem Grundstück Nr. 33, passierte das geöffnete schmiedeeiserne Tor und trat in
das graue Dämmerlicht der Seidenwalder Allee.
    Trotz schwindender Helligkeit —
Gaby erkannte die Frau sofort. „Hallo, Petra!“ Gaby sprang vom Rad. „Sie hier?
Nanu! Ich dachte. Sie wären in Wien.“
    Petra Delius hatte den
Autoschlüssel in der Hand, verharrte aber neben ihrem Kleinwagen. Freude
knipste ein Lächeln an.
    „Hallo, Gaby!“
    Zwei Tierschützerinnen umarmten
sich, und Tim musterte die studierte Erzieherin.
    Riesenweib!, dachte er. Und
sieht wahnsinnig nett

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