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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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niesen.
    Walt Greenow im karierten Flanellhemd kam mit
einem Bühnenarbeiter von der Gasse herein. Beide schleppten Kabel und in Kisten
gepackte Geräte. »Hallo, Leslie«, sagte Walt. Sie quetschten sich an Wetzon
vorbei und verschwanden am Ende des Ganges. Sie schienen den fauligen Geruch
mitgebracht zu haben.
    »Entschuldigen Sie«, rief sie der Frau mit dem
orangefarbenen Haar zu. »Riecht es hier nicht irgendwie komisch?«
    Die Frau senkte äußerst widerstrebend ihre
Zeitung, dann schnaubte sie lautstark. »Oh, verdammt! Die haben es wieder
getan.« Sie stand auf und warf die Zeitung auf den Stuhl.
    »Würden Sie die Tür im Auge behalten?« Sie
wartete die Antwort nicht ab.
    Das Telefon hörte auf zu läuten. »Smith und
Wetzon«, meldete sich B. B.
    »Ich habe ein R-Gespräch von Wetzon in
Boston...« begann die Vermittlung.
    »Geht in Ordnung«, unterbrach B. B. sie.
    »Hallo, Häschen!« Phil Terrace tauchte aus dem
Korridor auf. »Hat jemand Mort gesehen?«
    »Tag, B. B.« Wetzon beantwortete Phils Frage mit
einem Kopfschütteln, und er öffnete die Tür und ging auf die Gasse hinaus.
    »Was stinkt denn hier so scheußlich?« Poppy
Hornberg trug ein Stück silbrigen Stoff. »Leslie? Haben Sie Mort gesehen?«
    Niemand nahm zur Kenntnis, daß Wetzon
telefonierte. »Nein, habe ich nicht«, sagte sie. Poppy runzelte die Stirn und
ging ins Haus zurück.
    »Wetzon...« sagte B. B.
    »Ist Phil hinausgegangen?« Fran Burke stand
direkt hinter ihr.
    »Bleib dran, B. B.« Zu Fran sagte sie: »Ja, vor
einem Moment.«
    Fran schleppte sich an ihr vorbei, stieß die Tür
mit seinem Stock auf und rief: »Phil?« Obwohl keine Antwort kam, ging Fran dennoch
hinaus und kam kopfschüttelnd ins Theater zurück. Er wirkte wütend. »Wenn du
ihn siehst, sag ihm, daß ich ihn suche.« Er stapfte denselben Weg zurück, den
er gekommen war.
    »B. B.? Bist du noch...« Aber die Worte blieben
ihr im Halse stecken, als jemand vorbeiraste, zur Tür hinaus, und Wetzon hart
gegen die Wand stieß. Sie vertrat sich den Fuß. »Autsch!« Sie ließ den Hörer
fallen.
    »Hallo? Wetzon? Wetzon?« Sie hörte B. B.s
Stimme, während der Telefonhörer hin und her schwang und an die Wand schlug.
    Sie griff danach und sprach hinein: »B. B.,
entschuldige. Hier geht es zu wie an der Grand Central Station. Ich rufe dich
später an.« Sie hängte das Telefon ein. Dann verlagerte sie ihr Gewicht
schwungvoll auf den schmerzenden Fuß. Du Tolpatsch, dachte sie. Sie hatte nicht
den Eindruck, daß sie sich den Knöchel verstaucht hatte, aber sie würde gut
daran tun, ihn mit Eis zu behandeln, und zwar sofort. Verdammt! Alle, die mit
der Show zu tun hatten, liefen wie Invaliden herum. Handgelenke in Gips, Beulen
an den Köpfen, Arme in Schlingen, verstauchte Knöchel. Dabei hatte sie nichts
als einen einfachen Anruf erledigen wollen.
    Wer hatte sie über den Haufen gerannt? Wohin war
er in solcher Eile gerannt? Wütend stieß sie mit der Schulter die Tür auf und
trat auf die Gasse. Der Schnee war eine Wohltat. Sie atmete tief und befreiend
durch und entdeckte Mark, der zitternd an der Backsteinmauer des Theaters
lehnte. Sein Gesicht war abgespannt, verängstigt. Er schien seine Hände im
Schnee zu reiben.
    Besorgt streckte Wetzon die Hand nach ihm aus,
aber er wich zurück. »Was ist los? Ist dir übel?« Mark stolperte, und sie
erwischte ihn. »Komm lieber mit hinein.« Er hatte keinen Mantel an, und seine
Lippen waren blau.
    Mark wehrte sich nicht, als sie seinen Arm um
ihre Schulter legte, ihn ins Theater schleppte und auf den leeren Stuhl des
Cerberus fällen ließ, auf die zerknitterte Zeitung.
    Er klammerte sich verzweifelt an ihre Hand. »Laß
mich nicht allein«, bat er inständig.
    Anscheinend wollte er noch etwas sagen, doch sie
unterbrach ihn. »Noch nicht. Komm erst zur Ruhe.« Als sie die Augen schloß,
tanzten blutige Tupfen auf ihren Lidern. Blutige Tupfen und blitzende Lichter.
Ihr Knöchel pochte.
    Sie öffnete die Augen, während sie immer noch
Marks zitternden Rücken tätschelte. Auf dem Boden verschmolzen Schnee und Sand
zu einer rostigen Suppe. Mark wackelte unruhig und summte leise vor sich hin.
Wetzon schlug ein Bein über. Ihr rechter Stiefel hatte unten herum, nahe der
Sohle, einen Rand aus verkrustetem rötlichem Schlamm. Und als sie an der Sohle
ihres linken Schuhs nachsah, entdeckte sie eine Schmiere aus Blut und
geschmolzenem Schnee.
    Langsam dämmerte es ihr: Jemand hatte eine
Blutspur bis zum Bühneneingang hinterlassen, wo

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