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Mörderischer Stammbaum

Mörderischer Stammbaum

Titel: Mörderischer Stammbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zum Halse raus.“
    „Das habe ich gemerkt.“
    „Wieso? Er hat sie doch mit
keinem Wort erwähnt.“
    „Aber er ist total abgefahren
auf Madeleine“, so nannte sich die Blondine, die in Wirklichkeit Erika hieß,
„und ein Mann tut das nicht, wenn er seine Traumfrau zu Hause hat.“
    „Kann schon sein.“
    „Was machst du eigentlich
beruflich, Lothar?“
    „Chemische Industrie.“
    „Oh!“
    „Ja, ich bin Chemie-Fabrikant.“
    „Schlaftabletten oder
Schlankheitspillen?“
    „Äh... Schlaftabletten.
Allerdings sehr starke.“
    „Schenkst du mir welche? Ich
kann oft nicht einschlafen.“
    „Äh... ich stelle
Schlaftabletten für Viecher her. Für Tiere.“
    „Was du nicht sagst!“, staunte
sie. „Haben die auch Schlafstörungen?“
    Er überlegte, was er darauf
antworten sollte, und entschied sich zu einem Achselzucken und einem
gemurmelten „offenbar!“
    Dann ärgerte er sich über den
Rowdy, der ihn in diesem Moment mit überhöhter Geschwindigkeit überholte. Es
war ein grauer Kombi und der Fahrer konnte kaum übers Lenkrad gucken. Der Wagen
verschwand im Nebel und Redl wandte sich wieder Sabrina zu, die eigentlich
Hedwig hieß.

20. Kovechlusers Alibi
     
    Es war spät, aber noch lange
vor Mitternacht, als TKKG in der Seidenwalder Allee vor Nummer 33 stoppten. Und
richtig! In Kovechlusers Protzbunker war noch Licht.
    Gaby hatte inzwischen zu Hause
angerufen und sich, herzerweichend bettelnd, die Erlaubnis geholt, noch nicht
heim zu müssen. Sie sei mit den Jungs unterwegs, hatte Tims Freundin erklärt.
Und das beruhigte Frau Glockner, denn trotz allen TKKG-Wagemuts wusste Gabys
Mutter doch, dass Tim eher ein Bein opfern würde als seine Freundin in Gefahr
zu bringen.
    „Kovechluser schläft noch
nicht“, sagte Klößchen und gähnte. „Unverständlich! Er könnte in die Poofe
kriechen, könnte sich vom Sandmännchen berieseln lassen und dann einen
wegschnarchen. Er muss doch nicht aufbleiben wie unsereins, dieser Meucheltäter
und Taubenfeind. Stattdessen hängt er wahrscheinlich vor der Glotze.“
    „Oder er ist seelisch erregt“,
meinte Karl, „weil er — nach seinem Info-Stand — erstmals mit Urgroßvater
Friedrich gleichgezogen hat. Zwar hat Bernhard die Petra nicht totgebissen.
Aber er wollte sie ersticken. Mit dem gleichen Ergebnis.“
    Gaby fröstelte, was nicht nur
an der nächtlichen Kälte lag. Denn menschliche Grausamkeit kann noch viel
kälter sein.
    Tim, der hinter seiner Freundin
stand, legte beide Arme um sie. Und Pfote kuschelte sich für einen Moment an
seine Schulter.
    „Also los!“, meinte der
TKKG-Häuptling dann. „Je später der Abend, umso unangenehmer die Gäste. Nehmen
wir uns den Mistkerl zur Brust!“
    Das Tor stand offenbar immer
offen. Sie lehnten die Räder an die Hauswand. Karl klingelte.
    Die Taktik hatten sie sich
zurechtgelegt. Von ihrem Wissen über den mörderischen Altvorderen sollte
zunächst nichts erwähnt werden. Vorausschauend auf das, was sein könnte, war
tricksen angesagt. Kovechluser sollte glauben, Petra halte ihr für Erpressung
taugliches Wissen noch immer unter Verschluss. Um es — wie sich das für eine verrückte
‚Taubentante’ gehört — gezielt einsetzen zu können.
    In der Diele flammte Licht auf.
Hinter dem Mattglaseinsatz der Haustür bewegte sich eine Gestalt.
    Eine Frau!, registrierte Tim.
Wahrscheinlich sein Ehe-Tiger. Na, mal sehen.
    Neben der Eingangstür wurde ein
schmales Fenster geöffnet. Die rechte Hälfte einer knochendürren Frau von Ende
Vierzig zeigte sich.
    „Ja?“
    „Guten Abend!“, grüßte Tim.
„Entschuldigen Sie die späte Störung! Aber wir müssen unbedingt mit Herrn
Kovechluser sprechen.“
    „Mein Mann ist jetzt nicht zu
sprechen. Es geht auf Mitternacht.“
    „Wir wissen, wie spät es ist,
Frau Kovechluser. Aber es muss sein.“
    „Wer seid ihr überhaupt?“
    Tim nannte seinen Namen und
besorgte die Vorstellung seiner Freunde.
    „Und worum geht’s?“
    Rosa Kovechluser zeigte jetzt
ihr ganzes Gesicht. Es erinnerte Tim an ein freundliches Pferd — mit großen
Zähnen und etwas dümmlichen Augen.
    „Um die Verbrechen“, erwiderte
er.
    „Mein Mann hat jeden
Montagnachmittag Sprechzeit im Rathaus. In seinem Büro im ersten Stock.“
    Tim atmete tief. „Wir verstehen
zwar, Frau Kovechluser, dass Sie uns um diese Zeit nicht hereinbitten wollen.
Aber ich betone noch einmal: Es muss sein. Sonst sind wir in einer halben
Stunde wieder hier: mit der Polizei.“
    Stille.
    „Polizei?“, tönte

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