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Mörderischer Stammbaum

Mörderischer Stammbaum

Titel: Mörderischer Stammbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Gaby musste etliche Fragen beantworten —
und das mit einer gewissen Hast. Schließlich legte Tims Freundin auf. Sie
schien zufrieden zu sein.
    „Kovechlusers Alibi wird erst
morgen überprüft werden. Papi rechnet damit, dass es seine Richtigkeit hat.
Denn so plump würde der Stadtrat nicht lügen. Und nicht jeder seiner Leute wäre
in einer so kitzligen Angelegenheit zu einer Falschaussage bereit.“
    „Und Bierröder?“
    „Der kommt jetzt dran. Papi
besorgt sich nur noch den Durchsuchungsbefehl.“
    „Dann läuft die Chose“, meinte
Tim. „Und wir beziehen unseren Posten.“
    Alle schwangen sich auf die
Bikes und fuhren zurück in die Blechglanz-Straße.

21. Steckschuss und
Streifschuss
     
    Dieser Idiot, dachte Holger
Lewatzki, der kleine Bankräuber. Er hat nichts gemerkt. Er ist
größenwahnsinnig. Er fühlt sich sicher. Er unterschätzt einen wie mich. Nur
weil ich kurz gewachsen bin. Vonwegen! Klein, aber oho! Redl! Du bist ein
Idiot!
    In der Tat: Der
Giftköder-Fabrikant hatte nicht aufgepasst heute Mittag. Er hatte geglaubt, er
werde nicht verfolgt, als er Lewatzki verließ, für dessen stillen Teilhaber bei
allen künftigen Banküberfällen er sich hielt.
    Aber der ,Kleine’ war geschickt
und gewieft. Er hatte Redl verfolgt bis zurück zum Bankhaus Cash
& Lappen und dann weiter — mit dem Taxi — bis zu Redls Zuhause in der
kleinen Umland-Gemeinde.
    Von da an riss Lewatzkis
Beschattung nicht mehr ab. Er wartete auf eine günstige Gelegenheit. Teilhaber?
Mitwisser? Er würde Redl aus dem Wege räumen. Was anderes kam gar nicht in
Betracht.
    Als Redl dann abends in die
Stadt fuhr, um sich im ,Biereimer’ mit einem Gleichgesinnten zu treffen,
nämlich mit Bierröder, da war ihm Lewatzki — der inzwischen seinen grauen Kombi
geholt hatte — abermals auf den Fersen.
    Dumm der Zwischenfall mit der
Führerschein-Kontrolle. Aber das war ja dann glimpflich abgelaufen und die
Bullen konnten nicht ahnen, dass er Redl beobachtete. Nein, da gab’s keinen
Verdacht.
    Jetzt fuhr Redl mit der
brünetten Schnepfe nach Hause und eben hatte Lewatzki den Wagen überholt.
    Der ,Kleine’ wollte vor den
beiden in Redls Villa sein. Als Einbrecher. Und die Frau sollte Zeugin werden
für den Vorgang: heimkehrender Redl überrascht Einbrecher in seinem Haus und
wird von dem maskierten Unbekannten niedergeschossen. Einbrecher flieht
unerkannt. Hausherr ist mausetot. Die Frau kreischt und ruft dann die Bullen.
    Ja, so mache ich’s!, dachte
Lewatzki und das harte Gesicht an seinem semmelblonden Rundschädel wurde noch
härter.
    Er parkte auf einem dunklen
Feldweg hinter Redls Anwesen. Durch die Hintertür drang er ein. Er postierte
sich.
    Drei Minuten später fuhr Redls
Protzauto in die Garage. Stimmen vor der Haustür. Schrilles Lachen der Frau.
Die Tür wurde aufgeschlossen. Licht in der Diele.
    Lewatzki hatte eine
kleinkalibrige Pistole, die er vor acht Jahren in Barcelona auf einem Flohmarkt
gekauft hatte. Das Ding — ein zweischüssiger Derringer — funktionierte wie
geölt. Die Kugeln pfiffen höllisch. Aber die Pistole schoss ungenau. Auf drei
Meter Entfernung zog sie eine Handbreit nach rechts.
    Lewatzki wußte das.
Entsprechend weit hielt er daneben.
    „Und hier ist mein
Livingroom!“, dröhnte Redl. „Eingerichtet wie in den Fünfziger Jahren. Das ist
inzwischen sehr kostbar.“
    Er kam herein und machte Licht.
    „Das will ich sehen!“, rief
Sabrina, die eigentlich Hedwig hieß.
    Redl starrte den maskierten Typ
an. Und natürlich erkannte der große Schweinehund den kleinen Bankräuber an der
Figur.
    Der Derringer spie doppelläufig
Feuer. Peitschende Schüsse. Sabrina schrie wie am Spieß. Redl brach zusammen.
Ein grässlicher Anblick. Die Waffe wurde auf die Frau gerichtet.

    „Schnauze!“
    Das Kreischen verstummte.
    „Hinlegen!“
    Sie fiel auf die Knie, nahm
Bauchlage ein, streckte sich aus und faltete die Hände hinter dem Kopf, weil
sie das mal in einem Gangsterfilm gesehen hatte.
    „Zehn Minuten bleibst du
liegen!“, befahl Lewatzki durch seine Strumpfmaske.
    Er stürmte hinaus, pflückte im
Vorbeilaufen zwei kleine Gemälde von der Wand, die aber keinen Wert besaßen,
und kam unbehelligt zum Wagen.
    Ab die Post! Dem habe ich’s
gegeben, dachte er. Der ist hin. Kommt davon. Schmarotzer brauchen wir nicht.
    Zu spät fiel ihm ein, dass er
nicht nach dem Geld gesucht hatte — ,seinem Geld, seiner Beute’.
    Aber jetzt konnte er nicht mehr
umkehren.
     
    *
     
    Sabrina, die eigentlich

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