Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
Vom Netzwerk:
der kleine Raum
plötzlich voller Menschen gewesen wäre.
    Wetzon berührte ihre Wange. Wie hatte sie Blut
ins Gesicht bekommen? Wen hatte sie berührt? Fran?... Mark. Sie stampfte auf.
»Was ist bloß mit euch allen los? Geht mir aus dem Weg.« Sie versuchte, sich
zwischen Phil und Fran Burke durchzuwinden.
    Poppy kam von der Gasse herein, in Pelzmantel
und Springerstiefeln, gefolgt von Aline und Edward und... Kay...
    »Warte, bis wir es mit Sicherheit wissen«, sagte
Fran.
    »Was wissen?« fragte Poppy, während sie den
Schnee von ihrem Pelz schüttelte.
    »Gehen wir alle nachsehen«, schlug Phil vor. Er
klang, als wäre es eine Einladung zum Picknick.
    »Das geht nicht«, sagte Wetzon. »Sie würden den
Tatort verunreinigen.«
    Aline ließ ihren Blick über die Gesichter
wandern, als versuche sie, sich ein Urteil zu bilden. »Tatort?« fragte sie
vorsichtig.
    »Wovon redet sie?« Poppy starrte Wetzon
feindselig an.
    Phil lachte irre.
    »Seien wir lieber vorsichtig, was wir sagen«,
bemerkte Fran. »Poppy, du bleibst hier.«
    »Ganz bestimmt nicht«, erwiderte Poppy.
    Wie so ein verdammter Charlie-Chan-Film aus den
Vierzigern, dachte Wetzon, während sie ihnen nachsah, als sie abzogen.
    Poppys Stimme wurde zu ihr getragen: »Was ist
denn? Ihr könnt es mir ruhig sagen.«
    Wetzon sprang zum Telefon, tippte die 911 und
wartete. Kein Geräusch. Sie betrachtete den Hörer in ihrer Hand, dann ging ihr
Blick die Schnur entlang bis zu den vielfarbigen Wurzeln.
    Jemand hatte die Schnur aus dem Gehäuse
gerissen.

  »Er
ist hinüber. Tot!« Aline erschien als erste, dann Kay Lewis, die
ausnahmsweise fassungslos aussah. Aline bürstete ihr Cape und wiederholte
immerzu: »So viel Blut, so viel Blut.«
    »Wie in dem schottischen Stück«, murmelte
Wetzon.
    Mehr zu sich selbst als zu den anderen sagte Kay:
»Ich lebe schon so lange, daß ich dachte, ich hätte alles gesehen.«
    Aline starrte sie an. »Ich gehe ins Hotel
zurück. Edward, bitte.« Sie winkte einem kreidebleichen Edward und zog das Cape
fest um sich. Ihr Gipsverband war blutverschmiert.
    »Es wäre besser, die Polizei abzuwarten. Bis
jetzt ist sie noch nicht einmal gerufen worden.«
    »Doch.«
    »Wie denn...? O nein, doch nicht vom Telefon in
der Herrentoilette?«
    Aline nickte schaudernd.
    »So was Dummes.« Wetzon schritt wütend den
kleinen Raum ab. »Wer hat angerufen?«
    »Fran.«
    »Und vermutlich haben sich alle in die
Herrentoilette gedrängt?«
    Aline nicke wieder. »Komm, Edward.« Sie hielt
die Tür auf.
    Die kalte Luft war angenehm. Als ob die Natur
Vernunft an einen Tatort gebracht hätte. Was für ein absurder Gedanke. Die
naßkalte Gasse wurde plötzlich von dem sich drehenden Licht eines Polizeiautos
erhellt; Schneeflocken tanzten im Licht der Scheinwerfer. Zwei Polizisten in
Uniform stiegen aus dem Streifenwagen und knallten die Türen zu. Sie hielten
Aline und Edward an und wechselten ein paar Worte mit ihnen. Aline zuckte die
Achseln, und die Polizisten geleiteten sie höflich zum Theater zurück. Nur das
Knacken des Funkgeräts störte die Stille in der Gasse.
    »Leslie...« Walt stand direkt hinter ihr. »Nimm
das.« Er schob etwas in ihre Hand.
    »Was...?«
    »Steck’s weg. Stell keine Fragen.« Er roch nach
Schweiß.
    »Aber Walt...« Sie verstaute es in ihrer
Handtasche.
    »Es war in seiner Hand.« Walt wich zurück und
war verschwunden.
    Der Schnee fiel wie Puder, und sie dachte wieder
an Carlos, der im Remington’s saß und auf sie wartete. Sie sah auf die
Uhr. Nicht einmal eins. Der Gegenstand, den Walt ihr zugesteckt hatte, tauchte
aus ihrem Unterbewußtsein auf. Sie mußte nicht einmal nachsehen, um zu wissen,
was es war. Carlos’ geliebte Panthere-Uhr von Cartier.
    Ein weiterer Funkstreifenwagen kam rutschend in
der Gasse zum Halt und knallte mit einem dumpf knirschenden Geräusch gegen den
rechten Kotflügel des ersten. »Scheiße!« fluchte jemand, während die Tür auf
der Fahrerseite aufging.
    Konnte Carlos...? Unmöglich! Wetzon entfernte
sich weiter von der Tür. Nein. Mort hatte den Tod geradezu angezogen. Er hatte
sich jeden — oder fast jeden — zum Feind gemacht.
    Twoey stand wartend am Bühneneingang, und er
nahm die Sache sofort in die Hand, indem er sich als Produzent vorstellte. Der
Produzent? Da Mort aus dem Weg geräumt war, hatte Twoey sich selbst befördert. Hör
auf, Wetzon.
    Es begann die allzu vertraute Aufgabe, die
Anwesenden zusammenzutreiben, um Aussagen aufzunehmen. Twoey war überall, stellte
sie der

Weitere Kostenlose Bücher